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     October 27, 2005 
    
    
    
       
      Der Liberalismus ist spätestens seit Richard Herzingers Strafanzeige 
      gegen die Sleipnir -Redaktion1 
      im Jahre 1995 in Deutschland so gut wie tot. Eine rühmliche Ausnahme 
      bildet hier der Verleger und Publizist André F. Lichtschlag und die 
      Autoren seiner Zeitschrift eigentümlich frei2 
      , auf die wir am Ende dieses Aufsatzes noch kurz eingehen werden. 
     
    
       
      Richard Herzingers ist Deutschlands liberaler Ajatolla und genießt unter 
      Liberalen und auch Libertären - ja sogar im nationalen Lager - größtes 
      Ansehen, gar Kultstatus. Kritik an Herzinger gilt als Humorlosigkeit. Hier 
      Herzingers Anzeige in Faksimile .3 
      - Der prominenteste liberale Theoretiker Deutschlands ruft nach der 
      Polizei und fordert Gefängnisstrafe, glaubt, sich als kleiner mieser 
      Denunziant entpuppen zu müssen, wenn ihm ein Produkt publizistischer 
      Kollegen begegnet. Das ist, als ginge eines Morgens die Sonne im Westen 
      auf. 
       
      Ich weiß gar nicht, was bei mir überwiegt: Ekel, Verachtung, Totlachen 
      oder Mitleid. 
       
      In trauter Einigkeit befindet Herzinger sich im übrigen mit dem sich 
      linksnational gerierenden, u.a. für Junge Freiheit und wir 
      selbst schreibenden Herbert Ammon, dessen Anzeige gegen die 
      Sleipnir -Herausgeber hier zu sehen ist.4  
       
      Wir erwarten also anläßlich des Zündel-Prozesses seitens deutscher 
      Liberaler keinerlei Opposition gegen die faschistischen Zustände in der 
      BRD. Es wird einige leise kritische Stimmen geben, die wir beobachten und 
      über die wir berichten werden. Zu rechnen ist mit Wortmeldungen der 
      Nachdenklichkeit und der Bauchschmerzen z.B. von Christian Bommarius, 
      Horst Meier oder Claus Leggewie. 
     
    
       
      Alle anderen werden den Prozeß gegen Ernst Zündel als das Normalster der 
      Welt, als das Normalste in einem demokratischen Rechtsstaat, der Mitglied 
      der Vereinten Nationen ist, betrachten. Dieser Staat hat die UN-Charta und 
      Menschenrechtskonventionen unterzeichnet und sieht sich in der Tradition 
      der Aufklärung. Auch eine Verurteilung Ernst Zündels wird für diese Leute 
      das Selbstverständlichste der Welt sein. Sie haben keine Ahnung davon, daß 
      es nie zu einem Prozeß gegen Zündel hätte kommen dürfen und daß die 
      Tatsache, daß Ernst Zündel in verschiedenen Staaten der westlichen 
      Wertegemeinschaft seit Jahren der Freiheit beraubt ist, ein Verbrechen 
      sondergleichen ist. 
       
      In einer Zeit, in der nach diversen Irak- und Jugoslawien-Kriegen der 
      Tatbestand der psychologischen Kriegsführung selbst in die Köpfe der 
      naivsten und gutmenschlichsten Seelen und bescheuertsten DeutschInnen 
      Eingang gefunden hat, in dieser Zeit erdreisten sich deutsche Staatsbeamte, 
      das Hinterfragen von Darstellungen des Zweiten Weltkrieges zu 
      kriminalisieren. 
       
      An dieser Stelle muß aber erneut unsere Position deutlich gemacht werden: 
      Uns geht es eigentlich weder um den Zweiten Weltkrieg noch überhaupt um 
      irgend etwas Geschichtliches noch um Propaganda und deren Dekonstruktion. 
      Wir haben unseren Anti-Historismus seit Jahren leidlich dargestellt. Uns 
      geht es um die Wahrnehmung von Interessen; und der Erfolg dieser 
      Wahrnehmung hängt von tief im Existentiell-Biographischen Liegenden ab: 
      dort, wo die Verklemmungen sitzen. Wir, unsere Ängste, sind es selber, die 
      uns an unserer Erfüllung hindern. Wenn wir einen eindeutig positiven Bezug 
      zu uns selbst haben, wenn wir über einen klaren Willen verfügen, kann 
      keine Propaganda der Welt irgend etwas ausrichten. 
       
      Wenn sich Menschen unter Hinweis auf eine Geschichte an der Wahrnehmung 
      ihrer Interessen hindern lassen, dann sind das komplett devitalisierte 
      Sklaven, die nichts anderes verdient haben, als unterdrückt und 
      ausgebeutet zu werden. Diesen Leuten ist auch mit keiner Gegenpropaganda 
      und keiner Kritik an der sie beherrschenden Propaganda zu helfen. Ganz im 
      Gegenteil werden diese Leute auf immer Sklaven bleiben und die 
      Manövriermasse der sich ablösenden totalitären Systeme stellen. 
       
      Wenn ich sagte, daß es uns um Interessen geht, dann ist damit nicht nur 
      vordergründig Materielles gemeint, sondern dann liegt ein Interesse darin, 
      uns frei artikulieren zu können. Und so geht es uns hier darum, einen 
      Beitrag zur Mobilisierung der wenigen, in allen sozialen Schichten und 
      politischen Lagern verbleibenden Liberalen zu leisten. Es geht um nichts 
      anderes, als den bereits aussichtslos erscheinenden antifaschistischen 
      Kampf doch noch zum Sieg zu verhelfen. 
     
    
       
      Der Zündel-Prozeß gibt dazu den idealen Anlaß und Hintergrund. 
       
       
      *** 
       
       
      Die Frage ist, wieso eine Wahrheit zum Dogma werden kann, dessen 
      Verletzung mit Gefängnis bestraft wird. Wieso spielt eine Wahrheit - also 
      eine gewisse Sicht der Dinge, etwa historischer Dinge - dort überhaupt 
      eine Rolle, wo es um die Anwendung des staatlichen Gewaltmonopols geht? 
      Seit wann hat sich der Staat in die Auseinandersetzungen von Trägern 
      verschiedener Wahrheiten einzumischen? Seit wann proklamiert dieser sich 
      freiheitlich-demokratisch nennende Staat gar selbst Wahrheiten und gießt 
      sie in zur massenhaften Anwendung kommende Gesetze? 
     
