Kapitel III
Die Arbeitssäule wird niedergerissen
Die Angriffe der Alliierten auf das deutsche Arbeitspotential erfolgten entlang dreier Hauptfronten: Versklavung, Entnazifizierung und körperliche Unfähigkeit durch Unterernährung. Unsere gegenwärtige Diskussion wird sich mit den ersten beiden Punkten befassen; der Punkt Verhungern wird später gesondert behandelt.
Präsident Roosevelt versprach am 21. Oktober 1944, daß "das deutsche Volk nicht versklavt werden soll, weil die Vereinigten Staaten sich nicht mit Sklaverei befassen." Im vorausgegangenen Monat in Quebec hatte er jedoch auf Mr. Churchill starken Druck ausgeübt, um dessen Annahme des Morgenthau-Plans zu erreichen." Boris Izakov von der Pravda schrieb, daß, als im folgenden Februar in Jalta der Vorschlag gemacht wurde, die deutschen Arbeiter zu zwingen, die kriegszerstörten Gebiete wieder aufzubauen, "Präsident Roosevelt dies eine gesunde Idee nannte."[1] Und bei diesem Treffen bestand Mr. Roosevelt auf dem Morgenthau-Plan, und erhielt Mr. Stalins verdächtig schnelle Annahme.
Wenn auch in Potsdam wieder hoch und heilig versprochen wurde, daß "Es nicht die Absicht der Alliierten sei .....das deutsche Volk zu versklaven," waren Tausende von Deutschen bereits in Richtung Osten auf dem Marsch in die weitgeöffneten russischen Sklavenlager. Mehr als einen Monat früher, am 29. Juni 1945, war folgendes veröffentlicht worden:
Deutsche Gefangene in russischen Händen werden auf vier bis fünf Millionen geschätzt. Als Berlin und Breslau sich ergaben, wurden die langen grau-grünen, niedergeschlagenen und angstvollen Kolonnen nach Osten in Marsch gesetzt ....in Richtung auf riesige Depots in der Nähe von Leningrad, Moskau, Minsk, Stalingrad, Kiew, Charkow und Sewastopol. Alle fähigen Männer mußten ca. 22 Meilen am Tag marschieren. Die körperlich behinderten kamen auf Handkarren oder Karren, die von überzähligen Tieren gezogen wurden..... Sie werden gezwungen, russische Städte und Dörfer wieder aufzubauen, die zerstört wurden. Sie werden nicht eher nach Hause zurückkehren, bis ihre Arbeit getan ist.[2]
Es war schon seit langem ein offenes Geheimnis, daß Rußland unter der Leitung des NKWD (Geheimpolizei) eine ungeheure Armee von russischen Sklaven unterhielt, deren Anzahl zwischen 10 - 20 Millionen liegt und hauptsächlich aus "politisch Unzuverlässigen" besteht."[3] Das Vorhandensein und die Wichtigkeit dieser ungeheuren Anzahl von Sklaven, erklärt unter anderem die Einträglichkeit und Regelmäßigkeit von Rußlands vielen "Säuberungen": Sie sind in der Hauptsache ein Mittel, Gefangene für die Versklavung zusammenzutreiben. Es überrascht darum nicht, daß die Sowjetunion sogleich die Gelegenheit ergriff, Millionen besiegter feindlicher Zivilisten zu versklaven und, um spezielle Kritik zu vermeiden, seine Verbündeten veranlaßte das gleiche zu tun.*
* Als bekannt wurde, daß die Sowjets deutsche Zivilisten als Personal zum Dienst in Fabriken in Rußland zwangen, protestierten Britannien und die Vereinigten Staaten. Als Antwort legten die Russen eine von Gen. Eisenhower ein Jahr vorher unterzeichnete Proklamation vor, mit der von den deutschen Behörden verlangt wurde, daß sie jede Maßnahme zur Rückerstattung, Wiederherstellung, Restaurierung, Reparatur, Rekonstruktion, Erleichterung oder Rehabilitation, wie sie von den Repräsentanten der Alliierten vorgeschrieben würden, durchzuführen hatten, und daß die Deutschen "Transporte, Einrichtungen und Materialien aller Art, Arbeitskräfte, Personal, Spezialisten und andere Dienste zur Benutzung in Deutschland oder anderswo zur Verfügung stellen müßten, so wie die Repräsentanten der Alliierten es für notwendig halten würden." Da das Dokument keine Übereinstimmung der vier Nationen vorsah, hatten die Russen durch diesen Akt einseitige Handlungserlaubnis. Nachdem es vorgelegt wurde, mußten Britannien und die Vereinigten Staaten ihren Protest zurückziehen.
Ein paar verkrüppelte und kranke Deutsche, die das Martyrium überlebten, wurden aus den russischen Sklavenlagern nach Berlin zurückgesandt, wo amerikanische Korrespondenten Berichte über das, was passierte, aus erster Hand erhielten.
Am 10. September 1946 gingen deutsche weibliche Angestellte des Roten Kreuzes morgens um 9 Uhr zu einem Zug mit 20 Waggons voll von zurückkehrenden Zwangsarbeitern. Als die versiegelten Waggons von bewaffneten Wachmannschaften, die oben auf den Waggons mitgefahren waren, geöffnet wurden, standen die Angestellten des Roten Kreuzes abgemagerten Männern mit schorfigen Gesichtern in Lumpen gegenüber, die um Wasser baten oder hysterisch um Hilfe bei der Entfernung der Toten riefen. Eine Berufsschwester erzählte die Geschichte:
Sie waren für die ca. 6o Meilen von Frankfurt an der Oder fast eine Woche lang in dem Zug unterwegs. Es hatte Tote durch Verhungern gegeben, nicht durch Verhungern während der Fahrt, sondern durch die Entbehrungen auf der Reise nach Monaten der Unterernährung in russischen Arbeitslagern. Fast alle der 800 oder 900 Personen im Zug waren krank oder verkrüppelt. Man könnte sagen, daß sie alle Invaliden waren. Zu 40 bis 50 in jeden dieser kleinen Viehwagen gestopft, mußten während der Heimreise die Kranken neben den Toten schlafen. Ich habe sie nicht gezählt, bin aber sicher, daß wir mehr als 25 Leichen hinaustrugen. Andere mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Ich fragte einige der Männer, ob die russischen Wachen oder Doktoren sich während der Fahrt in irgendeiner Weise um die Kranken gekümmert hätten. Sie sagten "Nein."
Ich sah nur einen wachen, gesunden Mann in dem ganzen Haufen, und habe ihn seither wiedergesehen. Er war nur ein Kind von 17 Jahren. Der Junge erzählte mir, daß Gefangene, die russische Lager verlassen, um nach Deutschland zurückzukehren, durchsucht werden, um zu verhindern, daß Post für ihre Kameraden hinausgeschmuggelt wird. Wenn darum einer von ihnen als hoffnungsloser Invalide diagnostiziert wird, lernt dieser - in Erwartung einer Entlassung - die Namen und Adressen von Verwandten auswendig, denen er von seinen Mitgefangenen berichten kann. Er sagte, daß nur Gefangene, die in besonderer Gunst stehen, Postkarten an ihre nächsten Verwandten schicken können. Dieses Kind von 17 Jahren hatte 80 Namen und Adressen von Verwandten seiner gefangenen Freunde in Berlin auswendig gelernt. Er fand die meisten der Gebäude dieser Adressen in Trümmern und die Aufenthaltsorte der früheren Bewohner unbekannt, aber er besuchte alle 80 Adressen in den ersten sechs Tagen in Berlin.[4]
Die tägliche Nahrung in russischen Sklavenlagern besteht aus Suppe und Lektionen über die Herrlichkeit des Kommunismus' sowie die Übel westlicher Demokratie. Das geringste ungehorsame Verhalten wird mit solch harter Arbeit bestraft, daß ein Drittel der Schuldigen innerhalb von drei Wochen an Erschöpfung sterben. Ein Zehntel der Sklaven starb während des ersten Jahres, wie die Zurückgekehrten berichten.[5]
Wenn Gefangene, die von den Russen für weitere Zwangsarbeit als ungeeignet entlassen wurden sich später erholen, werden sie wieder eingezogen und für weitere Arbeit zurückgeschickt.[6] Darüber hinaus werden arbeitsfähige Deutsche, die wir entlassen und die in ihre früheren Wohnorte in die russische Zone zurückkehrten, von den Russen festgenommen und zur Versklavung in die Sowjetunion gesandt, unter dem Vorwand, daß sie durch britischen oder amerikanischen Einfluß als "politisch unzuverlässig" angesehen werden.[7] Die Weigerung entlassener Gefangener in die russische Zone zurückzukehren, hat ein großes Problem aufgeworfen, dem Frankreich zu begegnen versucht, indem es den Männern erlaubt, als besondere Klasse von Bürgern in Frankreich zu bleiben.
