Kapitel II

Ausrottung durch Überbevölkerung

Sogar 1937 war Deutschlands Lebensraum für die starke Bevölkerung zu klein und hatte natürliche Resourcen nur in Form von Ackerland und Vorkommen von Kohle und Pottasche. Das landwirtschaftlich genutzte Land war durch intensiven Anbau während 1.000 bis 2.000 Jahren überbeansprucht, und der Boden hatte während und nach dem kürzlichen Krieg keinerlei Dünger erhalten. Sogar als es reichlich Dünger gab und die Gebiete noch in Ordnung waren, hatte Deutschland nie mehr als 80 Prozent der erforderlichen Nahrungsmittel und andere bäuerliche Produkte herstellen können.[1] Der Rest mußte im Austausch für Kohle und andere Erzeugnisse eingeführt werden.

Als das landwirtschaftlich genutzte Land überbevölkert wurde, mußte Deutschland sich auf die Herstellung von Gütern umstellen. Durch Einfuhr von Eisenerz und Ausnutzung der Kohle- und Kali-Resourcen bis zum äußersten, hatte Deutschland die zweitgrößte Stahl- und Chemische-Industrie aufgebaut, die sodann die "Werkstatt Europas" bildete, den durchschnittlichen Lebensstandard Europas anhob und direkt oder indirekt volle Zweidrittel der eigenen Bevölkerung versorgte.

Als Folge der Zerstörung durch totale Kriegführung und absichtliche alliierte Politik, waren diese industriellen Resourcen jetzt zum größten Teil verschwunden. Ohne diese, waren über die Hälfte der deutschen Arbeiter nun auf den Boden als einzige Lebensmöglichkeit angewiesen. Unter diesen Umständen ist es äußerst zweifelhaft, daß das Land, sogar wenn alles, was 1937 vorhanden war, intakt geblieben wäre, die gewaltige, jetzt arbeitslose industrielle Bevölkerung auch nur auf der Ebene des nackten Überlebens hätte versorgen können.

Ohne abzuwarten, raubten die Eroberer rücksichtslos Land, das 28 Prozent des Lebensraumes darstellte und einen noch größeren Prozentsatz der Nahrung erbrachte und zwei der drei hauptsächlichen Kohleregionen einschloß. Um die Sache noch schlimmer zu machen, vertreiben sie Millionen von Deutschen aus den verlorenen Provinzen sowie aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei und anderswo in das verbleibende Reich, bringen eine große Anzahl von "Displaced Persons" in das geschlagene Deutschland hinein und, im Fall von Rußland und Frankreich, unterhalten große Besatzungsarmeen, die ebenfalls vom Land leben. Sowohl die "Displaced Persons" als auch die Besatzungsmächte erfreuen sich der Bevorzugung gegenüber den Deutschen dadurch, daß sie, was immer sie an Nahrung und anderen Gegenständen benötigen, einfach requirieren können, um in vergleichsweiser Bequemlichkeit und Luxus zu leben. Man kann sich die beklagenswerte Situation, die durch diese Aktionen geschaffen wird, gut vorstellen.

Die Atlantik Charta hatte versprochen:

"Keine Erweiterung:" Keine territorialen Änderungen, die nicht mit den frei geäußerten Wünschen der betroffenen Menschen in Einklang stehen." "Das Recht aller Menschen, die Regierungsform zu wählen, unter der sie leben wollen." "Allen Nationen die Möglichkeit, in Sicherheit innerhalb der eigenen Grenzen zu leben." "Ein Frieden.....der die Sicherheit garantiert, daß alle Menschen in allen Ländern ihr Leben in Freiheit und ohne Angst und ohne Mangel an notwendigen Dingen leben können."

Bei ihrem Beschluß in Jalta bestätigten die Großen Drei ihr Bekenntnis "zu den Prinzipien der Atlantik Charta" und sagten, daß sie "das Recht aller Menschen, die Regierungsform zu wählen, unter der sie zu leben wünschen, aufrecht erhalten würden." Doch in derselben Erklärung gestehen sie Rußland die östliche Hälfte Polens zu, und versprechen den Polen als Ersatz "Übernahme beträchtlicher Gebiete" in Ostdeutschland - alles ohne Rücksicht auf "die Wünsche der betroffenen Menschen," "frei geäußert" oder sonstwie.

