Nach gründlichem Durchsprechen mit Wissenschaftlern und Technikern der Akademie der Luftfahrtforschung wird dieser Plan grundsätzlich für durchführbar mit guten Erfolgschancen befunden. Als Zielbombe soll eine bemannte Gleitbombe dienen, und zwar die Me 328, eine schon vorhandene Konstruktion. Als Alternative ist die V 1 vorgesehen.

Um den Auftrag zur Entwicklung dieser Waffen zu erlangen, ist es notwendig, bis zur höchsten Spitze zu gehen und Hitler selbst für ihren Plan zu gewinnen. Keiner ihrer Kameraden hat mit diesem Vorhaben Glück. Ein Zufall kommt ihnen zu Hilfe. Ende Februar 1944 wird Hanna auf den Berghof gerufen, um aus Hitlers eigener Hand nachträglich eine besondere Urkunde zur Verleihung des EK I zu empfangen.

Nur Hitlers Luftwaffenadjutant, Oberst v. Below, ist bei ihrem Gespräch zugegen. Es nimmt einen dramatischen Verlauf. Hitler lehnt zunächst die Idee des Selbstopfers rundweg ab. Zu ihrem Befremden vernimmt Hanna, daß er die militärische und politische Lage Deutschlands in einem viel zu rosigen Licht sieht. Die vielen geschichtlichen Parallelen, die er in einem langen Monolog zu diesem Thema anführt, erscheinen ihr keineswegs stichhaltig. Sie wendet ein, daß die gegenwärtige Lage Deutschlands mit diesen Beispielen nicht vergleichbar ist. Nun versucht Hitler, sie mit seinen Plänen für den Großeinsatz von Spezial-Düsenbombern zu beeindrucken. Erschrocken hört Hanna seinen Wunschträumen zu. Hitlers Autorität vergessend, unterbricht sie ihn plötzlich vehement mit der Bemerkung: "Mein Führer, Sie sprechen von den Enkeln eines Embryo!" Oberst v. Belows Gesicht ist wie erstarrt. Seines Wissens hatte es noch niemand gewagt, Hitler so schroff zu widersprechen. In genauer Kenntnis dieser noch in der Entwicklung steckenden Maschinen hatte Hanna seine Vision zerstört.

Hitler ist verärgert, bleibt aber höflich. Trotz der gereizten Stimmung kommt Hanna mutig auf ihr Anliegen zurück. Schließlich gibt Hitler ihr zu verstehen, er wolle ihren Plan im Auge behalten, aber im Augenblick noch keine Entscheidung treffen.

Die weiteren Planungen liegen in der Hand des Chefs des Generalstabes der Luftwaffe, General Korten. Die Me 328 soll als bemannte Gleitbombe ohne Triebwerk verwendet werden. Zu diesem Zweck muß dieser Einsitzer im Huckepackschlepp auf der Tragfläche des Bombers Do 17 auf die vorgesehene Höhe getragen werden. Der Pilot muß sodann entkuppeln und die Maschine im Gleitflug dem angestrebten Ziel zusteuern.

Es bleibt jedoch bei den im April 1944 abgeschlossenen Versuchen. Aus unerklärlichen Gründen (Sabotage? der Hsg.) wird die Produktion nicht aufgenommen. Keine einzige Maschine wird jemals einsatzbereit! Als Zweitlösung bleibt ihnen noch die V 1. Doch wer soll in der Lage sein, die Arbeit mit dieser Waffe vorwärtszutreiben?

Die Hilfe kommt unerwartet durch den Mussolinibefreier Otto Skorzeny. Dieser Hüne mit den warmen freundlichen Augen, gepaart mit bewiesener Unerschrockenheit und männlicher Härte, kommt direkt von Himmler. Der Gedanke der Verwendung der V 1 war ihm unabhängig von Hanna Reitsch und ihren Kameraden gekommen. In den Weg tretende Hindernisse und Bedenken fegt er einfach mit der Behauptung hinweg, daß er mit allen Vollmachten ausgestattet sei und Hitler laufend zu berichten habe.

Durch seine ans Abenteuerliche grenzenden Manöver gelingt es den zur Verfügung stehenden Konstrukteuren und Ingenieuren, die V 1 in wenigen Tagen für den geplanten Zweck umzukonstruieren. Die neue Waffe wird streng geheim gehalten und läuft unter dem Decknamen "Reichenberg". Hanna stellt sich sofort zur Erprobung zur Verfügung. Doch Rechlin besteht darauf, diese mit eigenen Piloten durchzuführen. Zusammen mit Otto Skorzeny wohnt Hanna den ersten Versuchen bei. Zwei der Piloten verunglücken, zum Glück nicht tödlich. Danach übernehmen Hanna und Heinz Kensche vom Reichsluftfahrtministerium die weiteren Versuche.