Als der Krieg zu Ende war, erfreuten wir uns in der deutschen Wertschätzung gegenüber den Russen eines entschiedenen Vorteils. Da den deutschen Soldaten die Brutalität des NKWDs bei der Behandlung von Sklaven bewußt war, taten sie ihr bestes zu vermeiden, in die Hände der Roten Armeen zu fallen und zogen statt dessen vor, sich den Briten oder Amerikanern zu ergeben. Deutsche Gefangene, die den Russen übergeben werden sollten, begingen oft Selbstmord oder versuchten, sich selbst zu verstümmeln, indem sie ihren Körper mit Messern, Rasiermessern oder Stücken von Glas aufschlitzten.[8] Hartnäckige Berichte, die aus Rußland kamen, sprachen jedoch von einer großen Anzahl deutscher Gefangener, die nach Indoktrinierung mit dem Kommunismus in die russische Armee eintraten und damit die Furcht rechtfertigten, daß die riesige Armee deutscher Gefangener in Rußland erfolgreich in eine Militärmacht verwandelt werden könnte, die eines Tages gegen den Westen gerichtet wird.[9]
Dem Internationalen Roten Kreuz zufolge, hatte Frankreich im August 1946 680.000 frühere deutsche Soldaten, die Sklavenarbeit verrichteten. 475.000 davon waren von den Vereinigten Staaten gefangengenommen und später den Franzosen zur Zwangsarbeit übergeben worden.[10]
Die Behandlung der Sklaven-Untertanen seitens der Franzosen ist für das zivilisierte Gewissen empörend. Ein Artikel im Figaro mit dem Titel "Wir sollten ihnen nicht gleichen", bringt folgendes zum Vorschein:
In gewissen Lagern für deutsche Kriegsgefangene.....kann man lebende Skelette sehen, fast denen in deutschen Konzentrationslagern ähnlich, und es gibt zahlreiche Tote durch Unterernährung. Wir hören, daß Gefangene brutal und systematisch geprügelt werden und daß einige zum Minen entschärfen ohne Schutzausrüstung eingesetzt werden, so daß sie früher oder später zum Tode verdammt sind.
Natürlich weisen Leute auf Gestapofolter, Gaskammern und Berge von Leichen hin, die in den Internierungslagern in Deutschland gefunden wurden. Aber diese Greuel sollten nicht zum Thema von sportlichen Wettkämpfen werden, bei denen wir versuchen, die Nazis zu übertreffen .... Wir müssen den Feind beurteilen, aber wir haben die Pflicht, ihm nicht zu gleichen.[11]
Louis Clair, der seine Fakten aus zahlreichen zuverlässigen Quellen zusammentrug, schreibt in The Progressive von "den schrecklichen Zuständen in den französischen Lagern für deutsche POWs (Kriegsgefangene)". Er sagt:
In einem Lager im Sarthe Distrikt für 20.000 Gefangene, erhalten die Insassen 900 Kalorien pro Tag; dadurch sterben täglich 12 im Krankenhaus. Vier bis Fünftausend sind überhaupt nicht arbeitsfähig. Kürzlich kamen Züge mit neuen Gefangenen an: Einige Gefangene waren während der Fahrt gestorben, andere hatten versucht sich am Leben zu erhalten, indem sie Kohle aßen, die in dem Güterzug lagen, mit dem sie kamen.
Im Lager Orleans erhielt der Kommandeur 16 Franken pro Tag pro Kopf oder Gefangenem zum Kauf von Nahrung, er gab jedoch nur neun Franken dafür aus, so daß die Gefangenen verhungerten. Im Charentes Distrikt sind 2.500 der 12.000 Lagerinsassen krank. Ein junger französischer Soldat, der gerade von einem Nazilager zurückkam, schreibt einem Freund:
"Ich sehe die, die uns so sehr leiden ließen, an Hunger sterben, auf kaltem Zementboden schlafen, auf keine Weise gegen Regen und Wind geschützt. Ich sehe Kinder von 19, die mich bitten, ihnen eine Bescheinigung zu geben, daß sie gesund genug sind, um in die Französische Fremdenlegion einzutreten ..... Ja, ich, der sie so sehr haßte, kann heute nur Mitleid für sie empfinden."
Ein Zeuge berichtet über ein Lager in Langres: "Ich habe gesehen, wie sie in den Straßen der Stadt mit Gewehrkolben geschlagen und mit Füßen getreten wurden, weil sie durch Überarbeitung zusammenbrachen. Jede Woche sterben zwei oder drei von ihnen an Erschöpfung."
In einem anderen Lager in der Nähe von Langres, sterben 700 Gefangene langsam an Hunger; sie haben kaum Decken und nicht genug Stroh, auf dem sie schlafen könnten; im Lager ist eine Typhusepidemie ausgebrochen, die sich bereits auf das benachbarte Dorf ausgedehnt hat. In einem anderen Lager erhalten Gefangene nur eine Mahlzeit am Tag, aber es wird von ihnen erwartet, daß sie weiterarbeiten. Anderswo sind in der letzten Zeit so viele gestorben, daß der Friedhof gefüllt war und ein anderer Friedhof eingerichtet werden mußte.
In einem Lager, in dem Gefangene an der Beseitigung von Minen arbeiten, kommen die regelmäßigen Nahrungslieferungen nur jeden zweiten Tag an, so daß "Gefangene sich selbst eine Suppe aus Gras und etwas gestohlenem Gemüse zubereiten." Alle Gefangene in diesem Lager sind an Tuberkulose erkrankt. Hier und anderswo unterscheidet sich die Behandlung in keiner Weise von der Brutalität der Nazis. Es wurde von vielen Fällen berichtet, wo Männer so schrecklich geprügelt wurden, daß ihre Glieder gebrochen waren. In einem Lager wurden Männer in der Nacht geweckt, krochen aus ihren Baracken und wurden dann erschossen, "weil sie zu fliehen versuchten."
Es gibt schriftliche Eidesstattliche Versicherungen, die unter Beweis stellen, daß kommandierende Offiziere von bestimmten Lagern die ganzen Lieferungen, die von Beamten der amerikanischen Armee zur Verfügung gestellt wurden, auf dem Schwarzen Markt verkauften; es gibt andere Eidesstattliche Erklärungen, die aussagen, daß Gefangene gezwungen wurden, ihre Schuhe auszuziehen und Spießruten zu laufen. Und so weiter und so weiter ..... Das sind die Tatsachen.[12]
Nachdem wir die ersten 320.000 Gefangenen geliefert hatten, schickten die Franzosen 2.474 davon zurück mit der Behauptung, wir hätten ihnen Schwächlinge gegeben. Korrespondenten beschrieben sie als "eine Bettlerarmee von bleichen, dünnen Männern, die in mit Ungeziefer verseuchte Lumpen gekleidet waren." Alle wurden als arbeitsunfähig bezeichnet - Dreiviertel von ihnen wegen Unterernährung - und 19 Prozent mußten ins Krankenhaus eingewiesen werden. Der Fotograf der Associated Press, Henry Griffin, der Aufnahmen von den aufgehäuften Leichen in den deutschen Konzentrationslagen gemacht hatte, eingeschlossen Buchenwald und Dachau, sagte von den Männern: "Der einzige Unterschied, den ich zwischen diesen Männern und jenen Leichen sehen kann, ist, daß diese hier atmen."[13]
Das Rote Kreuz, das aufgefordert wurde, die Angelegenheit zu untersuchen, berichtete, daß die Gefangenen eine unmenschliche Behandlung erhielten. Auf unsere Drohung hin, keine weiteren Transporte zu senden, protestierten die Franzosen und sagten, sie brauchten mehr Gefangene, weil sie sonst schwere finanzielle Einbussen erleiden würden. Es kam dann heraus, daß die französische Regierung die Männer an französische Arbeitgeber auslieh und dafür normale Gewerkschaftslöhne forderte, im Durchschnitt 150 Franken pro Tag pro Mann. Davon zahlte die Regierung jedem Gefangenen 10 Franken, gab für tägliche Unkosten vielleicht weitere 40 Franken aus und behielt einen täglichen Gewinn von 100 Franken für jeden Sklaven. Insgesamt machte die französische Regierung an ihren deutschen Sklaven einen Gewinn von über 50 Milliarden Franken im Jahr![14] Kein Wunder daß sie aufgebracht waren, als wir drohten, keine mehr zu übergeben.
