Vorwort des Verlegers zur Ausgabe 1992
Ralph Franklin Keelings Schreckliche Ernte (Gruesome Harvest) erschien im Jahre 1947. Zu der Zeit, als das Buch geschrieben wurde, war das besiegte, geteilte und amputierte Deutschland von den Armeen seiner Eroberer besetzt. Deutsche Städte waren Trümmerhaufen; seine Wirtschaft ein verzweifeltes Kratzen ums Überleben; seine Menschen apathisch, zynisch, demoralisiert. Jedoch innerhalb von einigen Jahren erstand aus den Ruinen ein neues Deutschland oder besser zwei neue Deutschlands. Die Währungsreform von 1948 und die Errichtung der Bundesrepublik Deutschland legten den Grundstein für das wohlhabendste und "demokratischste" Deutschland in der Geschichte. Es stimmt, daß die Deutsche Demokratische Republik in der Sowjetzone im Osten und noch mehr das geteilte Berlin ein Symbol der Teilung und das Spektrum für die Rivalität im Kalten Krieg zwischen den beiden nuklearen Supermächten blieben. Man sollte annehmen, daß mit den erregenden Ereignissen, die mit dem spontanen Niederreißen der Berliner Mauer am 9. November 1989 begannen und im totalen Zusammenbruch des Kommunismus' und der Vereinigung der Bundesrepublik Deutschlands mit der Deutschen Demokratischen Republik ihren Höhepunkt fanden, die kurzen, bitteren Jahre der Nachkriegserschöpfung ins wohlverdiente Land der Vergessenheit verbannt worden wären.
Warum dann die Wiederveröffentlichung dieses Buches mit seinem Fokus an etwas mehr als zwei Nachkriegsjahren, mit seinem reißerischen Untertitel Der Alliierte Nachkriegskrieg Gegen das Deutsche Volk. Genau darum, weil diese beschämende Periode, von den Amerikanern vergessen und von den Deutschen unterdrückt, verdient, zurückgerufen zu werden, um zu zeigen, was wirklich passierte, nicht wie das Wunschdenken es haben möchte.
Amerikaner von heute, die von den Standardakademikern und beliebten Historikern unterrichtet wurden, verbinden die amerikanische Nachkriegsrolle in Deutschland vor allem mit zwei Ereignissen, beide mit höchstmöglicher Selbstbeglückwünschung interpretiert: Die Nürnberger Prozesse und der Marschallplan, mit denen, Dank der amerikanischen Großzügigkeit, die Menschen in Deutschland in der Lage waren, eine freie Gesellschaft und eine freie Wirtschaft wieder aufzubauen.
Unsere Landsleute erinnern sich zwar an den Marschallplan, haben dagegen seinen Vorläufer, den Morgenthauplan vergessen, der von dem Finanzminister während des Krieges, Henry Morgenthau und seinem engsten Berater, Harry Dexter White, ausgearbeitet wurde und auf eine dauerhafte Zerstörung von Deutschlands industriellem Herzen abzielte, mit - als seiner unausweichlichen Konsequenz - Hungertod und Krankheiten von Millionen und Abermillionen von Deutschen. Wie Schreckliche Ernte klar zeigt und kürzliche Studien weitgehend dokumentiert haben, bildete Morgenthaus und Whites Plan für Völkermord die Grundlage für Amerikas hauptsächliche Weisungen für die Besatzungspolitik, JCS 1067, vom Beginn der Besatzung an (für eine kürzliche Untersuchung s. "Der Morgenthauplan und das Problem von Pervertierung der Politik" ["The Morgenthau Plan and the Problem of Policiy Pervertion"], The Journal of Historical Review, Herbst 1989).