Wenn Jalta auch vorschreibt, daß die genaue Größe der Gebiete, die Polen erhalten soll, einer endgültigen Entscheidung bei der Friedenskonferenz vorbehalten werden muß, konfrontierte Rußland in Potsdam die beiden westlichen Alliierten mit einem gebietsmäßigen fait accompli. Es hatte ein Drittel Ostpreußens als eigene dauernde Aneignung in Besitz genommen und der polnischen Marionette die ganzen deutschen Gebiete östlich der Oder und Neiße gegeben. Sogar der drastische Morgenthau-Plan hatte nur verlangt, daß Polen der Teil Ostpreußens zugestanden werden solle, der nicht von Rußland in Besitz genommen wurde sowie das oberschlesische Kohle- und Industriegebiet. Jedoch zusätzlich zu diesen Gebieten hatte Polen sich nun das deutsche Posen, ganz Pommern und Niederschlesien angeeignet sowie den östlichen Teil Brandenburgs - den besten Teil des Brotkorbes des Reiches. Beim Drängen der beiden Alliierten, diese Aneignungen als dauernd zu akzeptieren, argumentierte Rußland, daß bei der Invasion der Roten Armee so viele deutsche Bewohner geflohen seien, es nun, um die Gebiete wieder produktiv zu machen, erforderlich sei, diese in die russische und polnische Wirtschaft entlang den bereits gezogenen Linien einzugliedern [2]

Rußlands Aneignung von Königsberg und des anschließenden ostpreußischen Gebietes wurde in Potsdam akzeptiert, und es wurde dem seither auch nicht widersprochen. Die Hauptstadt Ostpreußens wurde in Kaliningrad umbenannt und in einen für die Sowjetunion höchst wertvollen Warmwasserhafen ausgebaut, die meisten deutschen Bewohner wurden vertrieben, und die ganze Region wurde durch und durch russifiziert.[3]

Was das deutsche Land betrifft, das die Polen besetzen, entscheidet Potsdam, daß "die endgültige Festlegung der westlichen Grenze Polens einer Friedensregelung vorbehalten bleiben solle"; es erlaubt jedoch, daß die Gebiete zwischenzeitlich "unter der Verwaltung des polnischen Staates bleiben." Dieses Arrangement scheinbar als eine de facto Anerkennung ihres Rechtes auf dieses Gebiet betrachtend, fuhr Polen fort, Millionen von deutschen Bewohnern zu enteignen und zu vertreiben und sie durch Polen zu ersetzen.

Wenn auch Moskau Polen glauben ließ, daß es die fraglichen deutschen Provinzen behalten konnte, begannen deutsche Kommunisten mit sowjetischer Rückendeckung im Frühjahr 1946 den Deutschen gegenüber anzudeuten, daß es möglich sei, daß das ganze Land oder ein Teil desselben zurückgegeben und Polen selbst wieder zwischen Rußland und Deutschland aufgeteilt werden könnte, wenn das Reich einverstanden sei kommunistisch und Mitglied der Sowjetunion zu werden. Marschall Schukov hatte im April deutschen Kommunisten gegenüber einen solchen Vorschlag geäußert, und im Juli hatte Molotow in Paris dieser Taktik zugestimmt, als er sich, zur Bestürzung seiner westlichen Alliierten, klar für ein gebietsmäßig vereinigtes, zentralisiertes, starkes Reich aussprach. Er lehnte insbesondere jegliche territorialen Amputationen im Westen ab und, wenn er auch den Gegenstand nicht berührte, erlaubte die Schlußfolgerung, daß einige oder alle östlichen Gebiete zurückgegeben werden könnten.