    
       
      Wir stellen diese Fragen nicht, um sie beantwortet zu bekommen, sondern um 
      zu zeigen, daß es so ist. 
       
      Der deutsche Staat rechtfertigt sein rüdes Verhalten mit dem Hinweis auf 
      eine “Offenkundigkeit". Es spielt aber in einer 
      freiheitlich-demokratischen Ordnung nicht nur keine Rolle, ob ihre Bürger 
      ein geschichtliches Ereignis für wahr halten, sondern es spielt noch 
      weniger eine Rolle, ob eine Wahrheit das Attribut von Offenkundigkeit 
      verliehen bekommt - es geht den Staat schlichtweg nichts an, was seine 
      Bürger für wahr halten. Die Wahrheiten sind Angelegenheit der Bürger, 
      niemandes sonst. 
       
      Gesetze regeln, wenn nötig, das Zusammenleben, nicht aber Wahrheiten. 
       
      Wenn sich die Bürger untereinander austauschen möchten, um durch 
      Informationen ihre Wahrheit auszubauen oder zu korrigieren, dann geht das 
      nur sie selbst etwas an. In einer Gesellschaft mündiger Menschen, die, 
      wenn sie dazu Lust haben, sich streiten können, braucht es keinen 
      staatlichen Schlichter, schon gar kein Wahrheitsministerium. 
     
    
       
      Wenn durch welchen Unfall oder durch welches Mißverständnis auch immer an 
      “Offenkundigkeiten" bei Strafe nicht gezweifelt werden darf, so muß das 
      nicht nur auf eine Verhöhnung aller freiheitlichen Bestrebungen, sondern 
      auf eine absurde Situation hinauslaufen. 
       
      Horst Mahler stellt zu recht folgende Frage: “Wo, wann und wie ist denn im 
      Raum der öffentlich wahrgenommenen Meinungen schon einmal die Frage 
      erörtert worden, was die Rede von der Offenkundigkeit geschichtlicher 
      Ereignisse wirklich beinhaltet?" und führt dann folgendes aus: 
       
      “Es kommt also [bei der Frage, wann Offenkundigkeit erlangt ist] auf die 
      Feststellung der Unangefochtenheit des Für-wahr-Haltens an. Wie aber kann 
      von Unangefochtenheit in diesem Sinne die Rede sein, wenn Zweifler, die 
      das Für-wahr-Halten mit sachlichen Argumenten anfechten, mit der 
      Strafrechtskeule mundtot gemacht und ihre Geschichtswerke von der 
      Verbreitung ausgeschlossen werden? Die für die Annahme der Offenkundigkeit 
      unverzichtbare Unangefochtenheit einer geschichtlichen Tatsache wird hier 
      gerade erst durch die Voraussetzung der Offenkundigkeit mit den Mitteln 
      der Strafjustiz erzwungen. Die BRD-Justiz behilft sich hier mit einer 
      zirkulären Argumentation." 
       
      Horst Mahler bleibt aber in der Logik der antiliberalen BRD-Beamten, -Gesetze 
      und -Praxis. Er kämpft mit seiner historischen Wahrheit gegen die Wahrheit 
      anderer an und möchte der anderen Wahrheit den Charakter der 
      Offenkundigkeit bestreiten bzw. seiner Wahrheit ein mindestens 
      gleichwertiges Privileg verschaffen. 
       
      Seine Wahrheit zu sagen, darf aber keine Frage von Privilegien sein, 
      sondern hat gefälligst eine Selbstverständlichkeit zu sein. 
       
      Die “zirkuläre Argumentation", die bereits zu so vielen Justizopfern 
      geführt hat, läßt sich nur verlassen, wenn wir eine staatlich geschützte 
      Wahrheit - und sei sie “offenkundig" - vollständig aus dem Strafgesetzbuch 
      verbannen. Ein Sultan kann seine Untertanen vielleicht zur Wahrheit 
      zwingen. Wer, denken sie sich denn, wer sie sind, unsere Politiker? Falls 
      sie sich tatsächlich für Obertitanen halten sollten, die die Wahrheit 
      pachten und den Offenkundigkeitsbonus nach Belieben verteilen können, dann 
      walte Hugo! 
       
      Es geht nicht um einen Streit, welche Wahrheit nun die wahre Wahrheit ist 
      (und um so mehr staatlich geschützt werden muß), sondern darum, daß 
      historische Wahrheiten kein Gegenstand von Strafverfahren sein können, 
      ohne daß wir uns alle lächerlich machen. 
       
      Muß hier noch an Reinhold Oberlerchers Sätze erinnert werden, oder hat 
      sich das inzwischen sogar bei den Freunden der Offenen Gesellschaft 
      herumgesprochen?: “Offenkundig ist, daß jedwedes Offenkundige keiner 
      Vorschrift bedarf, die bestimmt, daß ein Jeweiliges als offenkundig zu 
      gelten habe. Denn dann wäre es gerade keine offene Kunde, sondern eine 
      geschlossene Kunde und also eine amtliche Kundgabe."5 
     
    
       
      Es geht nicht darum, was wer für wahr hält, sondern darum, ob wir in einer 
      absurden Situation leben wollen. 
       
      Juristen fängt die Absurdität längst schon zu stinken an. Horst Mahler 
      verweist z.B. auf Stefan Huster, der in der Neuen Juristischen 
      Wochenschrift6 
      - so Mahler - “überzeugend dargelegt, daß § 130 Abs. 3 StGB mit Artikel 5 
      Abs. I S. 1 GG unvereinbar ist". 
     
    
       
      Huster: “§ 130 Abs. 3 StGB stellt ersichtlich geradezu den Musterfall 
      einer Norm dar, die auf diese (vom Bundesverfassungsgericht näher 
      bestimmten) Weise gegen eine bestimmte inhaltliche Meinung gerichtet ist." 
       
