1996 geschrieben. Thies ist am 13. Februar gestorben.

Neueste Nachrichten von Thies Christophersen an seine Freunde:

Meine Quartierwirte, die mich in Dänemark eine Zeitlang beherbergt hatten, sind zum Feinde übergelaufen. Die Gründe sind mir unerklärlich. Ich nehme an, daß sie unter Druck gesetzt wurden.

Ich wurde zunächst freundlich aufgenommen. An Miete mußte ich 3.000 DKr bezahlen und bekam dafür täglich auch eine warme Mahlzeit. Einen Mietvertrag wollte man nicht mit mir abschließen. Mein Aufenthaltsort sollte nicht bekannt werden. Ich sollte mich versteckt halten. Aus diesem Grunde habe ich auch mein Auto verkaufen müssen. Es war zu bekannt, und ich konnte es auch ohnehin nicht benutzen. Für den Erlös aus dem Autoverkauf habe ich mir das Auto meiner Quartierwirte gekauft. Es blieb aber auf ihren Namen zugelassen. Natürlich wurde ein schriftlicher Kaufvertrag abgeschlossen.

Doch dann ist mein Aufenthaltsort doch bekannt geworden. Nun begann auch der Terror gegen meine Quartierswirte. Sie gaben mir den Rat, mich den deutschen Behörden zu stellen. Diesen Rat bekomme ich eigentlich nur von Gegnern. Außerdem hatte ich bei jeder Anklage meine Bereitschaft erklärt, mich zu stellen. Das Gericht in Flensburg aber wollte Zeugen und Sachverständige, die etwas zu meiner Entlastung aussagen können, nicht zulassen. Dann empfahlen mir meine Quartierwirte, eine zeitlang auf Reisen zu gehen. Sie hofften, es würde sich wieder beruhigen. Doch die Wahrheit mußte ich bei meiner Rückkehr erkennen. Aus meinen Freunden waren Feinde geworden.

In meiner Abwesenheit hatten sie meine Wohnung durchsucht, um belastendes Material gegen mich zu finden. Sie drohten mir an, dieses an die Presse zu verkaufen, die angeblich viel Geld dafür geboten hätte. Nun habe ich eigentlich keine Geheimnisse.

Dann aber wurden Kontoauszüge und Überweisungen gefunden. Aber auch die reichen nicht für eine Erpressung. Ich habe jedes Jahr durch Kassenprüfer Einnahmen und Ausgaben kontrollieren lassen und Rechenschaftsberichte vor einem Freundeskreis gegeben.

Bei meiner Rückkehr am 7. Mai mußte ich eine böse Überraschung erleben. Meine Quartierwirte erlaubten mir nicht mehr, meine Wohnung zu betreten. Meine Sachen wurden vor die Tür gestellt. Als ich Einspruch erhob und mich auf ein Mietverhältnis berief, wurde ich als unerwünschter Eindringling bezeichnet. Die Polizei wurde gerufen, und weil ich keinen schriftlichen Mietvertrag hatte, wurde ich gezwungen, die Wohnung zu verlassen.

Ich fand einen Spenditeur, der meine Sachen abholte und auf Lager nahm. Doch was die Quartierwirte selbst gebrauchen konnten, haben sie behalten. So z.B. das Auto, eine Videokopieranlage, eine Speicherschreibmaschine, eine Videoüberwachungsanlage und vieles mehr. (Wert ca 100.000 DKr.)

Mit der angekündigten Erpressung will man nun erreichen, daß ich auf die Herausgabe meines Eigentums verzichte. Ich klage nur sehr ungerne, und es ist für mich auch schwierig, in Dänemark einen Anwalt zu finden, der mich vertreten will. Außerdem habe ich kein Geld, teure Prozesse zu führen. Gelder für meinen Rechtskampf gehen kaum noch ein. Was soll ich tun?

Reisebericht:

Am 31. Mai habe ich Dänemark verlassen und bin nach London geflogen. Ich hatte nur leichtes Reisekepäck mitgenommen, denn meine Reise sollte eigentlich nicht lange dauern. In London habe ich Freunde besucht. Sie waren mir behilflich, ein Quartier zu finden. Ich konnte eine möblierte, z. Z. leerstehende Wohnung mieten. Doch die Mieten in London sind nicht billig. So wollte ich mein Glück in Belgien versuchen.

Ich fuhr nach Ostende und wurde dort von einem Freund abgeholt. Nun hat mich Belgien schon einmal ausgewiesen. Also stellte ich einen Antrag auf eine Aufenthaltsgenehmigung an das zuständige Ministerium in Brüssel. Eine Antwort habe ich nie bekommen. Doch in der Presse wurde mein Antrag veröffentlicht.

Ich fuhr nach Lüttich. Dort hat ein deutscher Leser mir ein Auto zur Verfügung gestellt. Nun war ich beweglich. Ich habe es sogar riskiert, durch Deutschland zu fahren, um einige Freunde zu besuchen. Überall wurde ich freundlich aufgenommen, and es wurde mir geholfen.

