Fortsetzung des Germar Rudolf Ketzerprozesses
Landgericht Mannheim
Mannheim / Ba-Wü: Vor dem Landgericht Mannheim wurde gestern der Prozeß gegen den Revisionisten Germar Rudolf fortgesetzt. Zu Prozeßbeginn rügte Rudolfs Rechtsanwältin Sylvia Stolz, daß ihr Mandant nach wie vor mit Fußfesseln vorgeführt wurde, woraufhin der Richter entgegnete, daß er angeblich schon zu Prozeßbeginn verfügt habe, daß ihm im Prozeßgebäude keine Fußfesseln anzulegen sind. Gleichzeitig versprach er, daß künftig eine solche Vorführung vom Gefängnis Heidelberg aus nicht mehr stattfinden werde. Im Publikum diesmal u. a. auch Dr. Rolf Kosiek vom Grabert-Verlag. Im Vergleich zum ersten Prozeßtag hielt sich das Medieninteresse in deutlichen Grenzen.
Rudolf selber setzte vor Gericht die Schilderung seines Lebens fort, mit der er bereits am ersten Prozeßtag begonnen hatte. Dabei behandelte er besonders seine Erlebnisse in den USA. So schilderte er u. a. eine Begegnung mit Peter Stahl, eines Neffen von „Gestapo-Müller“, dessen Eltern nach dem Krieg nach Amerika ausgewandert waren und der ihn mit dem früheren FBI-Beamten Bob Crowley zusammenbrachte, der ihm seine Auffassung vom Attentat auf Kennedy nahebrachte. Eine Auffassung, die nicht mit den landläufigen Theorien zum besagten Mord übereinstimmt und die Rudolf zum Verfassen des bislang nur in Englisch erschienenen Buch „Regicide“ (Königsmord) veranlaßte. Nach Meinung Rudolfs waren es nicht zuletzt seine in diesem Buch vorgetragenen Theorien zum Mord an John F. Kennedy, die zu seiner Abschiebung aus den USA führten. Darüber hinaus sprach Rudolf von seinen Begegnungen und Kontakten zu verschiedenen international bekannten Revisionisten - sowie von seiner Kontaktaufnahme zum SPIEGEL-Autor Frithjof Meyer, dessen Aufsatz über gewisse Opferzahlen in der Zeitschrift OSTEUROPA gerade in revisionistischen Kreisen für erhebliches Aufsehen gesorgt hatte.
In der Nachmittagsverhandlung widmete sich der Angeklagte vornehmlich der wissenschaftlichen Seite seiner Ansichten, wobei er sich erneut gegen die politische Gängelung der Geschichtswissenschaft in der Bundesrepublik wandte. So bezeichnete er die heutige Bundesrepublik als wissenschaftsfeindlich und geschlossene Gesellschaft, die an magische Tabus glaube und die weder eine Demokratie noch ein Rechtsstaat sei, sondern allenfalls eine „demokratische Diktatur“.
Ansonsten verlief die Verhandlung eher unspektakulär. Der Prozeß wird am 4. Dezember fortgesetzt. Wir danken Günter Deckert für die Bereitstellung seiner Notizen zum Prozeßverlauf.
Quelle: Störtebeker-Netz, 17.11.06