Der Schlag kam als unangenehme Überraschung besonders für Frankreich und die Vereinigten Staaten, deren "harte Friedens"-Programme, die, wie sie annahmen, Rußlands herzlichen Beifall gefunden hatten, schwere Amputationen des Reiches verlangten. Es wurde klar, daß Rußland die Programme nur solange befürwortete, wie seine westlichen Freunde sie durchführen und sich dadurch das deutsche Volk auf Dauer entfremden würde.

Als schließlich klar wurde, daß wir dem russischen Versuch, deutsche Sympathie und Unterstützung zu erhalten, gleiches entgegenzusetzen hätten, machte Mr. Byrnes es den Deutschen in Stuttgart klar, daß, wenn auch die Vereinigten Staaten die polnische Forderung nach deutschem Gebiet weiterhin unterstützen würden, sie nicht notwendigerweise auch in Erwägung zögen, die westliche polnische Grenze auf Dauer an der Oder festzulegen. Er hatte die klare Absicht, die Vereinigten Staaten in eine Position zu bringen, jedem Angebot seitens der Russen, den Deutschen alle oder Teile der verlorenen östlichen Gebiete zurückzugeben, entsprechend zu begegnen. Am Tag darauf versammelte sich eine Menschenmenge, die geballten Fäuste gereckt, vor der Residenz des amerikanischen Botschafters in Warschau und rief: "Nieder mit den Verteidigern Deutschlands!"

Ein Sprecher der polnischen Marionetten-Regierung warnte öffentlich davor, daß Polen "kämpfen wird", wenn der Versuch gemacht werde, die westliche Grenze auf die Ostseite der Oder zu verschieben. Wenig später erklärte Stalin, daß er Polens gegenwärtige Grenzen als dauernd ansehe. Mit der auf diese Weise matt gesetzten Situation und auf eine Friedensregelung wartend, bleibt Polen - was sehr leicht dauernd werden kann - im Besitz der umstrittenen Gebiete.

In der Zwischenzeit führte Frankreich einen erbitterten Kampf, Deutschland lebenswichtige Gebiete abzunehmen. Es bestand darauf, daß das Reich durch wirtschaftliche und politische Zergliederung auf Dauer geschwächt werden müsse, verlangte, daß die Ruhr abgetrennt und internationalisiert, das Rheinland in einen selbständigen Staat umgewandelt werde und Frankreich die Erlaubnis bekomme, die reichen Kohle- und Industrieregionen der Saar zu annektieren. Indem es die Regelung dieser Fragen und seine maßlosen Forderungen über alle bilateralen Abmachungen und Bündnisse stellte, versuchte es die Regelung zu erzwingen, indem es alle Versuche der Alliierten, Deutschland als wirtschaftliche Einheit zu sehen, blockierte.

Vor dem Molotow Schlag in Paris, waren Frankreichs Forderungen gegen Deutschland durch französische Kommunisten mit Moskaus Rückendeckung unterstützt worden. Doch gerade als es den stärksten Versuch unternahm, die Zustimmung der Alliierten bei seinen ernstlichen Absichten bezüglich Westdeutschlands zu erhalten, ließ Molotow es plötzlich im Stich und machte den unvorhergesehenen Vorschlag für deutsche territoriale Einheit und Unterstützung. Indem er die vorgeschlagene Industrialisierung der Ruhr glatt ablehnte und einbeziehend, die französische Annexion der Saar, zitierte er aus Stalins Rede vom 2. November 1942, in der dieser gesagt hatte, es ist "genau so unmöglich, Deutschland zu zerstören, wie Rußland." Er lehnte jeden "alamode" Plan, das Reich zu zergliedern oder es in Weideland zu verwandeln, oder, wie vorgeschlagen, in eine Föderation oder Konföderation umzuwandeln ab, er verlangte Viermächtekontrolle und Verwaltung der Ruhr.