Indem er größtenteils Berichte und Reden dieser Minderheit von amerikanischen Journalisten und Staatsmänner heranzieht, die mutig die anfängliche Nachkriegs-Besatzungspolitik ihrer Regierung ablehnten, demonstriert Autor Keeling in Schreckliche Ernte weitgehend die Auswirkungen dieser Politik während der zwei Jahre, die dem "V-E Day" folgten. Gewaltsame Vertreibung aus den Ländern ihrer Vorfahren und Diebstahl ihrer Häuser und ihres Eigentums; Diebstahl von Kapital in großem Umfang und ungeheure Ausnutzung für Sklavenarbeit; Mißhandlung von Frauen von Gruppenvergewaltigung zu Schwarzmarkt-Konkubinat; Zensur, Bücherverbrennung, Konzentrationslager, Sippenhaft, Berufsverbot und andere "Nazi"-Praktiken, waren im besetzten, "entnazifierten" Deutschland von 1945 bis 1948 an der Tagesordnung.
Andere Studien, die auf dem Zugang zu Dokumenten basierten, die Keeling oder anderen Schriftstellern 1947 nicht zur Verfügung standen, haben die schockierenden Enthüllungen in Schreckliche Ernte bestätigt und erweitert. Alfred de Zayas Nemesis at Potsdam (die deutsche Übersetzung hat den Titel: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen [d.Übersetzer]), James Bacque Other Losses (Andere Verluste) [und Crimes and Mercies: Das Schicksal der deutschen Zivilbevölkerung unter der alliierten Besatzung 1944-1950, d.Ü.], Udo Walendy Die Methoden der Umerziehung und zahlreiche andere Historiker haben darüber hinaus die überwiegende Rolle bestätigt, die die offizielle U.S. Politik bei diesen beschämenden Ereignissen spielte.
Es sollten hier einige Punkte über den Morgenthauplan und die allgemeine U.S. Besatzungspolitik gemacht werden. Erstens, der Morgenthauplan, der hauptsächlich von Morgenthaus Assistenten Harry Dexter White ausgearbeitet wurde, der später bei Anhörungen im Kongreß als Sowjetagent identifiziert wurde, bildet einen Teil der Fortführung der amerikanischen und alliierten Kriegs- (und wohl auch der Vorkriegs) Politik: Sie war weit davon entfernt, nur ein Instrument der Rache als Antwort auf "Nazi" Untaten zu sein (ungeachtet dessen, daß die hauptsächlichen Autoren beide jüdisch waren). Jahre unaufhörlicher antideutscher Propaganda, die sich mehr oder weniger offener offizieller Unterstützung erfreute; Franklin Delano Roosevelts bewußte Mißachtung der Neutralität Amerikas durch seine Parteinahme und Hilfe für die Alliierten, eingeschlossen die Sowjetunion; seine lange Kampagne, Deutschland in den Krieg im Atlantik zu verwickeln; indem sie Roosevelts Führung folgten, das Bestehen der Alliierten auf Deutschlands "bedingungsloser Kapitulation"; die Alliierte Politik des Massenmordes deutscher Zivilisten aus der Luft; und die geheime Konferenz während des Krieges, bei der Roosevelt, Churchill und Stalin das Komplott der Teilung der Beute nach Deutschlands Zusammenbruch schmiedeten: Alles das waren die logischen und tatsächlichen Vorboten für das Flirten der amerikanischen Regierung mit dem Völkermord in Deutschland in den ersten Jahren der Besatzung.
Zweitens, trotz der Fortführung von Amerikas Zielen während des Krieges und gleich nach dem Krieg, war, den Deutschen einen karthagischen Frieden aufzuzwingen, im Sinne von Amerikas traditioneller Außenpolitik, keine "amerikanische" Politik; im Sinne der elementarsten geopolitischen Tatsachen war es überhaupt keine Politik. Zusammengeschustert von Anglophilen, Freunden der Sowjets und Juden, die von Hitlers Rassenpolitik aufgebracht waren, konnte die versuchte Vernichtung der Deutschen von George Washingtons Ermahnung gegen "andauernde, unversöhnliche Antipathie gegen bestimmte Nationen" nicht weiter entfernt sein (in seiner unsterblichen Abschiedsrede am 17. September 1776). Noch konnte das Umwandeln des wirtschaftlichen und politischen Herzens Europas in ein unterbevölkertes Kartoffelfeld, wie im Morgenthauplan vorgesehen, der neuen amerikanischen gebieterischen Nachkriegspolitik, mit Charles Beards bemerkenswerter Phrase- "immerwährenden Krieg für immerwährenden Frieden "- , nützlich sein, in der ein geheuchelter "Antikommunismus" und eine oft angekündigte sowjetische Bedrohung als Vorwand für staatskapitalistisches Sicheinmischen und Wucher in nie dagewesenem Umfang diente, ein "Goldenes Zeitalter", das seinen Prototyp nach dem Bürgerkrieg in den Schatten stellte.