Als wir die Lieferungen wieder aufnahmen, gaben wir uns große Mühe sicherzustellen, daß die Gefangenen sich in zufriedenstellendem Zustand befanden. Die Männer mußten sich in einer Reihe aufstellen und wurden dann untersucht, ihr Mund geöffnet und inspiziert, ihre Brust beklopft, ihre Gelenke untersucht und ihre Augen, Ohren und Zähne in Augenschein genommen, als seien sie Pferde, die zum Verkauf angeboten wurden. Man hörte GIs, die Zeugen dieses Spektakels waren, die Bemerkung machen: "Mann! Ich hoffe, daß wir nie einen Krieg verlieren."
Im Sommer 1946 zeigte sich eine hoffnungsvolle Entwicklung, die dem Sklavenhandel in Frankreich ein Ende bereiten könnte. Es begann damit, daß Gefangene, die frisch aus amerikanischen POW-Lagern (Kriegsgefangenenlagern) zurückkamen, nicht nur ablehnten, in französischen Kohlebergwerken zu arbeiten, sondern Gefangene, die bereits dort waren, aufforderten, ihrem Beispiel zu folgen.[15] Einen Monat später wurden einige dieser Gefangenen freigelassen und dann zu normalen Gewerkschaftslöhnen wieder eingestellt, offen gesagt, als Maßnahme, um die Produktion zu erhöhen.[16] Die Erfahrung lehrt, daß in dieser modernen Welt Männer zumindest dann, wenn sie frei sind, reichlicher und gewinnbringender produzieren, als wenn sie versklavt sind.*
* Am 5. Dezember 1946 wurde bekanntgegeben, daß die amerikanische Regierung verlangt hatte, daß die 674.000 deutschen POWs, die nach Frankreich, Belgien, die Niederlande und Luxemburg weitergegeben worden waren, bis Oktober 1947 in die Heimat repatriiert werden sollten. Frankreich hatte sich einverstanden erklärt, seine 620.000 davon zu entlassen, hatte jedoch keine endgültige Zusage wegen des Termins gemacht. Die französische Regierung gab auch bekannt, daß die Vereinigten Staaten, in einem Memorandum vom 21. Dezember 1945, ausdrücklich festgelegt hatten, daß die von der amerikanischen Armee gefangengenommenen und Frankreich übergebenen Deutschen, bewegliches Vermögen sei, das von Frankreich als Teil seiner Kriegsreparationen unbegrenzt für Zwangsarbeit benutzt werden könne. Inzwischen gelangten weitere Berichte in die Presse, daß die Zustände in den französischen Sklavenlagern so schlecht blieben oder schlimmer wurden als vorher - Hungerrationen, wenig Schutz vor den Elementen oder Krankheiten, in schmutzigen, ungezieferverseuchten Quartieren.
Dem Roten Kreuz zufolge, hatte Großbritannien im August 1946 460.000 deutsche Gefangene, die als Sklaven dort arbeiteten,[17] und, wie in Frankreich, stattliche Gewinne für das Kriegsministerium erbrachten. Wenn sie unsere Häfen verließen, ließ man die Gefangenen glauben,, daß sie nach Hause geschickt würden! Als sie dann bei der Ankunft in britischen oder französischen Häfen erfuhren, daß sie für unbegrenzte Zeit als Sklaven arbeiten mußten, wurden sie mißmutig. Wie ein britischer Offizier sagte, "Wir brauchen mehrere Wochen um sie umzudrehen und bis sie anfangen, schwer zu arbeiten."[18]
Es wurde berichtet, daß ein britischer Bauunternehmer, der deutsche Sklaven für fachmännische Arbeit beschäftigte, gesagt haben soll:
Wenn man sieht, wie gut die ihre Sache machen und bedenkt, welch schrecklichen Kuddelmuddel es bei unserem eigenen Arbeitsministerium - wir nennen es das Ministerium für O.C. (kurz für organisiertes Chaos) - gibt, fängt man an sich zu fragen, wie wir überhaupt den Krieg gewonnen haben.[19]
Unter anderen Projekten, mußten die Gefangenen in Kensington Gardens ein Lager für die Feier des britischen Sieges bauen, in dem 24.000 Mann der Truppen des Imperiums untergebracht werden sollten, die in der Siegesparade des Imperiums mitmarschierten. Ein Vorarbeiter bemerkte: "Ich denke, die Jerries bereiten die Feier ihres eigenen Untergangs vor. Es scheint aber, daß es ein bißchen stark aufgetragen ist."[20]
Die britische Regierung macht an ihren Sklaven einen jährlichen Nettogewinn von über $ 250.000.000. Die Regierung, die sich offen als "Besitzer" der Gefangenen bezeichnet, leiht die Männer an jeden Arbeitgeber aus, der Arbeitskräfte braucht und verlangt die durchschnittliche Rate für solche Arbeit - üblicherweise $ 15 bis $ 20 pro Woche. Sie zahlt den Sklaven 10 bis 20 Cents pro Tag, je nach Art der Arbeit, die verlangt wird, plus solcher "Einrichtungen", wie sie Sklaven in den früheren Tagen der Sklaverei in Form von Kleidung, Nahrung und Unterkunft erhielten.[21] Die Gefangenen erhalten nie Bargeld, sondern es wird ihnen Kredit gegeben, entweder in Form von Gutscheinen für Gegenstände, die sie in den Lagergeschäften der US-Armee kaufen können oder als Kredit bis zu der Zeit, in der sie freigelassen werden. Im März 1946 arbeiteten 140.000 Gefangene auf Bauernhöfen, für welche die Regierung $ 14 pro Woche pro Gefangenem einzog, 24.000 für Aufräumungsarbeiten von Gebäuden und sonstigen Bombenschäden, 22.000 an der Eisenbahn, meist als zweite Hand, zur Erledigung gelegentlicher Arbeiten, wie Unkraut aus der Themse ausgraben oder als Dienstboten für GI-Bräute, die auf Einschiffung nach Amerika warteten.[22]
Den Eröffnungen von Mitgliedern des britischen House of Commons zufolge, wurden während des Winters 1945-46 in britischen Lagern in Belgien 130.000 frühere deutsche Offiziere und Mannschaften unter Bedingungen gehalten, die britische Offiziere als:
.... nicht viel besser als Belsen beschrieben. Die Gefangenen hielten sich den Winter über in Zelten auf und schliefen auf dem nackten Boden nur mit einer Decke. Sie sagen, daß sie unterernährt sind und von den Wachen geprügelt und getreten werden. Viele haben keine Unterwäsche oder Stiefel.[23]
Im Sommer flüchtete eine wachsende Anzahl Gefangener mit Hilfe britischer Zivilisten aus den britischen Sklavenlagern. Berichte über die Verfolgung durch die Militärpolizei erinnern an die Verfolgungen fliehender Sklaven in der Zeit vor dem Bürgerkrieg (USA).[24] Mitte September hatte die Entrüstung der Öffentlichkeit einen solchen Grad erreicht, daß das britische Kriegsministerium ankündigte, daß Pläne ausgearbeitet würden, monatlich 15.000 zu entlassen, wobei denen Vorzug gewährt würde, die "echte demokratische" Überzeugungen zum Ausdruck gebracht hätten. Offiziere der Armee und Nazis würden unter dem Plan nicht nach Hause entlassen. Es wurden jedoch Versprechungen gemacht, die Zustände in den Lagern zu verbessern.[25]
Der Bericht des Internationalen Roten Kreuzes vom August 1946 zeigte, daß unsere eigene Regierung, durch ihre militärischen Einrichtungen in der deutschen Zone, 284.000 Gefangenen als Zwangsarbeiter beschäftigte, 140.000 davon in der Besatzungszone, 100.000 in Frankreich, 30.000 in Italien und 14.000 in Belgien.[26]
Wie das Rote Kreuz berichtet, sind Länder, die ebenfalls Sklaven halten: Jugoslawien 80.000, Belgien 48.000, Tschechoslowakei 45.000, Luxemburg 4.000, Holland 1.300.[27]
Diese Millionen von Deutschen ihren Familien fernzuhalten, ist ein direkter Angriff gegen deutsches Heim und Familie und dient in dieser Hinsicht nur dem Kommunismus. Doch das Band, daß die Männer an ihre Lieben bindet, ist stark geblieben. Ein Bericht aus Genf erzählt eine bewegende Geschichte.