Nach zehn gelungenen Flügen löst sich bei einer erreichten Geschwindigkeit von 850 km ein im Rumpf verzerrter Sandsack, der das Höhenruder blockiert. Nur einer virtuosen Fliegerin wie Hanna Reitsch ist es möglich, durch besondere Kniffe beim Landen mehr oder minder heil aus der zersplitterten Maschine auszusteigen. Ein andermal wird ein mit Wasser gefüllter Tank zur Erreichung voller Last eingebaut. Auch diesmal hat sie unverschämtes Glück. Das Wasser, das unbedingt vor der Landung abgelassen werden mußte (der Pilot hätte sich andernfalls beim Aufprall das Rückgrat verletzt), war beim Höhenflug überfroren, die Tanköffnung vereist. Nach verzweifelten Anstrengungen gelingt es ihr in letzter Minute, schon dicht über dem Boden, den Hahn zu öffnen und den größten Teil des Wassers abzulassen.

Die V 1 hatte, von der schwierigen Landung abgesehen, ausgezeichnete Flugeigenschaften. Sie hätte von durchschnittlichen Piloten geflogen werden können. Doch die Zeit war über die Entwicklungs- und Erprobungsarbeit hinweggerollt. Die Invasion hatte begonnen. Weder die Me 328 noch die bemannte V 1 kamen jemals zum Einsatz. Der Heroismus der zum Selbstopfer bereiten Freiwilligen konnte das Schicksal nicht mehr wenden. Es war zu spät.

Im Oktober 1944 wird Hanna auf dem Wege zum Luftschutzbunker bei einem Bombenangriff auf Berlin verwundet. Wieder einmal ist sie ans Krankenbett gefesselt, diesmal im Luftwaffenlazarett des Flakbunkers am Zoo. Heimlich, als Arzt und Krankenschwester sie auf einem "Genesungsspaziergang" im Garten vermuten, entwischt sie, um zu einem abgestürzten Einfliegerkameraden zu fliegen. Nach ihrer Rückkehr wird ihr verboten, das Lazarett zu verlassen.

Immer vorausdenkend, beschäftigt sie sich nun mit einem Problem, das sie zusehends mit Sorgen erfüllt. Wegen einer Beinamputation liegt gerade Oberst Rudel im selben Lazarett. Mit ihm bespricht sie, wie man sich als Flieger in dem immer mehr in Qualm und Feuer eingehüllten Berlin orientieren könne. Die Stadt wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch härtere Prüfungen über sich ergehen lassen müssen. Verwundete müssen abtransportiert, Sonderaufträge geflogen werden. Als Peilmarke scheint ihnen der Flakturm auf dem Zoobunker auch bei schwierigster Sicht am geeignetsten.

Nach ihrer Entlassung aus dem Lazarett macht Hanna es sich sofort zur Aufgabe, bei jedem Wetter in ganz niedriger Höhe von weit sichtbaren Anhaltspunkten am Rand der Stadt aus den Flakturm anzufliegen. Von diesen Punkten aus prägt sie sich genau den Kompaßkurs in Richtung Zoobunker ein. Sie kann damals nicht ahnen, wie wichtig sich nur drei Monate später diese Orientierungsflüge erweisen sollen.

Ende Februar 1945 fliegt sie noch einmal, entgegen Hitlers ausdrückliches Verbot, in wahren Heckensprüngen in einem Fieseler Storch in das von den Sowjets eingeschlossene Breslau. Schmerzerfüllt erlebt sie das ganze Leiden ihrer im Endkampf gegen die rote Sturmflut stehenden Heimat. Auf dem Rückflug über Hirschberg erreicht sie ein Funkspruch, der sie nach München ruft. Im Raum Kitzbühel soll sie Notlandeplätze für Verwundetentransporte erkunden. Einen Tag darf sie bei ihrer inzwischen nach Salzburg evakuierten Familie verbringen.

