Schließlich wird in Wien das von Arndt befürchtete "Monstrum
eines kraftlosen deutschen Bundes" aus der Taufe gehoben. Josef Görres,
der Herausgeber des "Rheinischen Merkur", schreibt über
das Deutschland jener Zeit: "Seine Krone ist zerbrochen und zu Siegelringen
seiner Souveräne umgeschmolzen; das alte große Haus ist dem
Boden gleich geschleift, und kleine Häuschen sind aus den Trümmern
aufgeführt, worin jeder selbständig seine Wirtschaft führt.
Nicht mehr heilig, sondern heillos müßte fortan zugenannt werden
dieses Reich." Und Arndt dazu in einer Flugschrift "Der Deutsche
Bund wider das Deutsche Reich": "Du armes, treues deutsches Volk!
Du solltest keinen Kaiser haben. Sie, Deine Fürsten, wollen selbst
den Kaiser spielen. Statt eines Herrn hast Du ein paar Dutzend, die, wenn
es deutsche Sachen betrifft, nie einig werden können."
Nach seiner Flucht aus Elba, wohin er verbannt worden war, und seiner anschließenden
"Herrschaft der 100 Tage" wird Napoleon am 18. Juni 1815 mit
entscheidender Hilfe des "Marschall Vorwärts", bei Waterloo
endgültig besiegt. Der glühende Patriot Arndt ist im Gegensatz
zu den heuchlerischen "Pazifisten" und "Humanitätsjüngern"
von heute gegen jede Art von Haßfrieden. "Wir wollen nicht Unmenschliches,
und Hinterlistiges weder billigen noch raten gegen die Franzosen, wie unmenschlich
und hinterlistig sie unsere Macht und unser Glück auch zu bestricken
und zu zerstören gesucht haben." Der Frieden muß aber auch,
so fordert er billigerweise, für die Deutschen Recht bringen. Und
Recht sei, daß sie wieder die Gebiete bekämen, in denen Deutsch
gesprochen wird und die Jahrhunderte hindurch deutsch waren! "Denn
jedes Unrecht, sogar gegen die schlimmsten Feinde, ist zugleich eine Dummheit;
das schreiendste Unrecht aber ist, wenn man bei Völkern einen unrechtlichen
und unsittlichen Zustand nicht allein verlängern, sondern sogar mit
absichtlicher Bosheit bereiten will." Selbst Bismarck mußte
nach 1871 feststellen: "Das Versäumnis im Wiener Kongreß,
der ja nationale Wünsche nicht berücksichtigt hatte, altes deutsches
Gebiet zurückzuverlagen, war jetzt nicht mehr nachzuholen, ohne Wunden
aufzureißen".
Die von ihm gezeigte Größe und sein Weitblick sind von den kurzsichtigen
und brutal-gehässigen Gegnern Deutschlands weder in Versailles noch
in Jalta beachtet worden. Kein Wunder, daß die Welt seitdem mehr
denn je von ständigen Kriegen mit Millionen und Abermillionen Opfern
erschüttert wird. Die "Bundesakte" vom 8. Juli 1815, die
nicht einmal das Wort "deutsches Volk" enthält, begründet
statt eines zeitgemäßen Nationalstaates einen Verein von 39
"Souveränen"! Der unausweichliche innerdeutsche Krieg, den
Arndt als Folge der daraus entspringenden internen Probleme befürchtet,
kommt Jahrhundert später im Rivalitätskampf zwischen Österreich
und Preußen.
Arndts Wunschtraum vom deutschen Vaterland bleibt indessen unverändert.
Nach der großen Enttäuschung erhebt er die berechtigte Klage,
daß "wir noch nicht politisch genug sind. Damit wir dies immer
mehr werden, dafür muß jeder redliche Deutsche denken und streben
und auf seine Weise den Kampf durchkämpfen helfen, der nicht allein
auf den Schlachtfeldern entschieden werden kann."
Im Hinblick auf die herrschenden Schichten in den vielen deutschen Einzelstaaten,
die so sehr an der Erhaltung des alten Zustandes interessiert sind, will
er jetzt seinen Beitrag leisten zur Erziehung des "seit Jahrhunderten
mißleiteten deutschen Volkes zu einem allgemeinen Nationalgefühl
und zu einer allgemeinen Würde gegenüber der gefährlichen
Überfremdung." Er prangert den gerade in "gehobenen"
Kreisen erkennbaren verderblichen Krämergeist mit den Worten an: "Dies
nannten sie ihre Bildung; und damit das Geschlepp ausländischer Äffereien
und Untugenden und halber Begriffe, die sich mit fremden Namen am besten
ausdrücken lassen, voll Würde, mit einem vornehmen Wort: Humanität.