      “Statt daraus die Konsequenz zu ziehen", so Mahler weiter, “daß dieses 
      Gesetz vom Bundesverfassungsgericht kassiert werden müsse, arbeitete 
      Huster ein Programm der regelrechten Rechtsbeugung aus, 'um § 130 III StGB 
      das gewünschte Anwendungsfeld zu eröffnen'." (Zitat im Zitat von Huster) 
       
       
      *** 
       
       
      Horst Mahler fragt nun: “Von wem gewünscht? Und aus welchen Interessen?" 
       
      Diese Frage ist aber irrelevant! Wer auch immer Interesse an 
      diktatorischen Zuständen hat - es geht nur darum, die Diktatur abzuwehren 
      und die Freiheit zu gewährleisten! Jeder Angriff auf die Freiheit muß 
      sofort pariert werden, egal, aus welcher Ecke er kommt. 
       
      Es gibt unzählige Wahrheiten - unzählige Überlieferungen und 
      Interpretationen von Überliefertem -, und all diese Wahrheiten werden von 
      Menschen vertreten, die auch einen Anteil an der politischen Macht 
      beanspruchen. Deswegen kann und darf sich in einem freiheitlichen Staat 
      aber kein Beamter mit all den verschiedenen Wahrheiten beschäftigen. Er 
      hat sowohl gegenüber den Machtansprüchen der einzelnen Bürger als auch 
      gegenüber deren Meinungen eine völlig neutrale und gelassene Haltung 
      einzunehmen. 
     
    
       
      In diesem Zusammenhang sei auf den Aufsatz “Die geordnete Anarchie als 
      philosophisches Leitbild des freiheitlichen Rechtsstaats" von Ulrich Klug 
      verwiesen.7 
       
      Die Situation wird immer unerträglicher; in Exekutive und Judikative 
      liegen schon große Brocken quer in der Maschine. Laut Horst Mahler sagte 
      ein Oberstaatsanwalt Weber während eines der Tausenden “Volksverhetzungs"-Prozesse 
      vor dem Amtsgericht Bernau: “Die Verfahren können nun nicht mehr nach 
      Schema F durchgeführt werden. Wir werden uns auf diese Verfahren ganz 
      anders vorbereiten müssen." 
       
      Laut Bundesverfassungsschutzberichten 1995 bis 2003 hat es zwischen 1994 
      und 2002 in der BRD 89.998 Strafverfahren wegen falscher Meinungen gegeben 
      (“Propagandadelikte"). 
       
      Um die Dramatik der Situation und die Nervosität der Obrigkeit zu 
      unterstreichen, stellt Horst Mahler die “Preisfrage: Was hat ein Leitender 
      Oberstaatsanwalt als Sitzungsvertreter seiner Behörde vor einem 
      Amtsgericht verloren?" 
       
      Horst Mahler berichtet weiter, daß inzwischen der ehemalige Richter beim 
      Landgericht Hamburg Dr. Günter Bertram - der selbst schon etliche Bürger 
      aufgrund des § 130 StGB verurteilt hat! - im Mai 2005 in der Neuen 
      Juristischen Wochenschrift schreibt: 
       
      “§ 130 StGB enthält irreguläres Ausnahmestrafrecht und steht damit und 
      insoweit zu Verfassung und Meinungsfreiheit im Widerspruch. Der 
      Gesetzgeber muß sich hier zu einer Richtungsänderung durchringen und - 
      über 60 Jahre nach dem Ende des 'Dritten Reiches' - einen weit 
      vorangetriebenen deutschen Sonderweg verlassen, um zu dem normalen 
      Maßstäben eines liberalen Rechtsstaates zurückzukehren."8 
       
      Bertram zufolge 
      “drückt sich das Bundesverfassungsgericht ungeachtet der inzwischen 
      erhobenen und sich aufdrängenden Bedenken vor einer Stellungnahme zu § 130 
      Abs. 3 StGB-BRD". 
       
      Die Richter sind hilflos. 
       
      Es geht jetzt um nichts anderes als die Rettung und den Wiederaufbau des 
      liberalen Rechtsstaates, der im Moment morsch und kurz vorm Einsturz ist. 
       
       
      *** 
       
       
      Um den Zündel-Prozeß herum werden die wenigen Liberalen, die noch liberal 
      sein wollen, zeigen müssen, was sie drauf haben oder ob sie auch das 
      Handtuch werfen und lieber brav kuschen möchten. 
       
      Große Klappen à la Herzinger, die sich längst als Fans des Polizeistaates 
      und des Maulkorbes und als Politkommissare geoutet haben, können wir 
      jedenfalls in diesem Kampf nicht gebrauchen. 
       
      Die Frage ist nicht, wer aus welchen Gründen die Freiheit einschränken und 
      sich zum Diktator aufschwingen will. Die Frage ist einzig, daß wir 
      eine einigermaßen liberale Atmosphäre haben. Es geht um den liberalen 
      Charakter, der sich durch Toleranz und Gelassenheit auszeichnet. 
     
    
       
      Toleranz und Gelassenheit sind aber nur Ausdruck von Liebe, von 
      Selbstsicherheit und Selbstbewußtsein. 
       
      Es geht nicht darum, welcher Rasse ein Diktator angehört oder welcher 
      Religion - es geht nur darum, daß keine Diktatur stattfindet. Selbst wenn 
      zu beobachten wäre, daß bestimmte Gruppen eine höhere Wahrscheinlichkeit 
      aufweisen, Diktatoren zu entsenden - was wäre damit erreicht, außer daß 
      wir mit der gleichen Konsequenz die Freiheitlichkeit verteidigen würden? 
      Die Freiheit wird ohne Ansehen ihrer Feinde verteidigt; wer sie sind, 
      spielt keine Rolle. 
     
    
       
      Es ist wie beim Fußball: Läuft ein Störenfried übers Feld, schlägt Haken 
      und entkommt seinen Häschern immer wieder, kann das einen Moment lang 
      ziemlich lustig sein. Dann aber wird der Spielverderber eingefangen, und 
      das Feld steht wieder den Spielern zur Verfügung. Die allermeisten wollen 
      eben doch das Spiel sehen. Es geht um das Spiel und darum, das Feld frei 
      zu halten für das Spiel; es geht nicht um den Spielverderber. 
       