Mit Sonderauftrag nach Berlin


Am 25. April erhält Hanna die Nachricht, daß sie sich dem Generaloberst v. Greim für einen Sonderauftrag zur Verfügung stellen soll. Von Greim war durch Funkspruch befohlen worden, sich in der Reichskanzlei in dem inzwischen völlig eingeschlossenen Berlin bei Hitler zu melden. Von Greim fragt zuerst Hannas Eltern um ihre Zustimmung. In preußischer Pflichtauffassung geben sie diese ohne Zögern. Noch einmal sieht Hanna ihre lieben Eltern und die im Schutzkeller schlafenden Kinder.

Eine Ju 188 bringt Hanna und v. Greim nach Rechlin, wo sie am frühen Morgen des 26. April eintreffen. Die Nachrichten sind schlecht. Nur ein einziger Flugplatz im Raum Berlin, Gatow, ist noch in deutscher Hand. Der für ihren tollkühnen Flug in die zerbombte, im Geschützfeuer der russischen Artillerie liegende Reichshauptstadt vorgesehene Hubschrauber ist bei einem Bombenangriff auf den Flugplatz Rechlin ausgefallen. Eine einsitzige FW 190, deren Gepäckraum zu einem zweiten Sitz umgebaut war, muß für den Flug nach Gatow herhalten. Hanna, die die letzte Phase von Gatow zur Reichskanzlei fliegen soll, wird mit Hilfe von Kameraden in den hinteren Teil des Rumpfes eingefädelt.

Während der 30-minutigen Flugzeit bis Gatow ist jederzeit mit einem Angriff sowjetischer Jäger zu rechnen, die den Luftraum über Berlin beherrschen. Doch der die Maschine steuernde Feldwebel hat schon manchen Einsatz nach Berlin hinter sich und kennt die Taktik der Russen. Ohne Zwischenfall bringt er sie bis dicht ans Ziel. Plötzlich stellt er die Maschine auf den Kopf. In ihrem dunklen Verlies glaubt Hanna, daß sie abgeschossen sind, als der Pilot in senkrechtem Sturzflug nach unten braust. Erst kurz über dem Flugplatz Gatow fängt er den Jäger zur Landung ab.

Nach vielen vergeblichen Versuchen kann v. Greim endlich Verbindung zur Reichskanzlei aufnehmen. Ein Adjutant wiederholt, daß Hitler ihn in wichtiger Angelegenheit unbedingt sprechen muß. Zugleich teilt er ihm mit, daß alle Zufahrtstrassen in die Stadt und große Teile der Stadt selbst bereits in russischer Hand sind. Der Befehl erscheint nahezu unausführbar. Doch v. Greim fühlt sich verpflichtet, zu gehorchen. Er und Hanna beschließen, es mit einem Fieseler Storch zu wagen und am Brandenburger Tor zu landen.

Der erste Storch fällt kurz vor dem Start durch einen Artillerietreffer aus. Der zweite und einzig verbliebene ist erst gegen 18 Uhr startklar. Von Greim besteht darauf, den Storch selbst zu steuern. Wie in dumpfer Vorahnung versucht Hanna noch vor dem Start, über v. Greims Schulter hinweg Gashebel und Steuerknüppel zu erreichen - für alle Fälle!

Die Maschine fliegt in niedrigster Höhe. Unter ihnen wimmelt es von russischen Panzern und Soldaten. Ein mörderisches Feuer richtet sich auf die einsame deutsche Maschine. Einschläge rechts und links, bis es auf einmal furchtbar kracht. Zur selben Zeit leuchtet eine Flamme neben dem Motor auf. Von Greim ist getroffen. Ein Panzersprenggeschoß hat seinen rechten Fuß durchschlagen.

Fast mechanisch ergreift Hanna von ihrem Sitz aus den Steuerknüppel und hält den Storch in Abwehrbewegungen. Von Greim hat momentan das Bewußtsein verloren. Benzin rinnt aus den Flächentanks. Jeden Moment kann die Maschine explodieren. Jedesmal, wenn er aus seiner Ohnmacht aufwacht, versucht v. Greim mit eiserner Energie inmitten der weiteren Einschläge, die Führung zu übernehmen. Jetzt werden Hannas frühere Trainingsflüge über Berlin ihre Rettung. Mit dem Kompaßkurs zum Flakbunker gewinnt sie die Ost-West-Achse mit der Siegessäule. Den Tank fast leer, setzt sie den Storch dicht vor dem Brandenburger Tor auf.