Es war eben jenes erbärmliche, halbzierliche und halbknechtische Wesen,
wovon Tacitus sagt: Die Unwissenden nannten das Humanität, da es doch
ein Teil der Knechtschaft war."
Die Fremdherrschaft war zwar abgeschüttelt, aber das Ziel der Patrioten
war nicht erreicht worden. "Um dort guten deutschen Sinn fördern
zu helfen", sucht Arndt nun eine Professur an der neu zu gründenden
Rheinuniversität. Nachdem das Rheinland im "Rheinbund" den
Gefahren des Separatismus am stärksten ausgesetzt gewesen war, will
er gerade hier seine Stimme erheben. Mit den Studenten will er die nächste
Generation ansprechen.
Seine Verbundenheit mit dem Rheinland hatte Arndt schon vorher in herzlichen
Worten ausgedrückt, als er es "die Wiege eurer Bildung"
nannte, "die Städte, wo eure Kaiser gewählt, gekrönt
und gesalbt wurden, die Denkmäler eures Ruhms und eurer Größe...
O mit welchen Gefühlen von Wonne und Weh über all diese Schönheit
und Herrlichkeit bin ich in Straßburg auf dem hohen Münster
gestanden und habe im Osten den Schwarzwald, im Süden den Jura, im
Westen den Vogesus vor mir sich bläuen sehen! Eine herrliche Stadt,
und die Menschen darin wie deutsch noch! Und welche schönen kräftigen
Bauerngeschlechter in diesem herrlichen Rheintal!"
Die erzieherische Aufgabe, die Arndt sich in seinem neuen Wirkungsfeld
an der Bonner Universität gestellt hat, läuft nicht so reibungslos
ab, wie er sich das vorgestellt hatte. Metternichs Einfluß reicht
in alle deutschen Lande. In seinem Bestreben, jede nationale Regung als
"staatsgefährdend", als "Jakobinismus" zu verdammen,
will er jeden zum Schweigen bringen, der noch vom Reich spricht und es
weiterhin als Ziel aller Deutschen hinstellt. Arndt wirft im vierten Teil
seines "Geist der Zeit" die beschwörende Frage auf : "Und
solltest Du wieder in Nacht zurücksinken, glänzende Zeit? Sollten
wir Deutschen wieder die traurigen Siebenschläfer werden, die wir
Jahrhunderte gewesen?" Und zum Schluß mahnt er seine Leser:
"Glaube fest an Deutschlands Zukunft; sie wird kommen." Noch
immer ist er unwiderstehlich in seinem Optimismus: "Nein! nein! nimmermehr!
Das darf, das soll nicht sein! Ich frage, wo sitzt jetzt die irdische Gewalt,
die das Edle und Freie töten kann? Hat es den eisernen Napoleon zerknirscht
und zermalmt, wird es 77 andere Napoleons zerknirschen und zermalmen."
Stein gratuliert Arndt zu seinem neuen tapferen Werk. Aber jetzt beginnt
die Hetze gegen den Verfasser. Diesmal wird sein Buch Friedrich Wilhelm
III. mit roten Unterstreichungen vorgelegt. Auf Druck von seiten Metternichs
beschließt das preußische Kabinett im Jahre 1818 - knapp fünf
Jahre, nachdem Preußen nicht zuletzt durch Arndts aufopferndes Wirken
befreit worden war - den Professor Arndt in Bonn zu verwarnen!
Für ihre ureigensten Belange sind den Deutschen zwar die Zügel
angelegt. Um so emsiger und lautstarker dürfen sie sich statt dessen
für die Angelegenheiten fremder Völker einsetzen! Arndt gießt
als deutscher Patriot Wasser in das Feuer der seinerzeit modischen Polenbegeisterung:
"Man schreit `das ganze Polen soll es sein`! Warum ruft niemand: `Das
ganzeDeutschland soll es sein,!" "Und wie haben die Polen ihr
schönes fruchtbares Land heruntergewirtschaftet! Nein! Deutschland
hat andere Sorgen, die ihm näher liegen als die Freiheit der Polen."