      Wollen wir spielen oder uns mit Spielverderbern beschäftigen? 
       
      Jeder kann sich zum Diktator aufschwingen wollen und mit Worten und 
      Überzeugungsarbeit versuchen, Diktator zu werden. Und wenn er keine 
      Widerrede erfährt, soll er auch Diktator sein. Dann wollen das eben die 
      allermeisten. Aber wer den Möchtegerndiktator daran hindert, Diktator zu 
      werden, indem er ihm das Wort entzieht, der ist bereits selbst Diktator! 
      Und wenigstens wir widerreden noch! Wir widerreden nicht etwa dem 
      Möchtegerndiktator, wie das alle große Klappen tun - ihr Mütchen kühlend 
      -, wir widerreden den aktuellen Diktatoren, denen, die ihre 
      Konkurrenz mundtot machen wollen.  
     
    
       
      *** 
       
       
      Ich möchte jetzt ein etwas längeres Zitat von Ernst Nolte bringen. Er 
      spricht darin vom Liberalen System des 19. Jahrhunderts. Ich möchte 
      dazu aufrufen, daß wir zu diesem Liberalen System zurückkehren. 
       
      “Aber so wenig dieser sozialreligiöse [und damit exterminoide] 
      Charakter des Marxismus sich bestreiten läßt, so sehr haben doch Marx und 
      Engels auch im persönlichen Umgang miteinander ihre Hoffnungen auf einen 
      friedlichen Übergang gesetzt, ja auf ein »Aufkaufen« der Kapitalisten 
      durch die siegreiche Partei der Arbeiter und ihre Indienstnahme als 
      angestellte Direktoren. Und auch Heinrich Heine ließ sein frappierendes 
      Gedicht von den »Wanderratten« nicht mit der Vernichtung der satten Ratten 
      durch die hungrigen enden, sondern mit deren Beschwichtigung durch 
      reichliche Mahlzeiten. 
       
      Marx, Engels und Heine, so darf man sagen, blieben im Einklang mit dem 
      Zeitgeist. Dieser Zeitgeist war keineswegs bloß im Sinne einer konkreten 
      Partei »liberal«, er entsprang vielmehr demjenigen gesellschaftlichen 
      System, das nun zu seiner vollen Entfaltung gelangte und weder als »Kapitalismus« 
      noch als »Feudalismus« richtig charakterisiert ist: dem Liberalen System 
      der im Rahmen der Öffentlichkeit miteinander ringenden historischen Kräfte 
      der europäischen Geschichte, von denen selbst die älteste, die katholische 
      Kirche, spezifische Züge trug und die jüngste, der Individualismus, 
      besonders charakteristisch war, das aber ein in ständiger Bewegung 
      befindliches Ganzes darstellte, wo es ein Vordringen und ein Zurückweichen, 
      aber nicht eine Vernichtung gab. Vernichtungsforderungen tauchten nur in 
      Randbezirken, etwa dem radikalen Rassenantisemitismus und allerdings 
      gerade im Marxismus auf, hier aber in einer hinnehmbaren, mit der 
      Vorstellung einer friedlichen Evolution verbundenen Gestalt. 
       
      Dadurch erklärt es sich vermutlich, daß die Gesellschaft des europäischen 
      Liberalen Systems nicht mit hysterischer Angst und ohne Entwicklung eines 
      Konzepts der Gegenvernichtung auf die Todesbotschaften des »revolutionären 
      Sozialismus« reagierte [Š]."9 
       
      Ich möchte Sie 
      jetzt fragen, lieber Leser: Was - im Gegensatz zur geschichtsmächtigen 
      Bewegung des Marxismus - sind die Geschichtsrevisionisten? Wieso droht im 
      Umgang ausgerechnet mit ihnen ein Rückfall in die Totalitarismen des 20. 
      Jahrhunderts, die das Liberale System beerbt hatten? 
       
      Wenn im 19. Jahrhundert jene Gelassenheit herrschte, die selbst radikale 
      Revolutionäre gewähren ließ, wieso reagiert dann unser heutiges 
      freiheitlich-demokratisches System mit “hysterischer Angst" auf Leute, die 
      Binsenweisheiten äußern, nämlich daß Kriege psychologisch geführt werden? 
     
    
       
      Hat das System im 19. Jahrhundert nur so gelassen sein können, weil die 
      “radikalen Revolutionäre" selbst noch gelassen waren und das Liberale 
      System nicht wirklich in Frage stellten? Weil diese “im Einklang mit dem [liberalen] 
      Zeitgeist blieben"? 
       
      Aber das hieße ja, daß Revisionisten wie Ernst Zündel, Robert Faurisson, 
      Serge Thion, Pierre Guillaume, Frederick Töben und der - gerade erfahre 
      ich es! - am gestrigen Tage in den USA inhaftierte Germar Rudolf alle 
      höchst gefährliche pure Sadisten und teuflische Schurken sind, bei denen 
      jede Art Gelassenheit unbedingt zu unterlassen ist und die unbedingt 
      vernichtet werden müssen? 
     
    
       
      Muß das freiheitlich-demokratische System ausgerechnet angesichts der 
      Revisionisten ein “Konzept der Gegenvernichtung entwickeln"? Worin besteht 
      aber die Vernichtung, die die Revisionisten vorhaben und die präventiv 
      vernichtet werden muß? Kann mit einigen Korrekturen am Bild eines Krieges, 
      das logischerweise in großen Zügen von Siegern gezeichnet ist - wer will 
      das ernsthaft bestreiten? -, die freiheitlich-demokratische Ordnung 
      bedroht, gar vernichtet werden? Ist es nicht ganz egal, welche 
      Bilder von diesem Krieg im Umlauf sind? Ist es nicht ein Wesensmerkmal der 
      Offenen Gesellschaft, daß in ihr selbstverständlich viele Bilder 
      nebeneinander existieren? 
       
      Eine kurze Beschäftigung mit den genannten Revisionisten ergibt jedoch, 
      daß sie nicht nur ein unvergleichlich geringeres revolutionäres anti-liberales 
      Potential als der Marxismus im 19. und 20. Jahrhundert haben, daß sie 
      überdies nicht nur nicht anti-liberal sind, sondern daß wir sie heute ganz 
      im Gegenteil als Speerspitze des Liberalismus begreifen müssen. Oder als 
      Prüfstein liberaler Authentizität. 
     