Hunderte von Tonnen von Paketen, die von deutschen Gefangenen in den Vereinigten Staaten während der letzten drei Jahre über das Internationale Rote Kreuz an ihre Verwandten im Reich abgeschickt wurden, verstopfen hier die Lagerhäuser. Die Genfer Organisation ist nicht in der Lage, diese weiterzuleiten, weil kein zentrales Rotes Kreuz in Deutschland erlaubt ist. Andere Hunderte von Tonnen werden in New York festgehalten und warten auf eine Entscheidung.
"Der Inhalt der Pakete erzählt eine traurige Geschichte," sagte Oberst T.F. Wessels, Kommandeur der Militärpolizei im Hauptquartier der US-Armee in Frankfurt, Deutschland. Sie enthalten hauptsächlich Spielzeug aus Holz, das von den Gefangenen mühsam handgearbeitet und an ihre Kinder geschickt wurde, und sogar handgemachte Schuhe für ihre Frauen und Mütter. Viele deutsche Gefangene verzichteten darauf, zu rauchen und sandten ihre Zuteilung an Zigaretten und Süßigkeiten nach Hause. Viele schickten Bücher über das amerikanische Leben.[28]
Seitens britischer Beamter wird ein Versuch gemacht, die Versklavung aus dem Grunde zu rechtfertigen, daß die Männer Kriegsgefangene sind und als solche nach der Genfer Konvention zur Arbeit gezwungen werden können. Es wird gesagt, daß der Krieg rechtlich noch nicht zu Ende sei, daß die Gefangenen noch immer Soldaten der deutschen Regierung seien und daß, wenn sie nach Deutschland zurückkehren, es die Verantwortung der deutschen Regierung sei, ihnen das Geld, das sich während der Zeit als sie Soldaten und Gefangene waren, angesammelt habe, auszuzahlen. Dieses Argument beruht auf der Grundlage, daß es eine deutsche Regierung gebe. Sie argumentieren aber auch, daß die Repatriierung der Gefangenen, die laut Genfer Konvention erfolgen soll, sobald die Feindseligkeiten eingestellt sind, nicht erfolgen könne, weil es keinen Waffenstillstand oder Friedensvertrag mit Deutschland gegeben habe, und daß zur gegenwärtigen Zeit auch keiner unterzeichnet werden kann, weil es keine deutsche Regierung gebe.
Durch ähnliches doppelzüngiges Gerede rechtfertigen sie die Nahrungsrationen der Gefangenen, die weit unter dem Armeestandard liegen, unter dem Vorwand, daß die Genfer Konvention, die Standard Armeerationen vorschreibt, mit dem II. Weltkrieg aufgehört habe zu existieren. Doch, wenn Repräsentanten der Presse die Gefangenenlager untersuchen wollen, lehnen die Briten lauthals ab mit dem Hinweis darauf, daß die Genfer Konvention solche Besuche von Gefangenenlagern verbiete.[29]
Das Internationale Rote Kreuz, die höchste Autorität über dieses Thema, verdammt das Sklavensystem rundweg. Wie es aus Genf heißt:
Fast ein Jahr nach dem Frieden, verletzen die Vereinigten Staaten, Britannien und Frankreich die Abmachungen des Internationalen Roten Kreuzes, die sie im Jahre 1929 feierlich unterschrieben.
Eine heutige Untersuchung im Genfer Hauptquartier, zeigte, daß die Weitergabe von durch die amerikanische Armee gefangengenommenen deutschen Kriegsgefangenen in französische und britische Befehlsgewalt zur Zwangsarbeit nirgendwo in den Statuten des Internationalen Roten Kreuzes erlaubt wird, die bezüglich dieses Themas die höchste Autorität in der Welt sind.
Wenn auch Tausende früherer deutscher Soldaten bei der gefährlichen Arbeit der Räumung von Minenfeldern und Seeminen, bei der Zerstörung überflüssiger Munition und beim Niederreißen zerstörter Häuser eingesetzt werden, verbietet die Genfer Konvention ausdrücklich, Gefangene "bei gefährlichen Arbeiten oder dem Transport jeglichen Materials, das bei der Kriegführung benutzt wurde, einzusetzen."
Rußland lehnte es 1929 ab, an der Konferenz des Internationalen Roten Kreuzes teilzunehmen, und Japan unterzeichnete diese Konvention nie, daher waren weder Moskau noch Japan an die Regelungen bezüglich Kriegsgefangener gebunden.
"Die amerikanische Lieferung deutscher Gefangener an die Franzosen und Briten für Sklavenarbeit, wurde von Rußland bereits als Rechtfertigung dafür angeführt, deutsche Armeegefangene so lange zu behalten, wie sie in der Lage waren zu arbeiten," gab ein Beamter des Internationalen Roten Kreuzes an." Der Austausch gefangener feindlicher Soldaten unter den Siegern, wirft die Welt ins finstere Mittelalter zurück - als feudale Barone angrenzende Herzogtümer angriffen, um ihren Viehbestand wieder aufzufüllen."[30]
Ein Beobachter des Roten Kreuzes verdammt die Versklavung mit diesen Worten:
Es ist ein ungeheuerliches System und ein böser Präzedenzfall, weil es weit offen für Mißbrauch und mit Schwierigkeiten verbunden ist, Verantwortung zu schaffen. Deutsche Soldaten waren nach dem üblichen Recht keine Sträflinge und konnten den Militärdienst ebensowenig verweigern, wie die Amerikaner. Es ist eindeutig Unrecht, sie aus politischen Gründen zu kaufen und zu verkaufen, wie die afrikanischen Neger vor einem Jahrhundert.[31]
Mehr noch, es muß hervorgehoben werden, daß viele der Sklaven nie deutsche Soldaten waren. Viele waren deutsche Zivilisten, die während des Krieges in Amerika festgehalten wurden, eingeschlossen Seeleute, die vor unserem Eintritt in den Krieg festgenommen worden waren, frühere rechtmäßige Bewohner der Vereinigten Staaten und Personen, die aus Lateinamerika nach hier gebracht wurden, weil sie deutsche Ansichten hatten. Sogar antinazistische Deutsche, die freiwillig aus Amerika nach Deutschland zurückkehrten, um der Militärregierung beim Wiederaufbau der zerstörten Länder und Familie und Freunden in höchster Not zu helfen, wurden zur Versklavung geschnappt.[32]
In scharfem Gegensatz zu unserer Behandlung von Kriegsgefangenen, stand die Behandlung amerikanischer Kriegsgefangener seitens der Deutschen. Allan Wood, Kriegskorrespondent des Londoner Express, sagte in einer Zusammenfassung der Behandlung der Kriegsgefangenen von deutscher Seite:
Die erstaunlichste Sache über Greueltaten in diesem Krieg ist, daß es so wenige gab. Ich bin nur wenigen Situationen begegnet, in denen die Deutschen die Gefangenen nicht nach den Regeln behandelt und das Rote Kreuz nicht respektiert hätten.[33]
Leutnant Newton L. Marguiles, Stellvertretender Beisitzer in den Jefferson Kasernen, sagte am Montag, dem 27. April 1945 in St. Louis:
Selbst in Augenblicken größter Verzweiflung, gehorchten die Deutschen im allgemeinen der Konvention. Es stimmt, daß es an der Front Greueltaten gab - Leidenschaften entbrennen dort sehr leicht - aber es waren einzelne Vorfälle, keine Praktiken, und schlechte Leitung der Lager für gefangene Amerikaner war sehr ungewöhnlich.[34]
Der Chef des Stabes, Gen. George C. Marshall, schrieb am 5. Januar 1945 an den Nationalen Befehlshaber der Amerikanischen Legion:
Unsere Behandlung der Kriegsgefangenen wird durch die Genfer Konvention geregelt, die unter anderem vorsieht, daß sie mit den gleichen Rationen in Qualität und Quantität versorgt werden, wie die amerikanischen Truppen in den Basislagern in diesem Land. Dies geschieht unter der vertraglichen Verpflichtung, und unsere in deutscher Hand befindlichen Soldaten erhalten im großen und ganzen entsprechende Behandlung.[35]
Das Amerikanische Rote Kreuz berichtete 1945 offiziell, daß "99 Prozent der amerikanischen Kriegsgefangenen in Deutschland überlebt haben und auf dem Weg nach Hause sind."