Trotz dieser scharfen Ablehnung territorialer Änderungen in Westdeutschland, versprachen die Vereinigten Staaten, im Gegenzug für ein französisches Versprechen, die Behandlung Deutschlands als wirtschaftliches Ganzes nicht länger zu blockieren, französische Forderungen hinsichtlich der Saar zu unterstützen, woraufhin Frankreich begann, sich durch die Aneignung anschließender Gebiete zu vergrößern. Aber in Stuttgart folgte Mr. Byrnes, nachdem er das Versprechen, die französische Forderung nach der Saar zu unterstützen, wiederholt hatte, Mr. Molotows Beispiel und lehnte die Abtrennung der Ruhr und des Rheinlandes ab. Sein Widerstand, unterstützt sowohl von Rußland als auch Britannien, wird bei zukünftigen französischen Forderungen unzweifelhaft erhebliche Mäßigung zur Folge haben.

Byrnes erklärte, daß, abgesehen von der Saar und den östlichen Gebieten, die, wie bei der Friedenskonferenz beschlossen, an Rußland und Polen gehen,

.......die Vereinigten Staaten keinen Übergriff auf Gebiet unterstützen werden, das unbestreitbar deutsch ist oder irgendeine Teilung Deutschlands unterstützen, die nicht wirklich von den betroffenen Menschen gewünscht wird. Soweit es den Vereinigten Staaten bewußt ist, wünschen die Menschen an der Ruhr und im Rheinland, im restlichen Deutschland zu verbleiben. Und die Vereinigten Staaten werden sich diesem Wunsch nicht widersetzen.

Mit den genannten Ausnahmen, wandte Mr. Byrnes, hier mit aufschlußreicher Wirkung, auf Deutschland die Prinzipien der Atlantik Charta an. Es sollte keine Ausnahmen geben. Wenn diese Prinzipien die Ruhr und das Rheinland betreffen, was sie auch tun, so betreffen sie in gleicher Stärke die Saar und die deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße Linie. Solche Prinzipien können nicht nur als angenehme Trumpfkarten in dem schmutzigen Spiel der Machtpolitik benutzt werden ohne die Welt davon zu überzeugen, eingeschlossen die Deutschen, daß unser Standpunkt ohne Prinzip, von Natur aus widersprüchlich und voreingenommen ist, daß ihnen demzufolge zu Unrecht Gebiete vorenthalten werden, die für ihre Existenz lebenswichtig sind.

Die Deutschen haben lange unter Überbevölkerung gelitten. In früheren Jahren suchten sie Erleichterung durch Kolonien und Auswanderung in großem Umfang zu bekommen, was uns übrigens das starke deutsche Element in unserer eigenen Bevölkerung gebracht hat. Später gingen sie zu intensiver Industrialisierung über. Nach dem I. Weltkrieg wurden ihnen die Kolonien abgenommen, Auswanderung wurde durch Hindernisse wie Einwanderungsquoten erschwert, und ihr Heimatland wurde von 208.830 auf 181.699 Quadratmeilen reduziert. Nach dem II. Weltkrieg wurde die Auswanderung überhaupt verboten, und alle Deutschen in Europa werden in einem Heimatland zusammengepfercht, das weiterhin auf nur 133.000 Quadratmeilen verkleinert wurde.

Wenn auch Deutschlands Bevölkerung nur halb so groß ist wie unsere, war das Gebiet im Jahre 1937 nur ein Sechzehntel der Größe unseres Gebietes oder ungefähr so groß wie die Gebiete von Michigan, Indiana, Ohio und Pennsylvania zusammengenommen. Seit den gegenwärtigen Verlusten an Polen, Rußland und Frankreich, muß man ein Gebiet von der Größe Pennsylvanias abziehen, was bedeutet, daß die 70 Millionen Deutschen in ein Gebiet gezwängt werden, das nicht größer ist als Michigan, Indiana und Ohio.

Man muß sich vorstellen, daß die Hälfte der Bevölkerung der Vereinigten Staaten gezwungen würde, in diesen drei Staaten zu leben, in denen die Städte, Fabriken, Eisenbahnen und anderen Herstellungsstätten vernichtet wurden!

Die sich daraus ergebende Zusammendrängung der Bevölkerung ist ungeheuer. Denkende Menschen in Frankreich sind zu recht besorgt, daß es eine weitere Verletzung ihres Gebietes nach sich ziehen könnte, hervorgerufen von Millionen verzweifelter Deutscher, die sich einer Vernichtung durch Überbevölkerung gegenübersehen.