    
       
      In den 60er Jahren kämpfte Bradley Smith in Amerika für die 
      Publikationsfreiheit Henry Millers. 1975 gab er bei Playboy Press das Buch 
      “My Life and Times" über Henry Miller heraus. 
       
      Die Logik in der Entwicklung Bradley Smiths, der sich heute für die 
      Ermöglichung einer Offenen Diskussion über 
      den Holocaust 
      engagiert, können deutsche Liberale nicht nachvollziehen.9a 
        
       
      *** 
       
       
      Die Frage der Geschichtsmächtigkeit von Geschichtsrevisionisten, die Frage 
      ihrer Bedrohlichkeit für eine freiheitliche Ordnung, hat sich überhaupt 
      nicht zu stellen. Diese Frage ist rein metapolitischer Natur. Mit der 
      allergrößten Selbstverständlichkeit haben auch Geschichtsrevisionisten 
      ihren Platz auf dem Spielfeld einnehmen zu dürfen! Es kann doch nicht sein, 
      daß gegen sie wie irre losgeholzt wird! Erst recht kann es nicht sein, daß 
      Spieler von Leuten geblutgrätscht werden, die gar nichts auf dem Feld 
      verloren haben, daß Kommandos aus der Masse der Zuschauer heraus bestimmte 
      Spieler gezielt angreifen. Der Schiri muß alle Holzereien unterbinden, und 
      wenn sie sogar von außen kommen, muß er das Spiel abpfeifen, und es muß 
      neu angesetzt werden. Wenn es zu Hoyzereien kommt, wird der Schiri 
      vom Platz gestellt und ersetzt. 
       
      Wenn bestimmte Spieler gefährlich über den linken oder den rechten Flügel 
      nach vorn stoßen und der Torwart schon sichtlich nervös wird, dann müssen 
      sich die Verteidiger was einfallen lassen. Wenn sie nichts 
      entgegenzusetzen haben, müssen sie mannhaft ihre Niederlage hinnehmen. 
      Daran ist - zumindest in unseren Breiten - noch keiner gestorben. 
       
      Manchen wird der internationale Fußball zu schnell, sie kommen nicht mehr 
      hinterher. Sollen aber deswegen jetzt neue Regeln eingeführt, sprich: die 
      viel beschworenen Werte des Westens - der Komplex des freien 
      Informationsflusses (freies Denken, freies Untersuchen, Infragestellen, 
      Zweifeln und freier Ausdruck) - über Bord geworfen werden? 
       
      Hat man sich zu der Zeit, als die westlichen Werte sich durchzusetzen 
      begannen, vorstellen können, daß jemals eine Situation eintreten könnte, 
      wo der freie Austausch von Informationen eine solche Mißlichkeit, eine 
      schiere Ausweglosigkeit verursacht, wie wir sie derzeit in der BRD erleben? 
        
       
      *** 
       
       
      Die Revisionisten sind keine Feinde der Offenen Gesellschaft - sie 
      verkörpern im Gegenteil gerade das Offene, das in großer Gefahr ist, auf 
      lange, lange Zeit wieder geschlossen zu werden. 
       
      Nicht die Revisionisten sind Feinde der Offenen Gesellschaft - es muß 
      leider klar konstatiert werden, daß das hohe Beamte und oberste 
      Repräsentanten der sogenannten und sich als Offene Gesellschaft 
      ausgebenden freiheitlich-demokratischen Ordnung sind. 
     
    
       
      Diese freiheitsfeindlichen hohen Beamten diskreditieren tatsächlich 
      Liberale, die es innerhalb dieses freiheitlich-demokratischen Systems sehr 
      wohl gibt: ehrliche, echte Liberale, d.h. halbwegs gelassene, gutmütige 
      und liebevolle Menschen. Diese verhalten sich der sog. 
      freiheitlich-demokratischen Ordnung gegenüber loyal, was aber so weit geht, 
      daß sie sich von Teilen dieser Ordnung zu Hoyzereien überreden lassen. 
     
    
       
      Ist die freiheitlich-demokratischen Ordnung eine 
      freiheitlich-demokratische Ordnung oder nur eine sogenannte 
      freiheitlich-demokratischen Ordnung? Entspricht die 
      freiheitlich-demokratische Ordnung einer Offenen Gesellschaft? 
       
      Es liegt eine beträchtliche Verwirrung vor. 
       
      Besagte Teile dieser freiheitlich-demokratischen Ordnung sind keine 
      Liberale. Zumindest dort nicht, wo sie Revisionisten verfolgen. Sie sind 
      aber nicht nur keine Liberale, sie sind Feinde und Vernichter der 
      Liberalität. Sie sind alles andere als tolerant und gelassen; sie werden 
      schon hysterisch, wenn Binsenweisheiten über den Krieg gesagt werden. 
       
      Es ist diesen Teilen gelungen, eine von den Revisionisten angeblich 
      ausgehende riesige Gefahr für die Freiheit an die Wand zu malen, so daß im 
      Grunde echte Liberale all ihre Prinzipien über Bord werfen und de facto 
      zu Antiliberalen werden. 
       
      Ich habe nicht selten erlebt, wie zu Antiliberalen gewordene Liberale 
      nicht mehr umhinkommen, die antiliberale Praxis in der BRD zur Kenntnis zu 
      nehmen, und wie sie mit den Zehntausenden wegen Gesinnungsverbrechen 
      Verfolgten konfrontiert werden. Dann werden sie feige, weichen aus oder 
      verdrängen einfach. Sie werfen dann den Revisionisten oder freiheitlich 
      engagierten Verlegern vor, sie würden nur den Staat provozieren wollen und 
      es darauf ankommen lassen. Die Revisionisten seien an der Verfolgung 
      selbst schuld und müßten jetzt, wo sie Solidarität erwarten, auch die 
      Suppe allein auslöffeln. 
     