Die deutsche Behandlung russischer Kriegsgefangener glich der russischen Behandlung deutscher Kriegsgefangener. Da Rußland die Genfer Konvention nicht unterzeichnet hatte, waren weder Rußland noch Deutschland an diese Bedingungen gebunden. Und es muß daran erinnert werden, daß Greueltaten in deutschen Konzentrationslagern keine Kriegsgefangenen betraf, sondern Menschen, die mutmaßlich Deutsche waren, Menschen, die überlebt haben und nun stolz sagen, daß sie Mitglieder des deutschen Untergrundes gewesen seien, Saboteure, die ihr bestes taten, den deutschen Kriegserfolg zu sabotieren und zu bekämpfen. Die Behandlung, die sie erhielten, wenn auch bedauerlich und unmenschlich, gleicht der Behandlung der politischen Gefangenen in Rußland. Wenn der eine verdammt wird, muß auch der andere verdammt werden, wenn es Gerechtigkeit geben soll. Wenn nicht, machen wir uns der Rangdiskriminierung schuldig, indem wir ein Verbrechen, das von einem begangen wurde, verdammen, und es gutheißen oder übersehen, wenn es von einem anderen begangen wurde. Wenn wir diesen Krieg wirklich geführt haben, um solchen Dingen ein Ende zu bereiten, so ist der Krieg nicht zu Ende, bis die Insassen der russischen Sklavenlager auch befreit worden sind. Wenn wir einen Krieg geführt haben, der eine halbe Billion Dollar gekostet hat, um nur diejenigen in deutschen Lagern zu befreien, und nicht die in russischen Lagern, ist eine Erklärung fällig.
Auf jeden Fall müssen wir uns fragen, was wir tun würden, wenn wir uns in einem Krieg z.B. gegen Rußland befänden und im Innern eine "Untergrund"-bewegung hätten, die sich bemüht, Kolumnisten der kommunistischen Fünfte Kolonne zu sabotieren.
Es ist ein Versuch unternommen worden, die Versklavung der Deutschen allgemein aus dem Grunde zu rechtfertigen, daß die Naziregierung von ausländischen Arbeitern Zwangsarbeit verlangte. Es stimmt, daß das Reich Millionen importierter Arbeiter hatte, es stimmt aber auch, daß, ausgenommen von besonderen Fällen, wie Kriegsgefangene, die unter die Genfer Konvention fielen, diese ausländischen Arbeiter zum größten Teil bezahlt und gut ernährt wurden.
Dr. James K. Pollock, der während 14 Monaten bei der Amerikanischen Militärregierung tätig war, sagte von Deutschlands "Zwangsarbeitern": "Ich glaube, daß es einigen dieser Leute besser ging, als zu jeder anderen Zeit in ihrem Leben."[36] Eine große Menge von Beweisen zeigen, daß das wahr ist und daß gegenteilige alliierte Kriegspropaganda weitgehend übertrieben war. Abgesehen davon, gibt es keine Rechtfertigung für die Bestrafung des normalen Bürgers eines jeden Landes, für die Sünden seiner politischen Führer.
Der Chef der Kohle- und Bergbau Abteilung der Amerikanischen Militärregierung, Max. H. Forrester, antwortete im Juli 1946 auf die Frage: "Was haben die Deutschen getan, um so gute Produktionsleistungen von den Zwangsarbeitern zu erreichen, die wir mit Deutschen, die beim Bergbau arbeiten, nicht erreichen können?" "Sie ernährten ihre Helfer, und sie ernährten sie gut."[37]
Im Sommer 1946 trat die amerikanische Arbeitergewerkschaft streng gegen das Sklavensystem als einer fundamentalen Bedrohung der freien Arbeit in der ganzen Welt an. Indem sie die Aufmerksamkeit auf die Tarifgesetze richtete, die ausdrücklich die Einfuhr von Gütern, die ganz oder teilweise von Sträflingen, Zwangsarbeitern, Lehrlingen oder jeglicher anderen Form unfreiwilliger Arbeit hergestellt waren, aus dem Ausland untersagten,[38] warnte der Sprecher der Gewerkschaft, Herbert Thatcher, in einer Rede im Radio davor, daß das System der Sklavenarbeit Handel und Produktion auf eine Stufe hinunterdrücken könne, die zu einem anderen Krieg führen könne. Er sagte, daß die Zustände von Sklavenarbeit in Britannien, Frankreich und Rußland "den Weltfrieden gefährden und den Welthandel zerstören." "Darum," schloß er, "ruft die amerikanische Arbeitergewerkschaft die Vereinigten Staaten auf, den Vereinten Nationen vorzuschlagen, daß alle Mitgliedsstaaten auf die Nutzung von Zwangsarbeit verzichten und sich einig darin sind, Erzeugnisse von Zwangsarbeit vom Welthandel zu verbannen."[39]
Wir verhandelten und schlossen ein Abkommen mit den vier dominierenden Mächten der Welt, das zum ersten Mal klar und unzweideutig ausdrückte, was bis dahin, wie das Tribunal erklärte, stillschweigend im internationalen Recht verankert war, nämlich ..... Zivilbevölkerungen zu versklaven oder zu deportieren, ist ein internationales Verbrechen, und daß für die Durchführung solcher Verbrechen Einzelne verantwortlich sind.[40]
Indem er die Nürnberger Urteile verteidigte, sagte Willis Smith of Raleigh, N.C. Präsident des Amerikanischen Anwaltsverbandes:
Die Zeit ist gekommen, wo Männer, die verbrecherische Dinge anordnen, selbst zu Verbrechern erklärt werden sollten. Seit wann sind Mord und Deportationen und Sklavenarbeit keine Verbrechen?[41]
Entnazifizierung
Deutschland wurde unter Hitler durch die alleinige Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei regiert, die alle anderen Parteien als ungesetzlich erklärte. Das System war in dieser Hinsicht dem der Kommunisten in Rußland ähnlich, die nach dem Gewaltstreich im Jahre 1917 dem russischen Volk ein Einparteiensystem aufgezwungen haben und alle abweichenden politischen Meinungen als Verrat bezeichneten.
Indem sie den Parlamentarismus ablehnten, folgten die Nazis dem, was sie das Führerprinzip bezeichneten. Der "Führer" übte höchste Autorität aus; unter ihm breiteten sich lagenweise untergeordnete Führer fächerartig durch alle Teile der Gesellschaft aus, um die gesamte deutsche Nation unter zentralisierte Parteikontrolle zu bringen.
Nach der Übernahme, fanden leitende Persönlichkeiten aus allen möglichen Berufszweigen es nötig oder zweckmäßig, in die Partei einzutreten oder sich einer oder mehrerer der angegliederten Organisationen anzuschließen. Unter den 7.500.000 Mitgliedern, waren fast alle Regierungsangestellten, professionellen Leute, Wissenschaftler, Techniker, Professoren, Lehrer, Autoren und Geschäftsleute, die als Geschäftsführer eingesetzt und unter schwerer Bestrafung, wie Konfiszierung von Eigentum, gezwungen wurden, sich an Parteilinie und Auftrag auszurichten. Büroangestellte, Handwerker und Techniker mußten sich, um im Beruf weiterzukommen, einordnen. Die Anzahl der Mitglieder wuchs während des Krieges und der Periode von wachsender Spannung kurz davor rapide. Partei und Nation wurden so eng miteinander verbunden, daß der Eintritt als Darstellung von Patriotismus gewertet wurde; abzulehnen zog Bestrafung für Illoyalität nach sich. Kurz gesagt, fast jedermann in Deutschland mit Denkvermögen, Fähigkeiten und Eignung für eine leitende Position gehörte der Nazipartei oder einer der angeschlossenen Organisationen an und gehorchte ihren Befehlen.
Indem sie die ganze Schuld für den Krieg Deutschland anlasteten und damit der Nazi Partei, den Krieg als einen Angriffskrieg erklärten und Angriff als ein Verbrechen gegen die Menschheit als ungesetzlich erklärten, haben Deutschlands Eroberer die Nazipartei, ihre Gliederungen und die ganzen Millionen von Mitgliedern zu Verbrechern gestempelt. Die Bestrafung, wenn sie, wie in Potsdam festgelegt, auf den Buchstaben genau ausgeführt wird, würde praktisch die Auflösung von Deutschlands Mittel- und Oberschicht bedeuten.
Die umfassende Belastung ruht auf einer schwachen Basis, wie sich in den Potsdamer Entnazifizierungserklärungen zeigt. In einem Atemzug ordnen sie an, daß alle "Diskriminierung ..... politischer Ansichten abgeschafft werden solle"; doch im nächsten Atemzug lösen sie die Nazipartei und ihre angeschlossenen Organisationen und Institutionen auf, verbieten die Verbreitung nationalsozialistischer Ansichten, ohne diese im besonderen zu identifizieren, und verlangen schwere Bestrafung aller Nazis, ganz einfach dafür, daß sie Nazis sind.