Die letzten Tage


Am Eingang des Luftschutzbunkers der Reichskanzlei werden sie von SS-WACHEN empfangen. Sie schaffen den Generaloberst in den Operationsbunker zur ärztlichen Behandlung. Auf der Treppe zum zwei Stockwerke tiefer liegenden Führerbunker werden die beiden, v. Greim jetzt auf einer Tragbahre liegend, von Frau Goebbels begrüßt. Weinend schließt sie Hanna in ihre Arme.

Im Führerbunker begrüßt Hitler sie mit fast tonloser Stimme. Sein Körper ist stark vornübergebeugt, die Arme zittern ununterbrochen. Sein Blick scheint gläsern. Die Riesenverantwortung bei den sich ständig steigernden Rückschlägen und Dr. Morells Injektionen hatten offenbar ihr Werk getan.

Jetzt erfahren sie, warum er v. Greim gerufen hatte. Er fühlt sich von Göring verraten und hat ihn von allen seinen Ämtern enthoben. Mit gleichzeitiger Beförderung zum Generalfeldmarschall soll v. Greim sein Nachfolger werden. Hanna blickt in das unbewegliche Gesicht des neuen Feldmarschalls, dessen Lippen vor Schmerzen zusammengepreßt sind. Ritter von Greim muß diese Ernennung wie ein Wahnbild erscheinen. Ein Luftwaffenbefehlshaber ohne Luftwaffe!

Hanna versieht den Krankendienst bei v. Greim. Ihre freie Zeit widmet sie den Kindern der Familie Goebbels. Sechs schöne Kindergesichter im Alter von vier bis zwölf Jahren schauen der berühmten Fliegerin aus neugierigen Augen entgegen. Sie findet die Geschwisterliebe unter den Kleinen ergreifend und jedes einzelne entzückend "in seiner natürlichen, klugen und aufgeschlossenen Art." Hanna erzählt von ihren Flügen, lehrt sie Jodler und mehrstimmige Lieder. Das Krachen der Einschläge stört sie nicht. In ihrem, wohl vom Vater eingeprägten kindlichen Glauben meinen sie, der "Onkel Führer" werde die Feinde doch noch besiegen. "Morgen früh, wenn Gott will, wirst Du wieder geweckt," singt Hanna vor dem Schlafengehen mit den Kleinen. Und die bange Frage bewegt sie, ob sie noch einmal geweckt werden.

Während draußen in den Straßen Berlins ein verzweifelter Kampf gegen eine entsetzliche Übermacht tobt, lebt der enge Kreis um Hitler in einer Traumwelt. Noch immer hofft man auf Rettung durch irgendein Wunder. Hanna und v. Greim, die mit den Realitäten des Todeskampfes des Reiches vertraut sind, fühlen sich von den Bunkereinsiedlern mit ihren Illusionen wie von einer fremden Welt getrennt.

Die Wucht des sowjetischen Artilleriefeuers steigert sich von Stunde zu Stunde. Die Russen haben sich auf die Reichskanzlei eingeschossen. Unter dem Trommelfeuer erzittert der Bunker. Selbst in den untersten Räumen regnen Mörtel und Staub von Decken und Wänden.

Am zweiten Abend ihres Aufenthalts im Bunker läßt Hitler Hanna in sein Arbeitszimmer rufen. Er scheint noch blasser und noch stärker in sich zusammengesunken als zuvor. Er erklärt ihr, daß er mit Eva Braun freiwillig aus dem Leben scheiden wird, wenn sich die Hoffnung auf den Entsatz Berlins durch General Wenk nicht erfüllt. Dann befiehlt er Hanna, v. Greim mit einer bereitgestellten Arado 96 aus Berlin zum Stabe von Großadmiral Dönitz nach Plön zu fliegen. Eine Rettung für sich selbst aus der sterbenden Stadt lehnt er ab.

Im Krankenzimmer des Generalfeldmarschalls breitet er eine Karte aus. "Wenn es gelingt," sagt er, "durch einen Bombenangriff die (sowjetischen) Bereitstellungen auf den Zufahrtsstraßen zur Reichskanzlei zu vernichten, so können wir mindestens 24 Stunden Zeit gewinnen und dadurch General Wenk ermöglichen, noch rechtzeitig bis hierher vorzudringen..." Bis zuletzt läßt er sich seine Wunschbilder nicht durch die rauhe Wirklichkeit zerstören.

