Ein Gedicht zur Ehre Ernst Zündels

Ungreifbar ist der Sonne Licht,
das sich durch Gitterstäbe bricht.
Obwohl es keine Hürden kennt,
obwohl es deinen Namen nennt,
siehst du die Feuerkugel nicht.

Hoch oben an der Kerkerwand
wird hell die Zeit in Stein gebrannt.
Ein paar Minuten träumst du leise
auf kurzer Lichterbogenreise,
die alle deine Hoffnung bannt.

Dort draußen pulst das Leben weiter,
dort draußen sind die Menschen heiter.
Du aber darbst für Jahre noch
in diesem dunklen Kerkerloch,
verdammt als kühner Wahrheit Streiter.

Man sprach: "Die Offenkundigkeit
ist die Religion unsrer Zeit,
das Fundament der starken Macht,
sie hat uns auf den Thron gebracht."
Du aber sätest Zweifel breit.

Das klang in tausend Hirnen fort.
Die Herrscher fürchteten dein Wort
und spien dich: Hasser, Heuchler, Hetzer,
Verleugner, Irrer, Messerwetzer,
Aufwiegler zum Menschenmord...

Und auch ihr treuer Schinderknecht
sprach nicht in Volkes Namen Recht,
sprach nur das Amen seiner Herren,
ließ dich in diese Zelle sperren,
sonst wär’s für seine Laufbahn schlecht.

Denn Wahrheit ist ein schweres Gut,
sie nötigt Kraft und fordert Mut.
Die Lüge stützt auf Paragraphen,
auf Henker und auf Kerkerstrafen,
auf Büttel und auf Ketzerblut. -

Erloschen ist der Sonne Licht.
Du stöhnst. Doch, Wack’rer, stöhne nicht!
So wisse, daß sie draußen brennt,
denn jeder, der die Wahrheit kennt,
hält für dich hundertfach Gericht!

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