Potsdam ordnet an, daß "Naziführer, einflußreiche Naziunterstützer und hohe Beamte von Naziorganisationen und -institutionen ..... festgenommen und interniert werden" und daß alle Nazis von geringerer Bedeutung "aus öffentlichen und halböffentlichen Ämtern sowie früheren verantwortungsvollen Positionen in privaten Unternehmen entfernt werden sollen."
Bei dem Versuch, diese ungewöhnlichen Erlasse durchzuführen, die als Säuberungsaktion "die Gauner rauszuschmeißen" betrachtet wurde, gab die Amerikanische Militärregierung das "Gesetz Nummer Acht" heraus, dessen genaue Bestimmungen ein Militärgeheimnis war, um Geschäfte und verschiedene verbindliche Aufhebungserlasse zu entnazifizieren, um die Regierung von allen Nazis zu säubern. In unserer Zone wurden aus einer Totalbevölkerung von 16.682.000 annähernd 3.000.000 deutsche Männer betroffen. Unsere Besatzungsbeamten steckten 75.000 ins Gefängnis und sahen 80.000 noch nicht zurückgekehrte Kriegsgefangene zur Internierung vor, weil sie wichtige Nazis waren; entfernten mehr als 100.000 aus öffentlichen Ämtern und entblößten Geschäfte von leitenden und technischen Kräften, indem sie weitere Hunderttausende entließen oder degradierten.[42]
Mit anderen Worten, wir machten uns daran, das Leben und den Ruf von drei Millionen Männern allein in unserer Zone zu ruinieren, weil diese, wie sie es sehen, einen "politischen Fehler" machten. Die Konsequenz war, daß die Deutschen sich fürchteten, sich mit irgendeiner politischen Partei zu identifizieren oder irgendeine politische Ansicht zu äußern, aus Angst, später dafür bestraft zu werden, genau so wie es jetzt mit den Nazis geschieht.
Aber am wichtigsten war, daß der Zone und ihren Menschen die wirtschaftliche Nutzung vorenthalten wurde, die daraus erwachsen wäre, wenn diesen Männern erlaubt worden wäre, die Arbeit zu tun, die allein sie durch Talent, Training und Erfahrung in der Lage waren auszuführen. Die produktivsten Männer der Zone in Kolonnen zu stecken, wo sie mit Hacke und Schaufel arbeiten mußten und ihre Posten mit Unfähigen zu besetzen, war eine der Hauptursachen, die zu der wirtschaftlichen Lähmung in der Zone beitrugen.
Unsere Besatzungsbehörden wurden mit zwei sich gegenseitig widersprechenden Aufträgen konfrontiert, die sie oft in Situationen mit gegenteiligen Absichten brachten. In Potsdam wurde ihnen der Auftrag gegeben, genügend Produktion zur Versorgung der Besatzungskräfte und die "displaced persons" sicherzustellen, wobei genug übrigbleiben sollte, "das deutsche Volk in die Lage zu versetzen, ohne Hilfe von außen zu existieren." Bei dem Versuch, diesen Auftrag auszuführen, konnten z.B. einige unserer zonalen Beamten unterwegs sein, um nach ausgebildetem Personal für das unterbesetzte Eisenbahnsystem zu suchen. Doch zur gleichen Zeit kamen andere Beamte, die den Entnazifierungsauftrag durchzuführen hatten, diesen zuvor, schnappten Lokomotivführer und Zugpersonal und steckten sie ins Gefängnis, weil sie Nazis gewesen waren.
Es zeigte sich, daß die Organisierung der Entnazifierungsanordnungen eine Aufgabe von überwältigendem Ausmaß war. Das begrenzte Personal der Militärregierung mußte feststellen, daß es unmöglich war, die drei Millionen Nazis ordentlich zu registrieren, ihre Fragebogen auszufüllen, zu tabellarisieren und säuberliche Akten anzulegen. Noch konnten einzelne Prozesse und Anhörungen für so viele ordentlich durchgeführt werden, besonders wenn jeder Irrtum dazu beitrug, die ansteigende Flut deutschen Unwillens zu verstärken.
Da wir organisierten Widerstand befürchteten, führten wir, nach Art der Gestapo, die größten Massenrazzien in der Geschichte durch. Bei Tagesanbruch, ohne Warnung, hielten unsere Truppen jedes Fahrzeug in der Zone an, prüften die Papiere von Zivilisten und Soldaten und durchsuchten jedes deutsche Haus vom Keller bis zum Boden. Obwohl den verantwortlichen Männern zufolge, die deutsche Bevölkerung während 12 Jahren angeblich unter dem Einfluß und der Dominanz von Verbrechern und kriminellen Organisationen gestanden hatte, "ergab die Durchsuchung weniger Verbrechen, als vielleicht bei einer ähnlichen Aktion in einem vergleichbaren Gebiet in den Vereinigten Staaten zu Tage gekommen wären."[43]
Da sich also herausstellte, daß es unmöglich war, den Entnazifierungsauftrag durchzuführen, wir diesen andererseits aber auch nicht fallenlassen konnten, beauftragten wir kurzerhand die Deutschen damit.
Das Gesetz, das die Arbeit der Entnazifizierung in unserer Zone den Deutschen übertrug, wurde zum größten Teil von einem Heinrich Schmitt formuliert, einem korpulenten kommunistischen Quisling, der als bayerischer Entnazifierungsminister unter der Amerikanischen Militärregierung fungierte. Die Durchführung des Gesetzes wurde ebenfalls teilweise in seine Hände gelegt.[44] Diese Art von Regelung ist eine logische Folgerung des Programms, das automatisch früheren politisch neutralen oder aktiven Antinazis politische Verantwortung überträgt, eingeschlossen Kommunisten, die, mit dem kommunistischen Rußland, das das Potsdamer Abkommen unterzeichnete, als "demokratisch" akzeptiert werden müssen.
Das Gesetz legt fest, das einigen Nazis, die andererseits verdammt sind, die Möglichkeit gegeben wird, ihre Unschuld zu beweisen und ihren Status als Staatsbürger zurückzuerhalten oder andererseits bestraft werden. Es führt fünf Kategorien von Kriegsverbrechern und potentiell gefährlichen Personen auf, nämlich:
1) Haupttäter, 2) Täter, die weitgehend als Aktivisten, Militärs und Nutznießer eingestuft sind, 3) geringere Täter, 4) Mitläufer, die sich aus der breiten Mitgliedschaft in der Partei und den angeschlossenen Organisationen zusammensetzen, 5) entlastete Personen, die ein Tribunal für unschuldig befunden hat.
Bestrafungen für die in der ersten Kategorie, reichen von Todesstrafe oder lebenslänglichem Gefängnis zu Gefängnis für fünf oder mehr Jahre mit oder ohne schwere Arbeit. Die in der zweiten Kategorie können bis zu zehn Jahren bestraft werden. Die in den niedrigeren Kategorien sind Gegenstand einer Vielzahl von "Sanktionen", eingeschlossen Verlust der Staatsbürgerschaft und des Wahlrechts, Entfernung aus einem öffentlichen Amt, Verlust persönlicher Rechte, wie das Privileg ein Auto zu besitzen, Herunterstufung von einer Position mit schwerer Kürzung des Einkommens, Entfernung aus einer Position, Konfiszierung von Eigentum, und Beschäftigung nur für gewöhnliche Arbeit.[45]
Um die Sache etwas zu erleichtern, erließen wir eine Amnestie für alle Nazis unter 27 Jahren, die nicht besonders beschuldigt waren. Diese Aktion gab ca. einer Million Männern die Staatsbürgerschaft zurück, die, wie General Clay es ausdrückte, Nazis geworden waren, bevor sie alt genug waren zu wissen, was sie taten. Er vergaß zu erklären, warum dieselbe Überlegung nicht auch auf die meisten älteren Männer angewandt werden konnte. Jedenfalls war die Aktion von einer Erklärung begleitet in dem Sinne, daß es der Wunsch der Militärregierung sei, "die Jugend Deutschlands zu ermutigen, auf demokratische Art zu leben zu verstehen und weiterzuentwickeln."[46]
Dummerweise befanden sich diejenigen, die unter die allgemeine Begnadigung fielen, in Frankreich, Britannien, Belgien, Holland, Rußland oder sonstwo und leisteten auf unbestimmte Zeit wie Sträflinge Zwangsarbeit.