Einer Diplomatie, die solche Pulverfässer schafft, fehlt es ganz einfach an Staatskunst und Menschlichkeit. Es wäre nur zu verstehen, wenn es nach einem sowjetischen Entwurf geschähe.

Massenvertreibung von Auslandsdeutschen in das geschrumpfte Reich

Die gewaltsame Vertreibung von Deutschen aus den verlorenen deutschen Gebieten und sonstwo in Osteuropa, ist eines der schwärzesten Seiten der Geschichte.

Potsdam gibt die Erlaubnis, indem es sagt,

.....es muß ein Transfer der deutscher Bevölkerung oder Elementen davon, die in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn verblieben sind, durchgeführt werden.

Es wird jedoch hinzugefügt

....jeder Transfer, der stattfindet, sollte geordnet und auf humane Art und Weise durchgeführt werden.

Ca. 15 Millionen Menschen werden durch diese Anordnung zu Opfern gemacht: Eine halbe Million aus Ungarn, fast drei Millionen aus der Tschechoslowakei, und die meisten der in den von Rußland und Polen in Besitz genommenen deutschen Gebieten Verbliebenen.

Potsdam verlangt die Annullierung aller Nazi Gesetze, die sich auf Diskriminierung auf Grund von Rasse beziehen und erklärt: "Keine solche Diskriminierung, ob legal oder nicht, wird toleriert." Doch diese erzwungene Auswanderung deutscher Bevölkerungen gründet sich genau und ausgesprochen auf rassische Diskriminierung. Die betroffenen Menschen sind zumeist Frauen und Kinder einfacher Bauern, Arbeiter und Handwerker, deren Familien seit Jahrhunderten in den Häusern gewohnt haben, aus denen sie jetzt hinausgeworfen werden und deren einzige Straftat ihr deutsches Blut ist. Wie "geordnet und human" ihre Verbannung war, ist jetzt in den Archiven festgehalten.

Winston Churchill übertrieb nicht, als er, sich auf die Vertreibung ca. drei Monate nach dem D-Day beziehend, das House of Commons unterrichtete:

Es ist nicht unmöglich, daß sich hinter dem Eisernen Vorhang, der zur Zeit Europa teilt, eine Tragödie ungeheuren Ausmaßes abspielt.[4]

Das konservative Mitteilungsblatt Review of World Affairs zitiert aus einem vertraulichen Memorandum eines angesehenen europäischen Wirtschaftsexperten:

Seit Ende des Krieges wurden in Ostdeutschland und Südosteuropa ca. 3.000.000 Menschen, zumeist Frauen und Kinder und ältere Männer getötet; ca. 15.000.000 Menschen wurden deportiert oder mußten aus ihren Häusern fliehen und sind noch unterwegs. Ungefähr 25 Prozent dieser Menschen, über 3.000.000, sind verschwunden. Ca. 4.000.000 Männer und Frauen wurden nach Osteuropa und Rußland als Sklaven deportiert.....Es scheint so, als sei die Eliminierung der deutschen Bevölkerung aus Osteuropa - wenigstens 15.000.000 Menschen - in Übereinstimmung mit den Beschlüssen in Jalta geplant worden. Churchill hatte zu Mikolajczyk gesagt, als letzterer während der Verhandlungen in Moskau dagegen protestiert hatte, Polen zu zwingen, Ostdeutschland zu integrieren: "Machen Sie sich keine Sorgen um die fünf oder mehr Millionen Deutschen. Stalin wird sich darum kümmern. Sie werden keine Last damit haben. Sie werden aufhören zu existieren."[5]

Dr. Lawrence Meyer, leitender Sekretär der Lutherischen Kirche der Synode von Missouri, sagte nach einer Tour durch Deutschland:

