Dresden - 13.-14. Februar 1945:

Verbrechen am deutschen Volk !



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09.02.2009
KIRCHE


"Nach Auschwitz werde ich nicht fahren"

14 Fragen an den Bischof der Piusbruderschaft Richard Williamson
Williamson wollte sich nicht auf ein direktes Interview einlassen, sondern
bestand darauf, daß ihm die Fragen per Fax nach Argentinien geschickt
wurden; seine Antworten kamen per E-Mail zurück. Sie wurden in einem
Telefonat von Williamson und dem Anwalt der Piusbruderschaft bestätigt.

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SPIEGEL: Der Vatikan fordert, daß Sie die Leugnung des Holocaust widerrufen,
und droht damit, Sie nicht mehr als Bischof einzusetzen. Wie werden Sie
reagieren?

Williamson: Ich habe in meinem ganzen Leben immer die Wahrheit gesucht.
Deshalb bin ich zum Katholizismus konvertiert und Priester geworden. Ich
kann auch jetzt nur etwas erklären, von dem ich überzeugt bin. Weil ich
einsehe, daß es viele ehrliche und kluge Menschen gibt, die anders denken,
muß ich nun die historischen Beweise nochmals einsehen. Ich habe das ja in
dem Interview mit dem schwedischen Fernsehen gesagt: Es geht um historische
Beweise, nicht um Emotionen. Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde
ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen.
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SPIEGEL: Wie kann ein gebildeter Katholik den Holocaust leugnen?

Williamson: Ich hatte mich mit dem Thema in den achtziger Jahren
beschäftigt. Damals hatte ich verschiedene Schriften gelesen. Im Interview
habe ich den Leuchter-Report zitiert, er schien mir plausibel. Nun sagt man
mir, dieser sei wissenschaftlich widerlegt. Damit werde ich mich jetzt
auseinandersetzen.
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SPIEGEL: Sie könnten doch persönlich nach Auschwitz fahren.

Williamson: Nein, nach Auschwitz werde ich nicht fahren. Ich habe mir das
Buch von Jean-Claude Pressac bestellt, auf Englisch heißt das "Auschwitz.
Technique and operation of the gas chambers". Es ist nun zu mir als Ausdruck
unterwegs, ich werde es lesen und studieren.
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SPIEGEL: Die Bruderschaft hat Ihnen ein Ultimatum bis Ende Februar gestellt. Nehmen Sie auch einen Bruch in Kauf?

Williamson: Im Alten Testament sagt der Prophet Jona zu den Seeleuten, als
das Schiff seinetwegen in schwerer Seenot ist: "Nehmt mich und werft mich
ins Meer, damit das Meer sich beruhigt und euch verschont. Denn ich weiß,
daß dieser gewaltige Sturm durch meine Schuld über euch gekommen ist." Die
Bruderschaft hat eine religiöse Mission, die meinetwegen Schaden nimmt. Ich
prüfe jetzt die historischen Beweise. Wenn diese mich nicht überzeugen, dann tue ich alles, was in meiner Kraft liegt, um unter keinen Umständen die Kirche und die Priesterbruderschaft weiter zu beschädigen.
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SPIEGEL: Was bedeutet für Sie die Aufhebung der Exkommunikation durch Papst
Benedikt XVI.?

Williamson: Wir wollen immer nur katholisch sein, nichts anderes. Wir haben
ja keine eigenen Lehren entwickelt, sondern bewahren nur das, was die Kirche
immer gelehrt und praktiziert hat. Und als in den sechziger und siebziger
Jahren alles im Namen dieses Konzils verändert wurde, da war das plötzlich
ein Skandal. So sind wir an den Rand der Kirche gedrängt worden, und nun,
wenn das Scheitern dieser Veränderungen an den leeren Kirchen und dem
überalterten Klerus deutlich wird, rücken wir wieder in die Mitte. Das ist
so bei uns Konservativen: Wir behalten recht, wir müssen nur lange genug
warten.

SPIEGEL: Im Vatikan wurde behauptet, man kenne Sie nicht. Ist dem so?

Williamson: Die meisten Kontakte laufen über Bischof Fellay und den
Generalrat, dem ich nicht angehöre. Aber drei von uns vier Bischöfen waren
2000 bei Kardinal Castrillón Hoyos zu einem privaten Essen. Es war eher ein
Kennenlernen, sicher sprachen wir auch über theologische Fragen und
philosophierten ein wenig. Der Kardinal war sehr freundlich.
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SPIEGEL: Zu den großen Errungenschaften der katholischen Kirche zählt das
Zweite Vatikanische Konzil. Warum erkennen Sie es nicht in vollem Umfang an?

Williamson: Es ist absolut unklar, was wir da anerkennen sollen. Ein
wichtiges Dokument heißt "Gaudium et spes", Freude und Hoffnung. Darin wird
von der völkerverbindenden Wirkung des Massentourismus geschwärmt. Man wird
von einer konservativen Gemeinschaft aber kaum verlangen können, den
Ballermann gut zu finden. Dann geht es um die Ängste und Nöte. Hier wird ein
Atomkrieg zwischen den Supermächten genannt. Sehen Sie, davon ist vieles
schon überholt. Diese Konzilstexte sind immer wieder zweideutig. Weil keiner
wußte, was das eigentlich bedeuten soll, begann kurz nach dem Konzil jeder
zu tun, was er wollte. Das führt zu diesem theologischen Chaos, das wir
heute haben. Was sollen wir nun anerkennen, die Zweideutigkeit oder das
Chaos?
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SPIEGEL: Ist Ihnen eigentlich bewußt, daß Sie die Kirche mit Ihren extremen
Ansichten spalten?