Um die Hitzköpfe unter den Studenten vor unklugen Aktionen zu bewahren,
hatte Arndt nach der Auflösung der jungen, jetzt als "staatsgefährdend"
angesprochenen Burschenschaften die akademische Jugend unzweideutig vor
gefährlichen Formen von Geheimbündelei gewarnt. Trotzdem glaubt
eine kleine Minderheit der sogenannten "Unbedingten", der nationalen
Sache durch die Bestrafung von Verrätern dienen zu können. Ein
Angehöriger dieses Kreises, der Student Sand, erschießt am 23.
März 1819 den oben erwähnten Schriftsteller Kotzebue, jene "deutsche
Schmeißfliege, diesen deutschen Mistkäfer", wie Arndt ihn
genannt hatte. Als kurz darauf noch ein Anschlag auf den nassauischen Staatsrat
von Ibell erfolgt, schlägt Metternich zu.
Die sogenannte "Demagogenverfolgung", mit der Metternich den
nationalen Widerstand gegen seine antinationale Staatsauffassung brechen
will, schließt Arndt und manch andere deutsche Patrioten ein. Seine
reaktionäre Unterdrückungswelle ist zwar letztlich zum Scheitern
verurteilt, aber es wird ein viertel Jahrhundert dauern, "bis sich
endlich auch hier wieder zeigt, daß Gewalt nichts über Geist
vermag!"
Die Justiz macht es sich einfach; man findet nichts, was zu einer Anklage
gegen Arndt ausreichen würde, aber nichtsdestotrotz wird das Untersuchungsverfahren
gegen ihn weitergeführt. Arndt wird zwar nicht von Bonn verwiesen,
aber man zwingt ihn zu schweigen, ein Urteil, das gerade für diesen
"getreuen Eckart des deutschen Volkes" besonders hart ist. Zwanzig
Jahre lang darf er seine Stimme nicht mehr erheben. Zwanzig Jahre - bis
zu seinem 71. Lebensjahr - darf er nicht lehren, denn er gilt als ein "Verführer
der Jugend".
Erst als der pedantische Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1840 stirbt und
Friedrich Wilhelm IV. den preußischen Thron besteigt, wird der greise
Arndt wieder in seine Rechte eingesetzt. Es wird ein Fest, ein "Freudentag
für die ganze Stadt"; seine Universität darf nun zeigen,
was sie von ihm hält und wählt ihn zum "rektor magnificus"!
Arndt ist es vergönnt, noch den Sturz Metternichs zu erleben, und
im Frühjahr 1848 das Auflodern des so lange zurückgestauten Nationalgeistes.
Als die Wahlen zur deutschen Nationalversammlung in Frankfurt ausgeschrieben
werden, stellen ihn drei Wahlkreise als ihren Kandidaten auf. Er zieht
als Abgeordneter der Stadt Solingen in die Paulskirche ein, wo der Greis
zwar nicht mehr in den vordersten Reihen mithält, aber noch immer
in Ehren steht. In der zweiten Sitzung der Nationalversammlung, in der
er nur wenige Worte spricht, erhebt sich alles spontan, um dem alten Herold
von Einheit, Recht und Freiheit zu huldigen. Stehend singen die Abgeordneten
sein Vaterlandslied.
Österreich tanzt in Frankfurt jedoch wieder aus der Reihe. Wegen seiner
zahlreichen nichtdeutschen Gebiete widersetzt es sich einer Wiedergründung
des Reiches. Schlimm empfindet es Arndt, daß "die meisten Preußen
mehr scheuen als Österreich." Das "alte Weltgeschichtsspiel"
sieht er sich immer noch hell aufspielen: "Da reichen sich die Jakobiner
und Ultramontanen, die Pffffen, wie das der Natur der Lage nach nicht anders
sein kann, treu die verbrüderte Hand." Auch die Begegnung mit
dem Kommunismus bleibt dem 80-Jährigen nicht erspart. "Was haben
die tollen und wilden Propheten dieser Tage, die Baalspriester eines irdischen
Glückseligkeitsdienstes, nicht für unendliches Traumglück
bauen gewollt," warnt er seine Landsleute, "Träume, die
mit den Titeln sozialistische und kommunistische Gesellschaften, die zum
Teil die Aufhebung alles Besitzes und des Vermögens, ja die Gemeinschaft
der Weiber und Kinder predigen!"