Dann bin ich in die Schweiz gereist. Ich fand hier durch die Vermittlung eines Freundes einen Arzt, der mich untersuchen und behandeln wollte. Das Ergebnis war nicht so erfreulich. Die Untersuchung bestätigte das Ergebnis der Untersuchung von dem Krankenhaus in Odense (Dänemark). Ich habe einen Nierentumor.

Es gibt in der Schweiz einen Arzt, der diesen mit guten Ergebnissen behandeln kann. Ich wurde in einem Krankenhaus noch einmal gründlich untersucht. Ergebnis: Nicht ein Bandscheibenvorfall ist die Ursache meiner Behinderung, sondern die Nieren. Ich kann keine 100 Meter mehr gehen, ohne heftige Schmerzen zu bekommen.

Also beschloß ich, in der Schweiz zu bleiben, eine Wohnung zu finden und eine Aufenthaltgenehmigung zu bekommen.

Lagebericht:

Ich habe hier eine kleine Wohnung mieten können. Da ein Umzug von Dänemark in die Schweiz einfach zu teuer wird, habe ich mir bei der Heilsarmee einige Möbel kaufen müssen. Es ist nun schon die dritte Wohnung, die ich mir in der Fremde einrichten mußte.

Am Montag, den 21. August, hat nun meine Behandlung begonnen. Ich bekomme Medikamente mit starken Nebenwirkungen. Doch eine Heilung ist möglich. Nur meine Krankenkasse schweigt. Ich muß zunächst alles selbst bezahlen und abwarten, ob die Krankenkasse etwas erstattet. Die Behandlung wird vorraussichtlich über DM 10.000 kosten. Ist mein Leben noch soviel wert, und soll man sein Leben künstlich verlängern?

Die Herausgabe der "Bauernschaft" hat Ernst Zündel übernommen. Aber auch hier gab es Schwierigkeiten. Ein Brandanschlag auf sein Haus in Toronto hat die Herausgabe verzögert. Aber eine Zulassung zum deutschen Postzeitungsdienst hat der Verleger in Belgien bekommen. Allerdings mußte die Ausgabe 2/95 noch mit der teuren Briefpost verschickt werden. Natürlich hat die Zeitschrift nun einen anderen Stil. Ich muß mich aus begreiflichen Gründen nun etwas zurückhalten. Vielleicht wird das später wieder einmal anders. Deswegen möchte ich meine Freunde bitten, Ernst Zündel weiter zu unterstützen. Er hat von allen Kämpfern am meisten erreicht und viel auf sich genommen.

Daß ich nun schweigen muß, fällt mir sehr schwer. Ich habe zu aktuellen Themen Kommentare geschrieben, die Ernst Zündel nicht bringen konnte. So z.B. zum Barschelmord, zum Kruzifixurteil, über unsere Befreiung, und eine plattdeutsche Kurzgeschichte. Zum Thema Holocaust werde ich mich nicht mehr äußern können, weil ich nicht gegen die Gesetze meines Gastlandes verstoßen will.

Ich überlege mir, ob ich nicht an einige zuverlässige Leser nun Rundbriefe dieser Art versenden soll. Ich möchte den Kontakt mit meinen Freunden nicht so gerne abbrechen. Leider kann ich zur Zeit keinen Besuch empfangen. Meine Anschrift muß noch geheim bleiben. Aber Post erreicht mich über meine Frau in D-24405 Mohrkirch, Krämerseen 6, oder über T. Christophersen, postlagernd CH 2552 Orpund. Das Postfach 2316 in Flensburg ist von einem Nachfolger übernommen worden. Er will auch, soweit noch möglich, KRITIK-Folgen versenden. Mein Bankkonto ist nach wie vor unter meinem Namen bei der Sparkasse Schleswig/Flensburg Nr. 78000473 BLZ 216 501 10.

Wie ernst ich meine Krankheit nehmen soll, weiß ich nicht. Ich habe keine Schmerzen, nur laufen kann ich nicht mehr. Man muß sich damit abfinden, daß man alt wird und einmal abtreten muß. Der Tod löst alle Probleme.

Aber solange ich lebe, werde ich mich einsetzen und tätig sein. Was ich getan habe, mußte getan werden. Ich bereue es nicht. Die Folgen waren vorauszusehen­p;auch für mich. Wenn ich auch gegen Gesetze verstoßen habe, so habe ich aber nicht gegen das Recht verstoßen. Heute stimmen Recht und Gesetz nicht immer überein. Immer wieder müssen wir hören, daß ein beschlossenes Gesetz gegen das Grundgesetz verstößt. Doch das Grundgesetz ist nicht unsere Verfassung. Die Weimarer Verfassung wurde nie außer Kraft gesetzt, und gegen die habe ich mich nicht verstoßen.

Mit freundlichen Grüßen aus der neutralen Schweiz von Ihrem

Thies Christophersen.