Dadurch der große Wandel, dessen Anzeichen Keeling bereits in Schreckliche Ernte Beachtung schenkt, von der Ausrottung Deutschlands zur Wiederherstellung eines wirtschaftlich blühenden jedoch politisch kastrierten "Partners." Der Marschallplan (der, soweit es den Wiederaufbau Westdeutschlands betraf, ohnehin mehr Symbol als Substanz war: England und Frankreich erhielten jedes mehr als zweimal soviel Hilfe als das bedürftigere Deutschland); die Währungsreform im Jahre 1948 und das graduelle Werden der halbsouveränen Bundesrepublik Westdeutschland waren die unvermeidlichen Konsequenzen einer Konfrontation mit der Sowjetunion (und deren deutschem Satelliten) und dadurch fortgesetzte amerikanische Führung in Europa. Kurz gesagt, trotz der Bemühungen von Amerikanern wie Ralph Keeling, Dr. Austin App (dessen schärfste Breitseiten gegen die "Morgenthau Ära" kürzlich in der Sammlung Keine Zeit für Schweigen (No Time for Silence) in Neuauflage erschienen) und anderen, wurde Amerikas Deutschlandpolitik mehr durch Berechnung als durch Menschlichkeit umgewandelt.
Was die Gegenwart und Zukunft angeht, sollte daran erinnert werden, daß die deutsche Nation Gegenstand - vor allem intellektuell und psychologisch - in einem Wertesystem und einer Geschichtsauslegung bleibt, die ihm während der Besatzungsjahre aufgezwungen wurden. Diese vorgeschriebene Vergangenheitsbewältigung schreibt vor, daß praktisch alles, was die Deutschen von 1933 bis 1945 taten, schändlich oder verbrecherisch war, fortgesetzt in den Schulen unterrichtet, in den Medien hinaustrompetet und der durch Zensoren, Polizei und Gerichte Nachdruck verschafft wird (im heutigen Deutschland ist es ist eine Straftat, den Mythos des "Holocaust" anders als mit sklavischer Ehrerbietung zu behandeln). Der daraus resultierende Alpdruck von Schuld wird regelmäßig von Deutschlands Feinden, ausländischen und inländischen, heraufbeschworen, um solche Schwindelgeschäfte wie die endlose "Wiedergutmachung" von Kriegsverbrechen (wirklichen und ausgedachten) und die Unterhaltung von Hunderttausenden von "Asylsuchern" aus der Dritten Welt auf Kosten der Öffentlichkeit zu finanzieren.
Man sollte hoffen, daß Schreckliche Ernte die Amerikaner mit der Ungerechtigkeit und dem Wahnsinn einer Politik bekanntmacht, die auf die Zerstörung einer Nation und eines Volkes abzielte und es sollte ein Trost sein, daß es Beweise dafür gibt, daß viele Amerikaner in der Tat der Forderung nach Vernunft und Anstand leidenschaftlich Ausdruck gaben. Ein Leuchtturm in einer der dunkelsten moralischen Stunden Amerikas, möge er dabei helfen. den Weg zu der klugen Politik des Nichteingreifens in die Streitigkeiten der Alten Welt zurückzufinden, die ein Bollwerk der alten Republik war.
- T.J. O'Keefe, April 1992
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