Auch warnt Arndt vor der ethnischen Durchmischung. "Die heutige (kommunistische)
Lehre einer philosophischen und kosmopolitischen Humanität,"
sagt er an anderer Stelle, "ist die Lehre des Pater Brei, d.h. eine
Lehre, welche aus der ganzen Menschheit einen Rührbrei einer kindischen
Gleichheit und Brüderlichkeit der Völker machen möchte,
die Gottes lustige Schöpfung durch das fürchterlichste Einerlei
der Langeweile bis zum Aussterben töten würde."
Noch ein letztes Mal will Arndt als Handelnder in das politische Geschehen
eingreifen. Er hofft, den preußischen König für die Reichsverfassung
gewinnen und dadurch die deutsche Einheit verwirklichen zu können.
Arndts Schreiben an den König bleibt erfolglos. Auch ein zweiter Vorstoß,
als der greise Arndt persönlich als Mitglied einer Abordnung im Berliner
Schloß beim König vorspricht, schlägt fehl. Friedrich Wilhelm
IV. will die Kaiserkrone nicht von einer aus der Revolution hervorgegangenen
Versammlung annehmen (vermutlich jedoch mehr noch wegen eines zu befürchtenden
Konflikts mit Wien).
Am 20. Mai 1849 verläßt Arndt die Frankfurter Nationalversammlung
und kehrt nach Bonn zurück. Bis zum Schluß, noch über ein
Jahrzehnt, bleibt er geistig frisch, glücklich verbunden mit seiner
Frau Nanna , Schleiermachers Halbschwester, die er Ende 1814 in Berlin
kennen gelernt hatte, und einer Schar gesunder und fröhlicher Kinder.
Er schreibt seine schon erwähnten "Wanderungen und Wandelungen",
die wohl "das lebendigste und klarste Werk eines 90-Jährigen
sind, das die deutsche Literatur kennt."
Noch einmal tritt der alte Kämpe mit seiner Schrift "Die Frage
von Schleswig-Holstein" an die Nation, nachdem diese Herzogtümer
im "Protokoll zu London" von 1850 "auf immer und unauflöslich"
mit Dänemark verbunden sein sollen. Durch ganz Deutschland erschallt
das Trutzlied gegen die dänischen Forderungen: "Schleswig-Holstein
meerumschlungen, deutscher Sitte hohe Wacht".
Eine groteske Begebenheit steht ihm noch bevor: Wegen angeblicher Beleidigung
eines verstorbenen bayrischen Generals wird er in Abwesenheit von einem
Saarbrücker Gericht zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Arndt
ignoriert das Urteil, und die Bonner Studentenschaft nimmt diese neuerliche
Schikane einer Behörde zum Anlaß, geschlossen zum Arndt,schen
Haus zu marschieren und ihm mit einem riesigen Fackelzug zu huldigen. Ganz
Deutschland gedenkt Ende Dezember 1859 seines 90. Geburtstages. Einen Monat
später, am 29. Januar 1860, schließt er für immer die Augen.
Als Arndt starb, stand Bismarck bereits im politischen Leben. Und nur ein
Jahrzehnt später gab es wieder ein Deutsches Reich, auch wenn es nicht,
wie Arndt und die besten Deutschen es erhofft hatten, das ganze Deutschland
umschloß.
Auszüge aus der HOFFNUNGSREDE (1810 für eine Greifswalder Universitätsfeier
vorbereitet, aber erst 1847 zum Druck freigegeben)
Uns ziemt nach so vielem Unglück und Unheil der Stolz der Wahrheit.
Für diese Zeit kann ich nicht stolz genug sprechen; denn wer in ihr
nicht stolz ist, der ist nichts. UNGLÜCK SOLL DIE HERZEN STOLZ MACHEN.
Wir haben nicht vergessen, was wir waren; wir wollen nicht vergessen, was
wir sein sollen. Wer Fremden nachäfft, wie weit er es auch bringe,
offenbart immer eine nichtige Eitelkeit und einen hündischen Sklavensinn.
WIE WIR UNS ACHTEN; WERDEN WIR GEACHTET WERDEN: In deutscher Kraft, in
deutschem Ernst, in deutschem Sinn und deutscher Treue ist uns gegeben,
groß und verehrlich zu scheinen.
Wer sich selbst verläßt, der ist verlassen; Das Volk, das an
sich verzweifelt, an dem verzweifelt die Welt, und die Geschichte schweigt
auf ewig von ihm. Unser Volk ist in einem jeglichen von uns.
