In Hamburg dürfen zwei Pädagogen nicht mehr unterrichten, weil sie Mitglieder der NPD sind

Sonst ist ihnen nichts vorzuwerfen.

Von Kerstin Kohlenberg

Am Morgen des 11. Juni erhielt die Hamburger Grundschullehrerin Karin Schmutzler per Boten einen Brief der Schulbehörde. »Sehr geehrte Frau Schmutzler«, hieß es darin, »wegen der Gefährdung des ordentlichen Schulablaufes und der Störung des Betriebsfriedens an der Grundschule Buckhorn werden wir Sie unter Fortzahlung Ihrer Bezüge vom Unterricht freistellen.«

Kurz darauf bekam auch ihr Ehemann Post. Es war das Entlassungsschreiben von der privaten katholischen Grundschule Farmsen.

Vier Tage zuvor war öffentlich geworden, dass das Ehepaar in der rechtsextremen Szene aktiv ist. So machte sich das jüngste der vier Schmutzler-Kinder an diesem Morgen ohne den Vater in die Schule nach Farmsen auf.

16 Jahre lang dachten die Schmutzlers, dass ein Leben als Lehrer mit rechtsextremer Überzeugung prima funktionieren kann. Von 1992 bis 1997 unterrichtete Karin Schmutzler, 45, an Hamburgs staatlichen Schulen, seit 1993 mit einem festen Vertrag. Als ihr Mann 1997 sein Studium abschloss und an der privaten katholischen Grundschule Farmsen eine Stelle fand, ging Karin Schmutzler in Mutterschutz und kümmerte sich in den nächsten neun Jahren um die Kinder.

Es hatte nie Probleme gegeben. Deshalb stimmte Karin Schmutzler im Frühjahr 2006 auch zu, als ein WDR-Team sie für einen Beitrag über rechtskonservative Frauen mit Familie interviewen wollte. Ihr Mann hatte schon 1987 mit 22 Jahren als Student in Wiesbaden für die NPD kandidiert, sie selbst war Anfang 2000 den Hamburger Republikanern beigetreten, 2002 kandidierte sie für den Bundestag, danach wechselte sie zur NPD. Außerdem leitete sie den Preußenchor.

Karin Schmutzler hatte Ambitionen und gab daher im Garten ihres Hauses bereitwillig Auskunft. Sie trug einen roten Janker, eine schwarze Hose und eine schwarz-weiß gestreifte Bluse, die Farben der NPD. Die Augen waren grün geschminkt, die dunkelbraunen Haare wehten im Wind. Nur ihren Namen ließ sie ändern.

Es hat ihr nichts genützt. Als der Beitrag am 31. Mai 2006 im WDR gesendet wurde, hörte man Frau Schmutzler darin Dinge sagen wie: »Ich höre lieber Leute rufen: 'Ausländer raus', als: 'Deutschland, verrecke'.«

Oder: »Wir sind dafür, Kindergeld nur an deutsche Familien zu zahlen.«

Ein Journalist des NDR spielte dem Verfassungsschutz die Sätze vor, der sie als eindeutig rechtsextrem einstufte. Außerdem brachte er in Erfahrung, dass Karin Schmutzler seit August 2006 mit einer Viertelstelle wieder in den Hamburger Schuldienst zurückgekehrt war.

Der Verfassungsschutz kennt Karin Schmutzler seit ihrer Kandidatur für die Republikaner. Ihren Mann beobachtet die Behörde, seit er Mitte der neunziger Jahre die Burschenschaft Chattia in Hamburg mitbegründet hatte.

Die enge Verbindung der Chattia zur rechtsextremen Szene und gesellige Abende mit ehemaligen SS-Angehörigen im Hause der Schmutzlers hatten den Verfassungsschutz aufmerksam werden lassen. Der Schulbehörde gaben die Verfassungsschützer zum ersten Mal in diesem Jahr einen Hinweis. Auch die Schulaufsicht wurde informiert, aber es hatte keine Beschwerden über Karin Schmutzler gegeben. Und die Mitgliedschaft in der NPD ist nicht verboten.