    
       
      Was sind dann aber alle liberalen Prinzipien wert? Sind sie für den Spaß- 
      oder für den Ernstfall entwickelt worden? Sollen sie Theorie oder Praxis 
      sein? 
       
      Liberale Staatsanwälte und Richter wollten die Herausgeber von Sleipnir 
      mit Gefängnis bestrafen, weil diese “versucht haben, eine öffentliche 
      Debatte zu ermöglichen". Weiter, daß sie Texte mit einer “versachlichenden 
      Wortwahl" veröffentlicht haben. Viele weitere Bolzen dieser Art könnten 
      genannt werden... 
       
      Das alles ist so ungeheuerlich, daß man es nicht glauben mag. Die Latte an 
      Scheußlichkeiten im Namen einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung 
      ist inzwischen so lang, daß es einem nur noch die Sprache verschlägt. 
       
      Aber wer denkt, selbsternannte Freiheitskämpfer und Liberale könnten sich 
      einmal dazu bequemen, den kleinen Finger zu bewegen (und sei es, sich für 
      etwas so Langweiliges auszusprechen, daß der Versuch, “eine öffentlichen 
      Debatte zu ermöglichen", nicht kriminalisiert werden sollte), der irrt 
      gewaltig. 
       
      Was muß noch passieren?   
       
      *** 
       
       
      Ich weiß: Es muß nichts mehr passieren. Wer bis jetzt nicht reagiert hat, 
      der wird nie reagieren. 
       
      In den tonangebenden Kreisen erfreut sich die Diktatur immer größerer 
      Beliebtheit. Die Journalistin Maritta Tkalec schrieb z.B. in der 
      Berliner Zeitung vom 5.11.03 vermeintlich im Spaß: “Oligarchie heißt 
      ’Herrschaft der wenigen' und also das Gegenteil von Demokratie. (Š) Man 
      wird doch mal ein neugieriges Auge auf den Oligarchen neuen Typs werfen 
      dürfen (Š). Die Vorteile einer Herrschaft der wenigen sind auch nicht ohne 
      Charme: Sie sind schön reich, sie sind Vorbilder und sie bieten Klasse 
      statt Masse." 
       
      Die Yuppies in Berlin Prenzlauer Berg liebäugeln immer offener mit 
      autoritären Regimen; ein bißchen Faschismus gilt als chic. Immer 
      öfter hört man das Gerede, wir würden in einer zu Tode liberalisierten 
      Gesellschaft leben, daß Demokratie gut und schön, aber den Problemen der 
      Zeit nicht mehr gewachsen sei. 
       
      Ich bin nicht dieser Meinung. Weder haben wir es mit einer liberalen 
      Gesellschaft zu tun, noch können Probleme dadurch gelöst werden, indem man 
      die Leute daran hindert, frei ihre Meinung zu sagen. Dadurch werden 
      höchstens die Probleme verdrängt. 
       
      Den neokonservativen Kritikern des Liberalen sei gesagt, daß auch in einer 
      konservativ ausgerichteten Gesellschaft ein Mindestmaß an Öffentlichkeit 
      und freier Diskussion hergestellt sein und stattfinden muß, wenn sie 
      einigermaßen funktionieren soll. 
     
    
       
      Doch es muß gefragt werden, ob die Neokonservativen überhaupt an einem 
      Funktionieren oder nicht doch eher an reinem Machtgewinn und der 
      Ausklammerung der Öffentlichkeit interessiert sind. Dabei bedienen sie 
      sich der demokratischen Institutionen und gebärden sich als Demokraten. 
     
    
       
      Ein Minister holt völlig unkontrolliert Millionen von Ausländern ins Land 
      - darunter eine Menge Kriminelle -, der andere Minister baut dann vor 
      lauter Problemen mit den Kriminellen den Rechtsstaat ab und den 
      Polizeistatt auf - und erntet prompt großes Lob von den Yuppies. Endlich 
      mal wieder einer vom alten Schrot & Korn! 
       
      Wo bitte schön soll sich denn diese Gesellschaft zu Tode liberalisiert 
      haben, wo soll denn überhaupt noch der Ansatz dazu bestehen, diesen Staat 
      einen freiheitlichen zu nennen, wenn seine Justiz- und Sicherheitsorgane 
      ungestraft Leute aus dem Grunde hinter Gitter bringen wollen, weil diese 
      “die öffentliche Debatte zu ermöglichen" versuchen?! 
       
      Wenn man dafür verfolgt wird und die Öffentlichkeit dazu schweigt bzw. 
      noch den Vorwurf erhebt, man sei ja selbst daran schuld, dann läuft nicht 
      nur etwas grundsätzlich verkehrt, dann stellen sich alle Freunde der 
      Freiheit, wenn sie, nur, um nicht einmal selbst praktisch und nicht 
      nur mit billigen Sprüchen Stellung zu beziehen, bei ihren aberwitzigen 
      Ausreden bleiben, als die totalen Versager heraus. Und sie werden zu 
      Feinden der Freiheit. 
       
      Wir alle haben Angst. Keiner von uns will ohnmächtig der Gewalt 
      ausgeliefert sein. Damit stehen unsere Versager nicht allein. 
       
      Aber klopft denn diese Gewalt nicht längst schon an unsere Tür? Ist sie 
      nicht schon längst in unseren Wohnungen, wenn z.B. völlig gesetzeswidrige 
      Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmen bei Verlegern durchgeführt werden? 
      Bedroht diese Gewalt uns nicht schon längst unmittelbar, ist sie nicht 
      kurz davor, uns abzuführen, vielleicht nach Quantanamo, vielleicht in das 
      nächste KZ vor Ort? 
     
    
       
      Wenn gesagt wird, es sei verfassungsfeindlich und kriminell, die 
      “öffentliche Debatte zu ermöglichen", welches Zeichen brauchen dann unsere 
      maulheldigen Freiheitsfreunde noch, um zu erkennen, daß die totale 
      Freiheitsberaubung und Versklavung droht? 
       
