Vorwort
Ein Jahr und einen Monat nach der Veröffentlichung der Potsdamer Erklärung, verließ Außenminister Byrnes plötzlich die Pariser Friedenskonferenz und ging nach Stuttgart, wo er versuchte, dem deutschen Volk die amerikanische Politik einem besiegten Reich gegenüber zu rechtfertigen.
Diese Bereitschaft, einer deutschen öffentlichen Meinung Wert zuzubilligen, bezeichnete einen fundamentalen und willkommenen Wendepunkt in unserer offiziellen Haltung, weil wir zuvor unsere Mission in Deutschland unter äußerster Mißachtung dessen, was die Deutschen von uns denken könnten, durchführten.
Der Wechsel kam nicht aus einer neuerlich entdeckten Zuneigung für unsere besiegten Untertanen. Mr. Byrnes legte seinen Finger auf den wirklichen Grund, als er sagte: Es ist nicht im Interesse des deutschen Volkes oder im Interesse des Weltfriedens, wenn Deutschland eine Schachfigur oder ein Partner in einem militärischen Machtkampf zwischen dem Osten und dem Westen werden würde."
Das war genau das, was bereits passiert war. Zu spät stellten wir fest, daß, während wir geschäftig und blind das deutsche Volk mit der Durchführung eines der brutalsten Friedensprogramme, das jemals einer besiegten Nation aufgezwungen wurde, uns entfremdeten, war Rußland, das uns angestachelt hatte, stillschweigend bei der Vorbereitung, als sein Champion aufzutreten und ihm durch die Errichtung eines vereinigten, wiederbelebten und kommunistischen Reiches einen Weg zur Flucht vor uns anzubieten und es der Sowjetunion einzugliedern. Dies war im Juli in Paris von Molotow klargemacht worden.
Deutschland ist mehr als nur eine Schachfigur im Machtkampf zwischen dem hinsichtlich der Welt ehrgeizigen kommunistischen Rußland und dem Westen - es ist der Hauptpreis. Der Weltkommunismus war schon lange begierig auf Deutschland als dem leuchtendsten Juwel in seiner Krone. Der Kreml weiß und wir wissen, daß vor der vereinten Macht von Sowjet-Rußland und einem wiederbelebten Reich das ganze Europa fallen müßte.
Eine solche Möglichkeit kann von Britannien nicht toleriert werden, das, mit einem feindlichen Europa im Rücken, seine Existenz bedroht sehen würde. Noch würden wir eine solche Bedrohung Englands hinnehmen, weil die Behandlung der Britischen Inseln als unserer ersten Verteidigungslinie am Atlantik eine der unbedingten Notwendigkeiten unserer derzeitigen Außenpolitik ist.
Vereinigung von Sowjet-Rußland und einem sowjetisierten Deutschland würde Krieg bedeuten. Um Krieg zu vermeiden, müssen wir darum verhindern, daß Rußlands Plan Früchte trägt. Daher ist es nötig, daß wir Deutschland auf unsere Seite ziehen und es dort halten.
Die Situation erfordert eine gründliche Überprüfung unseres deutschen Programms, die gefolgt sein muß von Änderungen, die erforderlich sind, einen anständigen Frieden herzustellen und die Deutschen davon abzuhalten, aus Verzweiflung zu den Russen überzugehen.
Die Zeit ist gekommen, vergangene Fehler offen zuzugeben und mutig den harten Tatsachen ins Auge zu sehen. Es ist für das amerikanische Volk notwendig, sich mit dem, was vorgegangen ist, vertraut zu machen und dafür zu sorgen, daß ordentliche Schritte zur Berichtigung unternommen werden und umgehend unternommen werden.
Dieses Buch ist als Beitrag zu diesem Zweck gedacht. Es legt mit einfachen Worten dar, was sich in Deutschland zugetragen hat, weil diese Kenntnis unbedingt erforderlich ist, sowohl um den deutschen Gesichtspunkt zu verstehen, als auch sich mit dem status quo bekanntzumachen, von dem aus wir mit Hilfsmaßnahmen weitergehen müssen. Es umreißt die Natur von Rußlands Plan zusammen mit einer Beschreibung der Fehler, die wir dadurch gemacht haben, daß wir so weit in die Falle gegangen sind. Und schließlich bringt es einige Vorschläge für eine Friedensregelung mit Deutschland, die zugleich gerecht und dauerhaft sein würde.
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