Wir waren der heilige Mittelpunkt der europäischen Erde, wir sind
es noch in so mancher Hinsicht. Haben wir nicht Seher und Propheten, Könige
und Helden, Weise und Dichter? Große Arbeiter, Erfinder, Kämpfer
jeder Art, wodurch wir uns den edelsten Völkern des Weltteils an die
Seite stellen können?
Der Handelnde wird geleitet durch eine dunkle Macht, durch eine Liebe,
die er sich nicht erklären mag, durch jene tiefe Liebe, die in seinem
Volke, seiner Sitte, seiner Sprache von Kindheit auf mit dem innersten
Kern seines Daseins unauflöslich verwachsen ist.
Nur die volle brennende Seele, das ganze menschliche Gefühl, ohne
an eigene Zwecke und verborgene Pläne der Vorsehung zu denken, wird
in der Wirklichkeit das Große und Herrliche schaffen und vollbringen
und der Zeit den Namen geben.
Wir kennen die Eine Würde des Mannes: Sie heißt Mut und Arbeit
und immer Mut und Arbeit. Jedem Sterblichen, der etwas Ernstes mit Ernst
will, ist gegeben, groß zu sein; jeder, der treu in EINEM beharrt,
erreicht seinen Zweck bis in den Tod.
Ehren wollen wir die alten Sitten. Ehren die mutige, freudige Sprache.
Ehren alles, was schlicht, redlich und gerecht ist, ehren und behaupten
das Eigene vor dem Fremden.
In einer Zeit der Knechtschaft nur zu verständlich, greift seine Ablehnung
des Fremden gerade auch auf die Sprache über. Sein Streben nach einer
einfachen, klaren, möglichst fremdwörterfreien Sprache spiegelt
sich in diesen Worten wieder: "Als durch die Friedensschlüsse
von Münster und Osnabrück die Leiche des Heiligen Römischen
Reiches zerlegt (wurde), ward nicht die deutsche Literatur das Bild des
deutschen Reichstags, die deutsche Sprache buntscheckig wie die babylonische
Verwirrung des Reiches, und schnatterten sie nicht den Tönen und Lauten
aller der Völker nach, die ihre Mitherrscher waren? Schämst du
dich deiner heiligen und herrlichen deutschen Sprache und lallest mit selbstgefälliger
Eitelkeit die deiner Plager nach?" Eine sarkastische Beschreibung
der Sprachverderber, die auch heute wieder ihre Gültigkeit haben dürfte.
Der Gott der Eisen wachsen ließ
Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte.
Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte.
Drum gab er ihm den kühnen Mut, den Zorn der freien Rede,
Daß er bestünde bis aufs Blut, bis in den Tod die Fehde.
O Deutschland. heil`ges Vaterland! O deutsche Lieb und Treue!
Du hohes Land! Du schönes Land! Dir schwören wir aufs neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht! Den Füchsen, Krähn und Raben!
So ziehn wir aus zur Hermannsschlacht und wollen Rache haben.
Laßt brausen, was nur brausen kann, in hellen lichten Flammen.
Ihr Deutschen alle, Mann für Mann, fürs Vaterland zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan! Und himmelan die Hände!
Und rufet alle Mann für Mann: Die Knechtschaft hat ein Ende!
Laßt wehen, was nur wehen kann, Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut uns, Mann für Mann, zum Heldentode mahnen:
Auf! Fliege stolzes Siegspanier voran den kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier den süßen Tod der Freien.
Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Preußenland? Ist's Schwabenland?
Ist's Pommernland? Westfalenland?
Ist's wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist's wo der Sand der Dünen weht?
Ist's wo am Belt die Möve zieht?
Ist's wo die Donau brausend geht?
O nein! nein! nein! O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein!
Sein Vaterland muß größer sein!
Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
So nenne mir das große Land!
Ist's Land der Schweizer, ist's Tirol?
Gewiß ist es das Österreich,
Das Land und Volk gefiel, mir wohl;
an Ehren und an Siegen reich?
doch nein! nein! nein! O nein!, nein!, nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
Das ganze Deutschland muß es sein!
Was ist des Deutschen Vaterland?
Das ganze Deutschland soll es sein!
So nenne mir das große Land!
O Gott vom Himmel sieh darein!
So weit die deutsche Zunge klingt
Und gib uns rechten deutschen Mut,
und Gott im Himmel Lieder singt,
daß wir es lieben treu und gut.
das soll es sein! Das soll es sein!
Das wack,rer Deutscher, nenne Dein!
Das ganze Deutschland soll es sein!