Ca. 16.000.000 deutsche Flüchtlinge östlich der Oder werden aus ihren Häusern vertrieben. Es wird geschätzt, daß 10.000.000 bereits ausgetrieben wurden. Die menschliche Tragödie und das Leid, das durch diese "Volkswanderung" verursacht werden, sind in der Geschichte ohne Beispiel. Hunger, Kälte, Krankheit und Tod ist das Schicksal von Millionen. Ein authentischer Augenzeugenbericht über das körperliche Elend der meisten der Flüchtlinge ist wie folgt wiedergegeben:

"Ein großer Schleppkahn wird langsam über die Oder gezogen. Darauf liegen auf Stroh ca. 300 Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahre. In der ganzen Gruppe gibt es kaum ein Zeichen von Leben. Ihre hohlen Augen, ihre geschwollenen Bäuche, Knie und Füße sind deutliche Zeichen von Verhungern. Sie sind nur die Vorhut von Hunderttausenden - Millionen von heimatlosen, zerstörten, hungrigen, kranken, hilflosen, hoffnungslosen menschlichen Wesen, die nach Westen flüchten - westlich der Oder und Neiße.

"Vertrauen in Gott - in seine Güte und Barmherzigkeit - ist die einzige Hoffnung der heutigen Deutschen. Und Gott sei Dank ist in vielen noch der Glaube an Gott, gegen den während der vergangenen Dekade die Furien der Hölle vergeblich angestürmt sind."[6]

Korrespondenten der Chicago Daily News gegenüber beschrieben russische Offiziere die Vertreibung aus Polen und der Tschechoslowakei wie folgt:

Die Polen haben östlich der Oder alle Deutschen ausgeräumt, und jetzt steht dieser ganze Besitz jedem Polen, der ihn will, zur Verfügung.

Die Tschechen haben sich auf ihre eigene Weise um die Deutschen im Sudetenland gekümmert - und es ist nicht schön. Sie treiben sie zusammen nur mit dem, was sie tragen können und setzen sie in Bewegung.

Nachdem er 14 Monate als Direktor des Koordinierungsbüros von AMGs Regionaler Regierung gedient hatte, sagte Dr. James K. Pollock nach seiner Rückkehr auf seinen Posten als Professor für politische Wissenschaften an der Universität von Michigan im August 1946, daß die meisten der 2 1/4 Millionen Vertriebenen aus Ungarn und dem Sudetenland alte Frauen und Kinder sind. Er sagte:

Die Deutschen, die wir bekommen, sind zumeist aus dem Sudetenland oder Deutsche, deren Familien seit ca. 500 Jahren in Ungarn lebten. Sie kommen in schrecklichem Zustand an. Den Frauen wurden sogar die Eheringe abgenommen bevor sie fortgehen mußten. In vielen Fällen haben sie nur die Kleider, die sie anhaben.[7]

Ein Offizier kommt zur Tür der Opfer und befiehlt, daß sie in ein paar Stunden gehen müssen und nur 30 bis 100 Pfund Gepäck mitnehmen können. aber nichts von Wert, das ihnen vielleicht helfen könnte, anderswo einen neuen Anfang zu machen. Der Besitz, den sie zurücklassen müssen, wird vom Staat konfisziert. Jeder arbeitsfähige Mann, der gefunden wird, wird in die Sklaverei geschickt. Die anderen beginnen dann ihre gefährliche Flucht (Hegira) in das übervölkerte Deutschland, vollkommen ohne gesetzlichen Schutz, Gegenstand jeder Art von Mißbrauch, den man sich nur vorstellen kann, eingeschlossen Raub, Prügel, Vergewaltigung und Mord.