Innerhalb weniger Monate begannen linke Kritiker abermals sich darüber zu beschweren, daß das ausgeklügelte deutsche Gerichtssystem, das eingerichtet worden war, über die Millionen verbliebener Fälle zu urteilen, bei weitem zu milde sei, d.h. es erlaube den Hitlerhorden zurückzukommen.* .
* Im November 1946 äußerte Gen. Lucius D. Clay Besorgnis über die Milde, die den Nazis bei deutschen Gerichten gezeigt werde. Indem er eine Frist von 60 Tagen setzte, in denen die Deutschen zeigen müßten, daß sie "den Willen hätten, die Aufgabe durchzuführen, der heute noch nicht vorhanden ist," warnte er, daß die Militärregierung bereit sei, die Durchführung der Entnazifizierung wieder zu übernehmen, es sei denn, die deutschen Gerichte würden straffer durchgreifen. Einen Tag vor Weihnachten, erklärte Gen. McNarney eine Generalamnestie für ungefähr 800.000 "kleine Nazis" in der U.S.-Zone. Eingeschlossen waren geringere Nazis, deren Einkommen in den Jahren 1943 und 1945 weniger als 3.000 Mark betragen hatte und deren zu versteuernder Besitz im Jahre 1945 20.000 Mark nicht überstieg.
Nichtsdestoweniger erließ das Koordinationskomitee des Alliierten Kontrollrats für ganz Deutschland Entnazifizierungsgesetze nach dem Muster in der amerikanischen Zone, die jedoch die Durchführung jeder zonalen Behörde überließen.[47]
Dieses Schlupfloch erlaubt den anderen Besatzungsregierungen die Entnazifizierung so fortzusetzen, wie sie es für richtig halten, was bisher mit größerer Vernunft und Milde durchgeführt wurde, als in der amerikanischen Zone, wo die Durchführung, mit anderen Worten, weit strenger und drastischer als anderswo war. In Stuttgart verkündete Mr. Byrnes stolz, daß die Entnazifizierung in der amerikanischen Zone vollständig durchgeführt sei.
Weniger als vier Wochen später verkündete das Nürnberger Tribunal sein Urteil, das von so großer Tragweite war. Das Tribunal, daß gewiß keiner richterlicher Neutralität oder Milde beschuldigt werden kann und die Fälle auf vier alles umfassende Punkte konzentrierte, verurteilte 12 von 22 Erznazis zum Tode, drei zu lebenslänglichem Gefängnis, vier zu Gefängnisstrafen von 10 bis 20 Jahren, und erklärte drei für unschuldig. Wenn drei der höchsten Nazis frei von Schuld und vier andere nur teilweise schuldig waren, konnte der größte Teil der Parteimitglieder überhaupt nicht ernstlich schuldig sein. Das bedeutet, daß die Entnazifizierungsverordnungen, die alle Nazis ohne Prozeß verurteilen, durch und durch ungerecht sind. Die Nürnberger Verfahren selbst sind rundum verurteilt worden, weil sie die grundlegenden Prinzipien angelsächsischer Rechtsprechung verletzen, insbesondere für die Verurteilung auf der Basis von ex post facto Gesetz (im nachhinein erlassene Gesetze, die zur Zeit der Straftat nicht existierten, d.Ü.), dafür, daß parteiische Richter eingesetzt wurden und weil Beweismaterial ausgeschlossen wurde, das etwas über die Siegermächte ausgesagt haben würde. Aber das Urteil, das in Potsdam ausgesprochen wurde, war noch schlimmer, weil dort ein allgemeiner Schuldspruch verkündet wurde, ohne den geringsten Vorwand für einen Prozeß, Beweise oder Zeugenaussagen. Unter den gegenwärtigen Entnazifizierungsgesetzen sind alle Nazis immer noch schuldig, es sei denn, sie können angesichts eines Verfahrens, das die Verletzung akzeptierter Beweisregeln erlaubt, ihre Unschuld beweisen.[48]
Das Nürnberger Tribunal stellte auch verschiedene Naziorganisationen vor Gericht, um festzustellen, ob sie und die Mitglieder kriminell waren oder nicht. Die SS, Gestapo, SD - Elitewache, Geheimpolizei und Sicherheitspolizei - und die höheren Ränge der Naziführung wurden als verbrecherische Organisationen erklärt. Das bedeutet, daß 400.000 Mitglieder, um freigesprochen zu werden, nachweisen müssen, daß ihr Beitritt erzwungen wurde und sie nichts von der Kriminalität wußten. Die Bestrafung reicht bis zur Todesstrafe. Andererseits wurde die SA - Original Sturmtruppen - von der Verschwörung zu einem Angriffskrieg freigesprochen, und der Generalstab, das Höchste Kommando und die Braunhemden wurden für nicht schuldig befunden. Daher konnte die breite Masse des deutschen Volkes nicht schuldig sein und sollte auch nicht bestraft werden.
Das Entnazifizierungsprogramm im allgemeinen und der Nürnberger Prozeß im besonderen verletzen unsere traditionellen Vorstellungen von Recht; in Wirklichkeit verkörpern sie das kommunistische und nazistische Konzept der Rechtsprechung - die Beseitigung ideologischer Gegner. Wie die wöchentliche Barron's sagt:
..... bestraft wird einseitig nur der Besiegte. Abgesehen davon, daß sie nicht die gleichen spektakulären Greuel begingen, haben die Russen doch schließlich in Polen das gleiche getan wie die Nazis. Damit hat eine Kombination von verzeihlichen Nazihassern und entschlossenen Sympatisanten, unter Ausnutzung unseres berechtigten Wunsches nach einem neuen internationalen Gesetz, uns einen ..... römischen Feiertag ..... (Roman holiday)..... beschert. In den Augen der Welt haben wir die kommunistische Ansicht von Justiz übernommen.[49]
Schlimmer noch, wir haben den Kommunisten, deren schlimmste Lehren mit denen der Nazis übereinstimmen, erlaubt, weiter zu predigen und zu agitieren und sogar Eingang in Schlüsselpositionen unserer eigenen Militärregierung zu finden. Als wir ankamen, waren die Deutschen streng antikommunistisch; seither sind sie aus unserer Zone in die russische geflohen, wo sie in der kommunistischen Partei und sogar in der Roten Armee willkommen geheißen werden, in deren Rängen sie eines Tages die Möglichkeit haben mögen, sich an uns zu rächen.
Die Entnazifizierung in der russischen Zone war weit aufgeklärter und wirtschaftlich weniger störend. Die starken Männer im Kreml konnten die Verdammung aller Nazis als Verbrecher kaum ernst nehmen, weil sie sehr genau wußten, daß ihre eigene Partei, die Rußland weitgehend so regiert, wie die Nazipartei Deutschland regierte und die denselben blinden Gehorsam ihrer Mitglieder verlangt, jeden Aktes, dessentwegen wir die Nazis so streng verurteilen, schuldig ist: Aggressionskriege gegen friedliche Nachbarn, Nervenkrieg, Konfiszierung von Eigentum ganzer Klassen ohne Entschädigung der Eigentümer, Verletzung von Verträgen und Übereinkünften, Feindseligkeit gegen Religion, Greuel in Konzentrationslagern, Sklavenarbeit, Plünderung und Mißhandlung eroberter Länder, die Benutzung von Fünften Kolonnen und Quislingen, Regierung einer Partei durch Terror mit Hilfe von zivilen Informanten und dem System einer brutalen Geheimpolizei, Beschränkung von Menschenrechten und Freiheit des Einzelnen auf jede Art und Weise, und sogar das Ziel, die Welt zu erobern.
Die Russen wissen das, und die Deutschen ebenfalls. Wenn wir es bei dem einen entschuldigen und den anderen bestrafen, werden wir in den Augen beider lächerlich.
Die Haltung des Kremls hinsichtlich Entnazifizierung wurde bereits vor Jahren ausgedrückt und hat sich wahrscheinlich seither nicht geändert. Rußland, als Partner von Hitler, hatte gerade Polen angegriffen, besiegt und geteilt, und Hitler hatte vorgeschlagen, daß, da der Grund, dessentwegen der Krieg geführt wurde, nun beseitigt sei, alle Beteiligten den Kampf einstellen und eine allgemeine Entwaffnungskonferenz einberufen sollten. Britannien und Frankreich hatten mit der kurzen Bemerkung abgelehnt, daß sie weiterkämpfen würden, um den "Hitlerismus zu vernichten." Der Kreml äußerte sich abschätzig. Seine Reaktion, die wahrscheinlich immer noch seine innere Überzeugung ist, wurde von der Associated Press aus dem streng zensierten Moskau (am 9. Oktober 1939) wie folgt berichtet:
In einem Leitartikel in der Regierungszeitung Iswestia stellte sich Sowjet-Rußland hinter Adolf Hitlers Friedensgeste, indem es Großbritannien und Frankreich beschuldigte, mit der Absicht, einen Krieg zu führen, um den "Hitlerismus zu vernichten," "ins Mittelalter zurückzukehren."