Hanna und der sich mühsam auf Krücken haltende Feldmarschall werden von Oberst v. Below nach oben geleitet. Beißende Schwaden von Brand und Schwefel, gemischt mit Mörtelstaub, umgeben sie je höher sie steigen. Über der Voßstraße ist der Himmel ein einziges gelbrotes Flammenmeer. Durch das Heulen der Granaten und Krachen der Einschläge, über die Trümmer der Voßstraße hinweg, gelangen sie gegen alle Wahrscheinlichkeit bis zur Flugleitung an der Siegessäule, die noch in deutscher Hand ist.

Die Arado steht in einer Splitterbox. Wie durch ein Wunder ist es dem Piloten, demselben, der sie nach Gatow geflogen hatte, gelungen, sie in diesem wahnsinnigen Feuer zu landen. Eine fliegerische Meisterleistung! Zu dritt müssen sie in dem Zweisitzer starten. Nach letzten Meldungen sollen noch knapp 400 m frei von Bomben- und Granattrichtern sein.

In einer kurzen Pause zwischen den ständig die Straße abtastenden Scheinwerferbündeln kann die Arado ungesehen vom Boden abheben. Doch schon am Brandenburger Tor ist sie von den Sowjets erkannt. Ein Hagel von Leuchtgeschossen greift nach der deutschen Maschine. Doch Hannas Glückstern verläßt sie auch diesmal nicht. Sie erreichen eine rettende Wolkenschicht. Dann ist der Himmel wieder mondhell und klar. Unter ihnen sehen sie die silbern glänzenden märkischen Seen und - in scharfem Kontrast zu diesem friedlichen Bild - den roten Schein brennender Dörfer. Von Rechlin fliegen sie nach einer kurzen Pause weiter zu Großadmiral Dönitz und von dort weiter nach Dobbin zu Feldmarschall Keitel, überall dicht am Boden, von Wald zu Wald, über Hecken und Zäune springend, um den feindlichen Jägern zu entgehen.

In der Nacht vom 30. April hören sie von Hitlers Tod. Von Greim drängt, zu seinen Truppen zu kommen, die in Böhmen liegen. Doch als er in Königgrätz nach vier Tagen Bewußtlosigkeit mit hohem Fieber aufwacht, erreicht ihn die Nachricht von der bevorstehenden Kapitulation. Er ist noch bettlägerig im Lazarett Kitzbühel, als der Einmarsch der Amerikaner erfolgt.

Den ihn gefangennehmenden Amerikanern ist der soldatische Ehrbegriff ein Fremdwort. Sie behandeln ihn in unwürdiger Weise. Generalfeldmarschall Ritter v. Greim, unerschrockener, aufrechter, untadeliger deutscher Offizier, wählt den Freitod. Hanna Reitsch bleibt 15 Monate lang als "high criminal person" Gefangene der Amerikaner, zum Teil unter brutaler Behandlung. Nichts mehr von den Freundlichkeiten aus dem Jahre 1938!

Ihre Schuld war es, daß sie ihr Vaterland heiß geliebt und bis zum Letzten tapfer ihre Pflicht erfüllt hatte.

Nachwort


Hanna Reitsch darf unter den verantwortungsvollsten und opfermutigsten Frauengestalten der deutschen Geschichte eingereiht werden. Von der Leidenschaft des Fliegens ausgehend, wurde sie in der Vorkriegszeit wie in den nachfolgenden harten Jahren des deutschen Schicksalskampfes ein mutiger und unermüdlicher Streiter für die Ehre und Freiheit ihres Landes.

Ihr Opfer war nicht das einzige, das von deutschen Frauen in den bitteren Jahren des Krieges und danach gebracht wurde. Unvergessen sind das stille Heldentum der Frauen und Mütter auf der Flucht bei eisigem Wetter vor einem bestialischen Gegner, ihr tapferes Ausharren im Bombenhagel feindlicher Terrorgeschwader, oder ihre Leistungen bei der anschließenden Trümmerbeseitigung in den zerstörten deutschen Städten.

Was Hanna Reitsch auszeichnete, war ihr Einsatz auf einem Gebiet, das bis dahin allein der Männerwelt vorbehalten war. Mit ihren wagemutigen Flügen und Versuchen im Dienste ihres Vaterlandes stellt sie einen Typus dar, der sich wesentlich von den Karrieredamen der liberalen Ära unterscheidet.

Ihr Leben war nicht Eigensucht , sondern Dienst an der Gemeinschaft. Nicht Glückstreben oder verbissener Prestige- und Gelderwerbskampf, sondern in höchstem Maße Erfüllung in bescheidener, selbstloser Pflicht.