Ein Bericht im Dezember 1945 gibt eine Vorstellung von dem traurigen Zustand der Verbannten in dem neuen Polen, wo Hunderttausende aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben wurden und nun ziellos umherwandern. Frühere deutsche Städte wie Breslau, werden als fast von den Deutschen entvölkert beschrieben, mit Polen, die nun ihren Platz einnehmen. Der Bericht fährt fort:

Hunderttausende von Menschen in Polen sind ständig in Bewegung, ruhelos auf der Suche nach einer Stelle, an der sie in dem kriegszerstörten Land etwas zum Leben ausgraben können. Auf jeder Eisenbahnstation und Kreuzung, warten Männer, Frauen und Kinder auf Transporte. Gruppen von menschlichen Wesen, fast versteckt unter Paketen und Büchsen und anderen Überbleibseln dessen, was einmal ihre Häuser und Wohnungen gewesen sein müssen, warten an Straßenrändern oder in zerstörten Dörfern auf irgendeinen Transport, der sie anderswohin bringen kann. Leben mit Geburt und Tod geht sogar in diesen nomadischen Strömen weiter, und überall sieht man die Frauen sich um die Kranken kümmern oder Babies nähren.[8]

Ein Augenzeugenbericht über die Ankunft eines Zuges in Berlin, der Polen mit genau 1.000 Flüchtlingen verlassen hatte.

Neunhundert und neun Männer, Frauen und Kinder schleppten sich und ihr Gepäck im Lehrter Bahnhof aus einem russischen Zug, nachdem sie 11 Tage in Viehwagen von Polen aus unterwegs waren.

Soldaten der Roten Armee trugen 91 Leichen aus dem Zug, während Verwandte schrien und weinten, als ihre toten Körper auf amerikanische ...geliehen/gepachtete ... Lastwagen verfrachtet und zur Beerdigung in einer Grube in der Nähe eines Konzentrationslagers fortgefahren wurden.

Der Flüchtlingszug war wie eine makabere Arche Noah. Jeder Waggon war vollgestopft mit Deutschen...die Familien bringen den ganzen irdischen Besitz in Säcken, Taschen und Koffern mit...Säuglinge leiden am meisten, weil ihre Mütter nicht in der Lage sind, sie zu nähren, und diese werden häufig wahnsinnig, wenn sie die Kleinen vor ihren Augen langsam verhungern sehen. Heute mußten vier schreiende, gewalttätige, wahnsinnige Mütter mit Stricken gefesselt werden, um zu verhüten, daß sie andere Passagiere anfielen.

"Viele Frauen versuchen, ihre toten Babys mitzunehmen," sagte ein russischer Eisenbahnbeamter. "Wann immer wir eine weinende Frau sehen, durchsuchen wir die Bündel, um sicher zu sein, daß sie kein totes Kind bei sich hat."[9]

Der Korrespondent der New York Daily News, Donald Mackenzie, berichtet ebenfalls von Berlin:

In dem windigen Innenhof des Stettiner Bahnhofs saß eine Menge deutscher Flüchtlinge, Teil von 12.000.000 bis 19.000.000 Enteigneter aus Ostpreußen und Schlesien in Gruppen in peitschendem Regen und erzählte die Geschichte ihres elenden Pilgerzuges, in dem mehr als 25 Prozent am Straßenrand starben und die Verbliebenen so unterernährt waren, daß sie kaum die Kraft hatten zu gehen.

Schmutzig, ausgezehrt und ihre geringen verbliebenen Besitztümer in Stoffetzen verpackt bei sich, wandten sie sich ab, wenn man sich ihnen in der Eisenbahn-Endstation näherte, in der Erwartung, geschlagen, beraubt oder schlimmeres zu werden. An diese Erwartung hatten sie sich gewöhnt.

Eine Krankenschwester aus Stettin, eine gutaussehende Blondine, erzählte, wie ihr Vater von russischen Soldaten erstochen wurde, die, nachdem sie ihre Mutter und Schwester vergewaltigt hatten, versuchten in ihren Raum einzubrechen. Sie entkam und versteckte sich mit vier anderen Frauen vier Tage lang in einem Heuhaufen....

Im Zug nach Berlin war sie einmal von russischen Truppen und zweimal von Polen geplündert worden.... Frauen, die sich widersetzten wurden erschossen, sagte sie, und bei einer Gelegenheit sah sie einen Wachmann ein Kleinkind bei den Beinen nehmen und seinen Schädel gegen einen Pfosten schlagend, weil das Kind geschrien hatte, während der Wachmann seine Mutter vergewaltigte.