      Wenn die Freiheitsfreunde in ihren Sprechblasen andauernd von der Freiheit 
      faseln, aber nicht den kleinen Finger rühren, wenn es gilt, Stellung zu 
      beziehen, dann beweist das nichts anderes als daß sie Angst haben. Sie 
      gestehen es sich nicht ein, daß sie Schiß haben, aber sie ahnen, wie weit 
      die Versklavung schon vorangeschritten ist. Ihre Angst ist tatsächlich 
      begründet, wenn schon Leute, die selbst gar nicht einmal großen Wert 
      darauf legen, ihre Meinung zu äußern, sondern sich lediglich dafür 
      einsetzen, daß eine öffentliche Debatte ermöglicht sein sollte, genau 
      dafür verfolgt werden. 
       
      Unsere Freiheitskämpfer haben sehr begründete Angst, oh ja. Aber dann 
      sollen sie sich mit ihrer Angst in ein Loch verkriechen und dort in 
      Gesellschaft mit anderen Freiheitsversagern ihre großartigen 
      Freiheitspiepser und schwülstigen Hymnen auf die Freiheit von sich geben. 
      Die Freiheit, die sie meinen, ist leer und bar jeden Lebens. 
       
      Was soll das für eine Freiheit sein, wenn sie nicht stattfinden darf? 
       
      Die Angst vor der Diktatur ist berechtigt, weil die Diktatur schon da ist. 
        
       
      *** 
        
       
      Dabei wäre der Kampf gegen die Diktatur so lächerlich 
      einfach. Gegen die Diktatur braucht es keine vollmundigen Sprüche und 
      keine Aufrufe zur Revolution. Der Diktatur ein kleines bißchen Freiheit 
      abzuringen, bräuchte es eines kleinen Hinweises auf das Grundgesetz. 
       
      Es würde genügen, etwas Zivilcourage aufzubringen und zu sagen: In einer 
      Demokratie kann es nichts Kriminelles sein, die öffentliche Debatte 
      ermöglichen zu wollen. Ich bin vielleicht nicht dafür, daß die öffentliche 
      Debatte stattfindet, weil ich zu feige bin, aber ich bin dennoch dagegen, 
      daß zumindest das Ermöglichen einer öffentlichen Debatte nicht verfolgt 
      wird. Das unterschreibe ich, dafür gebe ich meinen Namen, dazu stehe ich. 
      Ich unterschreibe keine ketzerischen, völlig übertriebenen Reden; ich 
      distanziere mich von den Äußerungen der Revisionisten und auch von 
      denjenigen, die sich nur für die Meinungsfreiheit der Revisionisten 
      einsetzen. Ich glaube an das Amt für Verfassungsschutz, das ich als 
      höchsten Wächter des Richtigen und Guten und als höchsten Verkünder der 
      Wahrheit anerkenne. Ich distanziere mich von jedem Extremismus und von 
      jeder Verfassungsfeindlichkeit. Ich bin ein Anhänger der Freiheit. Ich war 
      früher in meinen Träumen ein Freiheitskämpfer, heute in meinen Sprüchen. 
      Nein, ich bin ein ganz normaler Bundesbürger, der nur dagegen ist, daß man 
      wegen ’Versachlichung' in den Knast kommt. Nur dagegen habe ich etwas. 
      Denn wenn die Ermöglichung einer öffentlichen Debatte verfassungsfeindlich 
      ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr, bzw. dann beginne ich zu 
      begreifen, daß die Verfassungsfeinde in der Behörde gegen 
      Verfassungsfeindlichkeit sitzen. Aber das sage ich nicht, weil ich Angst 
      vor diesen Mächtigen im Staatsapparat habe. Nein, ich sage nur: Die 
      Verfassung sollte respektiert werden und für alle gleich gelten. Mehr sage 
      ich nicht. 
     
    
       
      Der Staat erwartet von seinen Bürgern, wenn sie in der U-Bahn Zeuge von 
      Gewaltverbrechen werden, Heldenmut und Märtyrertum. Die Bürger sollen in 
      die Offenen Messer rennen. Diese Staatsbeamten sind kriminell, und man 
      sollte sie zu mehreren Monaten unbewaffneter U-Bahnfahrt durch 
      Problemzonen in BRD-Großstädten verurteilen. 
       
      Wir erwarten kein Märtytertum, wir erwarten nur, daß die Leute leise auf 
      das Grundgesetz verweisen. Das erwarten wir nur von Leuten, die sich für 
      liberal halten. Erwarten wir von unseren liberalen Mitbürgern, daß sie, 
      wenn sie zu Zeugen von Scheußlichkeiten werden, den Mund aufmachen. Sie 
      gehen dabei kein Risiko ein, leisten aber einen großen Beitrag zur 
      Erhaltung der Freiheit. 
       
      Laßt uns einfach alles vergessen und zu einem liberalen System, wie es 
      Ernst Nolte im 19. Jahrhundert sah, zurückfinden oder ein solches neu 
      aufbauen! 
       
      Es geht nicht darum, wer warum Andersdenkende verfolgt. Es geht nur darum, 
      die Verfolgung zu beenden und - mit den Worten des Richters Dr. Günter 
      Bertram - “zu den normalen Maßstäben eines liberalen Rechtsstaates 
      zurückzukehren". 
     
    
       
      Die Würde Ernst Zündels wird schwer angetastet. Ein kleiner Hinweis auf 
      den ersten Artikel des Grundgesetzes würde Wunder bewirken. Wenn man Angst 
      hat, für einen solchen Hinweis im KZ zu landen, dann, glaube ich, sollte 
      sich jeder Angsthase langsam Gedanken machen, ob er überhaupt weiß, was 
      Würde ist, und ob er noch so etwas wie Würde hat. 
       