Die Iswestia meint, daß die britisch-französischen Argumente, daß der Krieg verlängert werden müsse, um den Hitlerismus zu vernichten, "uns ins finstere Mittelalter zurückversetzen, als verheerende Religionskriege geführt wurden, um Ketzer und Menschen, die einer anderen Religion angehörten, zu vernichten." Die Zeitung meint:
"Es ist unmöglich, irgendeine Idee oder Ansicht durch Feuer und Schwert auszurotten.
"Man kann Hitlerismus oder jedes andere System einer politischen Ansicht achten oder hassen. Das ist Geschmackssache. Aber einen Krieg anzufangen, um "Hitlerismus zu vernichten" heißt, kriminelle politische Verrücktheit zuzugeben."
Das Potsdamer Abkommen, das die "Vernichtung des Hitlerismus" vorsah, war jedoch für den Kreml sehr nützlich, weil es die Basis für die Beseitigung der deutschen "Bourgeoisie" bot und damit die Bühne freimachte, Deutschland endgültig kommunistisch zu machen. Die notwendige Enteignung von Besitz wurde durch die Konfiszierung der Holdings der Nazis, abwesender Flüchtlinge, "Kriegsgewinnler" und anderer Klassen künstlicher Krimineller erreicht. Wenn jedoch ein nomineller Nazi in der russischen Zone enteignet worden ist, wird ihm die Möglichkeit geboten, sich reinzuwaschen. Wenn er sechs Monate bei Räumungsarbeiten zufriedenstellend gearbeitet hat, wird ihm sein Arbeitsplatz zurückgegeben. Entnazifizierung wird dadurch mit "Aufbau" verbunden.[50] Kleinere Täter wurden vor deutsche Gerichte gebracht, und reuige Nazis werden aufgefordert, in die kommunistische Partei einzutreten.[51] Reuters zufolge, wurde Offizieren des deutschen Militärs angeboten, in die Rote Armee einzutreten. Wenn Offiziere die Zonengrenze überschreiten, werden sie symbolisch "festgenommen," kommen in Quarantänelager und werden aufgefordert, sich einzutragen. Wenn sie annehmen, erhalten sie besondere Behandlung. Mit anderen Worten, die Vereinigung der Roten- und der Naziarmee hat begonnen.[52]
Rußland nimmt in seiner Zone die vielen gemeinsamen Punkte zwischen dem eigenen und dem Nazisystem unter Hitler wahr. Manche Deutschen bemerken, daß der "Kommunismus nichts anderes sei, als Nationalsozialismus unter anderem Namen."[53] Während wir weiterhin auf den Übeln des Nazismus herumhämmern, den wir scheinbar als etwas Einmaliges betrachten, stimmt Rußland, das unser Militärpersonal nicht kritisieren darf, diese Übel mit dem eigenen System ab und ermöglicht so die gewünschte Umwandlung vom einen in das andere.
Mit der Beseitigung der "Bourgeoisie" in unserer Zone, haben wir in die Hände des Kremls gearbeitet, weil diese Aktion das Haupthindernis zu einer Errichtung der "Diktatur des Proletariats" und einer endgültigen Integration der Zone in die Sowjetunion - den eigenen Vereinten Nationen des Kremls - beseitigt ist. Unsere ganze Entnazifizierungsprozedur war für Moskau höchst befriedigend, weil, je größer das Chaos, die Verzweiflung und die Empörung sind, die wir hervorrufen und je größer die Ablehnung des deutschen Volkes wird, um so stärker wird der Griff des Kommunismus' und um so näher kommen wir dem Punkt, alles zu verlieren, wofür wir den Krieg geführt haben.
Anmerkungen
[1] | Associated Press, Moskau, 31. März 1945 |
[2] | Zitiert in Congessional Record, 29. März 1946, S. 2864 |
[3] | Cf. David Dallin, The Real Soviet Russia (Yale University Pess, 1944) Kapitel XI, "Forced Labor" |
[4] | Hal Foust, Berlin, 17. Sept. 1946, Chicago Tribune Press Service |
[5] | Hal Foust, Berlin, 11. Aug. 1946, " " " |
[6] | Hal Foust, Berlin, 19. Aug. 1946, " " " |
[7] | Hal Foust, Berlin, 5. Juni 1946, " " " |
[8] | Associated Press, Stockholm, 30. Nov. 1945 |
[9] | Chicago Tribune Press Service, Genf, Schweiz, 5. Sept. 1946 |
[10] | John Thompson. Genf, Schweiz, 24. Aug. 1946, Chicago Tribune Press Service |
[11] | The Progressive, 14. Jan. 1946, S. 4 |
[12] | Louis Clair, The Progressive, 14. Jan. 1946 |
[13] | Congressional Record, 11. Dez. 1945, S. A-5816 |
[14] | Henry Wales, 112. März 1946, Chicago Tribune Press Service |
[15] | Chicago Tribune Press Service, Lille, Frankreich, 6. Juli 1946 |
[16] | John Thompson, Genf, Schweiz, 18. Aug. 1946, Chicago Tribune Press Service |
[17] | John Thompson, Genf, Schweiz, 24. Aug. 1946, Chicago Tribune Press Service |
[18] | Arthur Veysey, London, 28. Mai 1946, Chicago Tribune Press Service |
[19] | Arthur Veysey, London, 8. Mai 1946, Chicago Tribune Press Service |
[20] | Wie Nr. 19 |
[21] | Wie Nr. 18 |
[22] | Ward Walker, London, 7. März 1946, Chicago Tribune Press Service |
[23] | Chicago Tribune Press Service, London, 19. Mai 1946 |
[24] | Chicago Tribune Press Service, London, 27. Aug. 1946 und The Chicago Sun, 27. Aug. 1946 (London AP Dispatch) |
[25] | John Wilhelm, London, 12. Sept. 1946, The Chicago Sun London Büro |
[26] | Wie Nr. 10 |
[27] | Wie Nr. 10 |
[28] | Chicago Tribune Press Service, Genf, Schweiz, 30. Mai 1946 |
[29] | Wie Nr. 18 |
[30] | Henry Wales, Genf, Schweiz, 13. April 1946 |
[31] | Wie Nr. 30 |
[32] | Chicago Daily Tribune, 14. März 1946 |
[33] | Cf. The Progressive, 4. Febr. 1945, S. 1 |
[34] | Vital Speeches, 15. Mai 1946, S. 480 |
[35] | National Legionaire, Febr. 1945 |
[36] | James M. Haswell, Washington, 27. Aug. 1946, Chicago Daily News, Washington Büro |
[37] | Hal Foust, Berlin, 23. Juli 1946, Chicago Tribune Press Service |
[38] | Cf. Charles Manley, Washington, DC, 18. Aug. 1946, Chicago Daily News, dass. Datum |
[39] | Chicago Tribune Press Service, Washington, 24. Aug. 1946 |
[40] | Associated Press, Washington, DC, 15. Okt. 1946 |
[41] | The Chicago Sun, 11. Okt. 1946, S. 3 |
[42] | Lt. Gen. Lucius Clay, wie von Hal Foust berichtet, Berlin, 24. April 1946, Chicago Tribune, Press Service |
[43] | Associated Press, Frankfurt/M., 23. Juli 1945 |
[44] | Edward P. Morgan, Berlin, 7. Febr. 1946 und 9. April 1946, Chicago Daily News, Foreign Service |
[45] | Edward P. Morgan, Berlin, 5. März 1946, Chicago Daily News Foeiegn Service |
[46] | The Chicago Sun, Stuttgat, Deutschland, 2. Juli 1946 (United Press) |
[47] | Associated Press, Berlin, 14. Okt. 1946 |
[48] | Chicago Tribune Press Service, Berlin, 24. Okt. 1946 |
[49] | Barron's, 7. Okt. 19467 |
[50] | Edward P. Morgan, Berlin, 27. März 1946, Chicago Daily News Foreign Service |
[51] | Associated Press, Berlin, 30. Jan. 1946 |
[52] | Hal Foust, Berlin, 5. Juni 1946, Chicago Tribune Press Service |
[53] | Edd Johnson, Berlin, 29. März 1946, Chicago Sun Foreign Service |
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