Gusenbauer: "Viele Täter des Holocausts waren Österreicher"

Quelle:  ORF.at

Die moralische Verantwortung Österreichs angesichts der an den Juden begangenen Verbrechen hat Bundeskanzler Alfred Gusenbauer zum Auftakt seines Besuchs in Israel und den palästinensischen Gebieten angesprochen.

"Viele Täter des Holocaust waren Österreicher. Viele Österreicher waren Teil der Nazi-Maschine, die Tod, Leiden und Zerstörung über Europa gebracht hat. Viele Österreicher zogen es vor wegzuschauen, als die jüdischen Nachbarn starben und litten", erklärte Gusenbauer gestern bei einer Rede im Interdisziplinären Zentrum von Herzliya, wo dem Kanzler die Ehrendoktorwürde verliehen wurde.

Österreich habe viele Jahre benötigt, bis es bereit war, seine moralische Verantwortung für die "schwärzeste Periode unserer Geschichte" anzuerkennen, sagte Gusenbauer weiter in seiner Dankesrede.

Zwei-Staaten-Lösung "einzig denkbarer Weg"

Österreich sehe wie die EU die Zwei-Staaten-Lösung als einzig denkbaren Weg für den israelisch-palästinensischen Konflikt, so Gusenbauer. "Das läßt keinen Freiraum für Interpretationen über das Existenzrecht Israels."

Kranzniederlegung am Rabin-Denkmal

Unmittelbar nach seiner Landung in Tel Aviv war Gusenbauer zum Sitz der Stadtverwaltung gefahren, wo Ministerpräsident Yitzhak Rabin im November 1995 ermordet worden war. Bei dem am Ort des Attentats errichteten Denkmal legte er einen Kranz nieder.

Heute wird Gusenbauer die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und das Museum der Geschichte des Holocaust in Jerusalem besuchen. Anschließend stehen Gespräche mit Staatspräsident Schimon Peres und Ministerpräsident Ehud Olmert sowie mit Oppositionsführern auf dem Programm.

Vor seinem Rückflug nach Wien wird Gusenbauer in Ramallah im Westjordanland mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und Ministerpräsident Salam Fayyad sowie Chefverhandler Saeb Erekat zusammentreffen. Außerdem ist eine Kranzniederlegung am Grab von Yasser Arafat geplant.