Ein alter Bauer aus Schlesien sagte ..... Opfer wurden aller Sachen beraubt, die sie hatten, sogar ihrer Schuhe. Kleinkindern wurden die Windeln abgenommen, so daß sie zu Tode froren. Alle gesunden Mädchen und Frauen, sogar diejenigen, die 65 Jahre und älter waren, wurden im Zug vergewaltigt und dann beraubt, sagte der Bauer.[10]

Der Präzedenzfall für diese unmenschlichen Vertreibungen war lange vor Potsdam in Rumänien gesetzt worden, bei dem, einem diplomatischen Bericht aus Bukarest zufolge, 520.000 rumänische Bürger deutscher Abstammung, Männer zwischen 17 und 45 Jahren und Frauen zwischen 18 und 30 Jahren, wie Sklaven zusammengetrieben und nach Sowjet-Rußland transportiert worden waren. Das Dokument sagte, "es gab herzzerbrechende Szenen und viele zogen Selbstmord einem unbekannten Schicksal in Sowjet-Rußland vor."[11]

Die Vereinigten Staaten leisteten ihren eigenen direkten Beitrag dazu, indem sie mehr als 16.000 Menschen deutscher Herkunft aus den lateinamerikanischen Ländern auswiesen, wozu sie die Genehmigung erhielten, indem sie von Washington aus verschiedene Arten von Druck auf diese Länder ausübten, wiesen sie ohne Prozeß in diesem Land aus, hielten sie hier ohne Verbindung zur Außenwelt und immer noch ohne Prozeß, um sie schließlich aus dieser Hemisphäre zu deportieren, wo viele von ihnen von England und Frankreich in die Sklaverei geschickt wurden.[12]

Diese Massenvertreibungen eingeborener Bevölkerungen sind so verwerflich wie nur irgend etwas sein könnte, dessen die Nazis beschuldigt werden, und haben seitens der Deutschen tiefen Groll durch alle Klassen hervorgerufen. Wenn Amerika seine Hände sauber gehalten hätte und besonders wenn es, was es getan haben sollte, dies gebrandmarkt hätte, würde die deutsche Achtung uns gegenüber gestiegen sein. Wie die Dinge stehen, beschuldigen die Deutschen uns fast ebenso wie die Russen und Polen. Unsere Hände sind ebenfalls mit dem Blut von Millionen unschuldiger Opfer dieses brutalen, durch und durch unamerikanischen Programms befleckt.

Abgesehen von den moralischen Gesichtspunkten der Angelegenheit, das Abladen all dieser Millionen enteigneter, hilfloser Menschen in das was von dem zerschlagenen Deutschland übriggeblieben ist, häuft Chaos auf Chaos und trägt dazu bei, die gesamte deutsche Nation in ein riesiges Belsen oder Buchenwald zu verwandeln.


Anmerkungen

[1]Karl Brandt, "The Rehabilitation of Germany", address 11. Okt. 1944, Chicago Council of Foreign Relations (Rat für Auslandsangelegenheiten von Chicago)
[2]Wurde von U.S. Außenminister Byrnes bei seiner Rede in Stuttgart am 6. Sept. 1946 vorgebracht.
[3]Hal Foust, Berlin, 14. Juli 1946, Chicago Tribune Press Service
[4]16. August 1945, wie von E.R. Noderer, Chicago Tribune Press Service, berichtet
[5]Zitiert von Se. Homer Capehart in speech before U.S. Senate, 5. Febr. 1946
[6]Dieselbe Quelle wie Nr. 5
[7]Statement to press conferenz 22. Aug. 1946 in Washington, D.C., as reported by John Fisher, Chicago Tribune Press Service
[8]Chicago Tribune Press Service, Stockholm, Schweden, 13. Dez. 1945
[9]Henry Wales, Berlin, 18. Nov. 1945, Chicago Tribune Press Service
[10]Congressional Record, 4. Dez. 1945, S. 11554 und New York Daily News, 8. Okt. 1945
[11]Chicago Herald American, 1. April 1945, S. 16
[12]Chicago Daily Tribune, 14. März 1946


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