       
      *** 
       
       
      Den Schlußsatz zerstörend, möchte ich - das bin ich dem Titel dieses 
      Aufsatzes schuldig - noch kurz auf die eingangs erwähnten wenigen eingehen, 
      die in Sturm & Wind das liberale Fähnlein hochhalten. Eine 
      Grundsatzdiskussion mit ihnen ist nicht nötig (insbesondere hat die eine 
      Gruppe - um die Zeitschrift eigentümlich frei - in der 
      Vergangenheit in deutlichen öffentlichen Stellungnahmen oft genug bewiesen, 
      daß sie meint, was sie sagt - was pseudoliberalen Knallchargen à la 
      FDP völlig fremd ist), aber ich möchte eine kleine Anmerkung in eigener 
      Sache loswerden: 
       
      Der Bücherdienst “Der freie Markt - liberale Bücher" von eigentümlich 
      frei hat nationalanarchistische Bücher in sein Programm aufgenommen, 
      was ich anerkenne und wofür ich mich bedanken möchte. Das dort im 
      Werbetext Gesagte - 
       
      “Töpfer wandelt auf großen individualistischen Pfaden, rutscht dann 
      wieder in kollektivistischer brauner Soße ausŠ Dazu ein Manifest zwischen 
      Mahlerschem Schwachsinn und Stirnerschen Höhen."10 
       
      - möchte ich 
      jedoch richtigstellen: 
       
      Nirgends in meinen Texten findet man Kollektivistisches oder 
      Nationalsozialistisches. Ich verstehe nicht, wie André F. Lichtschlag, der 
      Herausgeber von eigentümlich frei, so etwas sagen kann; er weiß es 
      eigentlich besser. Vielleicht verspricht er sich mit dieser Art 
      Sensations-Werbung Käufer. Daß dies aber auf meine Kosten und die meiner 
      Bücher geht, ist nicht so schön. Ich habe mich zwar sehr wohl gegen die 
      Verfolgung Horst Mahlers engagiert - in der gebotenen Intensität -, habe 
      aber immer die Positionen Horst Mahlers in aller Ausführlichkeit radikal 
      kritisiert und in größter Deutlichkeit aufgezeigt, daß ich zum Teil sogar 
      diametral entgegengesetzte Positionen vertrete. 
      11 Wie kommt André F. 
      Lichtschlag darauf, in meinen Büchern würde “Mahlerscher Schwachsinn" 
      stehen? Im nationalanarchistischen Manifest nehme ich einmal sehr wohl 
      positiv Bezug auf Mahler, nämlich im Kapitel “Ultraliberalismus, 
      Ultraresponsabilismus" 
      12. Ist es 
      ausgerechnet dieser Ultraresponsabilismus, den ausgerechnet der 
      Ultraliberale Lichtschlag als “Mahlerschen Schwachsinn" bezeichnet? 
       
      Agiert André F. Lichtschlag auf diese Weise seine Angst davor aus, sich 
      gegen die Kriminalisierung der Mahlerschen Meinungsäußerungen 
      auszusprechen? Muß er mich als Teil-Nazi und Teil-Kollektivist hinstellen, 
      weil ihm meine Positionen zu liberal und responsabilistisch sind? 
       
      Im Internet ist auf den Seiten einer anderen, österreichischen, liberalen 
      Gruppe (www.liberalismus.at) vor einiger Zeit ein Text - u.a. über 
      Nationalanarchisten - erschienen, der sich von dem üblichen hysterischen 
      Mist und dummen Gequatsche positiv abhob und eine gewisse Gelassenheit 
      erkennen läßt. Der durchaus lesenswerte Aufsatz trägt den Titel 
      “Nazi-Punks". 13 
     
    
       
      Eine Stelle möchte ich 
      kommentieren bzw. korrigieren. Es heißt im Aufsatz: 
       
      “Seit einiger Zeit gibt es nun auch eine ideologische Szene, die diese 
      von 'Gabbern' erstmals vorgeführte Fusion 'autonomer' ('linker') und 'nationaler' 
      ('rechter') Elemente weiterdenkt: 'Nationalanarchisten', die sich selbst 
      als 'nationale Linke' sehen. Diese vereinen auf überraschend hohem Niveau 
      anarchistisches und nationalistisches Denken - in eigenen Worten: 'autonom 
      und autochthon'. Neben typisch 'linksextremen' Elementen (Zitat: 'Arbeit 
      ist Scheiße. Neben der Abschaffung der Politik ist die Abschaffung der 
      Ökonomie unser Ziel.'), finden sich viele typisch 'rechtsextreme' 
      Provokationen (z.B. das etwas unappetitliche Implizieren einer 'Auschwitz-Lüge'). 
      An diesem Beispiel wird deutlich, wie dumm und einseitig der gängige 
      Umgang mit diesen Provokationen ist, der eine diffuse 'Rechte' konstruiert 
      (und damit alle Nicht-Linke ins selbe Lager treibt) und in Hysterie 
      verfällt. Die Geschichte westlichen politischen Denkens ist komplexer als 
      'links' versus 'rechts'. So überrascht es weder, dass sich die 'rechte' 
      NPD in ihren Forderungen wenig von 'linken' 'Globalisierungskritikern' 
      unterscheidet, noch dass sich bei den 'Nationalanarchisten' auch 
      libertär-anarchistische Elemente, wie der Bezug auf Max Stirner, finden." 
     
    
       
      Auf den Seiten von www.nationalanarchismus.org ist im Zusammenhang mit 
      Auschwitz nie “provoziert" worden. Tut mir leid, liebe Ösi-Libs, Euch 
      enttäuschen zu müssen. Wir haben es immer - völlig unpunkig und spießig - 
      ernst gemeint. Nicht mit Auschwitz, aber mit der Meinungsfreiheit. Kann es 
      sein, daß Ihr etwas als “Provokation" beiseite tut und verniedlicht, weil 
      Ihr es nicht sehen wollt? Kann hier etwas nicht sein, was nicht sein darf? 
       
      Der Aufsatz endet wie folgt: 
       
      “Ohne Hysterie und Verbote müssen wir uns mit der totalitären Gefahr 
      auseinandersetzen. Der nächste Totalitarismus wird uns nicht den Gefallen 
      tun, unter den alten Zeichen erkennbar zu sein, nicht von jugendlichen 
      Subkulturen ausgehen, sicher nicht 'nationalanarchistisch' sein und schon 
      gar nicht mit 200 Beats pro Minute in verrauchten Kellern gespielt werden." 
     
    
      
    ===== ===== ===== 
    
      
        | 
            
  | 
        
           
             
            Setting the Record Straight: Letters from Cell # 7
            
          
          
             
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          manipulators of your thoughts! 
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    Help free Ernst Zundel, Prisoner of Conscience. His
    prison sketches - now on-line and highly popular - help pay for his defence.
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    alone:  
    
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