Williamson: Nur die Verletzung der Dogmen, also der unfehlbaren Lehrsätze,
zerstört den Glauben. Das Zweite Vatikanische Konzil hat selbst erklärt,
keine neuen Dogmen zu verkünden. Heute tun die liberalen Bischöfe so, als
sei es eine Art allumfassendes Superdogma, und begründen damit eine Diktatur
des Relativismus. Das widerspricht den Texten des Konzils.
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SPIEGEL: Ihre Position zum Judentum ist durchgehend antisemitisch.

Williamson: Der heilige Paulus formuliert das so: Die Juden sind geliebt um
der Väter willen, aber unsere Gegner um des Evangeliums willen.
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SPIEGEL: Wollen Sie sich bei Ihrem Antisemitismus allen Ernstes auf
katholische Tradition und die Bibel berufen?

Williamson: Unter Antisemitismus wird mittlerweile sehr viel verstanden.
Etwa, wenn man das israelische Vorgehen im Gaza-Streifen kritisiert. Die
Kirche verstand unter Antisemitismus immer, Juden deshalb abzulehnen, weil
sie jüdische Wurzeln haben. Das ist kirchlich verurteilt. Das versteht sich
übrigens in einer Religion, deren Gründer und alle wichtigen Personen ihrer
Frühgeschichte Juden waren, von selbst. Was aber wegen dieser vielen
Judenchristen im Frühchristentum auch klar ist: daß alle Menschen zu ihrer
Erlösung Christus bedürfen, alle Menschen, auch die Juden.
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SPIEGEL: Der Papst reist demnächst nach Israel und besucht die
Holocaust-Gedenkstätte. Lehnen Sie das auch ab?

Williamson: In das Heilige Land zu pilgern ist eine große Freude für
Christen. Ich wünsche dem Heiligen Vater das Beste dabei. An Jad Waschem
stört mich, daß dort Papst Pius XII. angegriffen wird, obwohl niemand
während der Nazi-Zeit mehr Juden gerettet hat als er. Er ließ etwa
Taufbescheinigungen für verfolgte Juden ausstellen, um sie vor der
Verhaftung zu bewahren. Diese Fakten werden ins Gegenteil verdreht.
Ansonsten wünsche ich mir, daß der Papst auch Blick und Herz für die Frauen
und Kinder hat, die im Gaza-Streifen verletzt wurden, und daß er sich für
die christliche Bevölkerung in Bethlehem verwendet, die mittlerweile
eingemauert ist.
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SPIEGEL: Ihre Äußerungen haben große Verletzungen und Empörungen in der
jüdischen Welt verursacht. Warum entschuldigen Sie sich nicht?

Williamson: Sollte ich erkennen, daß ich mich geirrt habe, werde ich das
tun. Ich bitte jeden Menschen darum, mir zu glauben, daß ich nicht
absichtlich etwas Unwahres gesagt habe. Ich war aufgrund meiner Recherchen
in den achtziger Jahren von der Richtigkeit meiner Äußerungen überzeugt. Ich
muß nun alles nochmals prüfen und mir die Beweise ansehen.
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SPIEGEL: Erkennen Sie zumindest die universellen Menschenrechte an?

Williamson: Als in Frankreich die Menschenrechte proklamiert wurden, sind in
ganz Frankreich Hunderttausende umgebracht worden. Wo die Menschenrechte als
eine objektive Ordnung verstanden werden, die der Staat durchsetzen soll, da
kommt es immer zu einer antichristlichen Politik. Wenn es darum geht, dem
Einzelnen die Freiheit seines Gewissens gegen den demokratischen Staat zu
erhalten, da erfüllen die Menschenrechte eine wichtige Funktion. Der
Einzelne bedarf dieser Rechte gegen einen Staat, der sich als Leviathan
geriert. Das christliche Verständnis vom Staat ist aber ein anderes, so daß
die christlichen Menschenrechtstheorien mehr betonen, daß die Freiheit nicht
Selbstzweck ist. Es geht nicht um Freiheit von etwas, sondern um Freiheit
für etwas. Für das Gute.
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SPIEGEL: Ihre Äußerungen und die Rücknahme Ihrer Exkommunikation haben
weltweit Proteste hervorgerufen. Können Sie das nachvollziehen?

Williamson: Ein einziges Interview im schwedischen Fernsehen ist nun seit
Wochen ein Hauptthema in Deutschland. Ja, das wundert mich schon. Ist das
bei allen Gesetzesverletzungen in Deutschland so? Wohl kaum. Nein, ich bin
hier nur das Werkzeug, damit gegen die Priesterbruderschaft und den Papst
agiert werden kann. Offenbar hat der deutsche Linkskatholizismus es
Ratzinger noch nicht verziehen, daß er Papst geworden ist.

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Die Fragen stellten die SPIEGEL-Redakteure Peter Wensierski und Steffen
Winter.

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