Aus The Journal of Historical Review Ausgabe Mai/Juni 1995 (Übersetzung)
Als er am 7. Januar in New York starb, der Stadt, in der er geboren
war und die meiste Zeit seines Lebens verbrachte, war Murray N. Rothbard
einer der führenden freiheitlichen Denker und Aktivisten seiner Zeit.
Mit seinem Dahinscheiden erlitt die Welt der ungefesselten Gelehrsamkeit
einen schrecklichen Verlust. "Als eine freiheitliche Persönlichkeit",
kommentierte Pat Buchanan, "ist er einer der Riesen der Nachkriegsära."
"Ich wuchs in einer kommunistischen Kultur auf", erinnerte sich
Rothbard einmal. "Die Juden der Mittelklasse in New York, unter denen
ich lebte, ob Familie, Freunde oder Nachbarn, waren entweder Kommunisten
oder Mitläufer in der kommunistischen Einflußsphäre. Ich
hatte zwei Paar Onkel und Tanten, auf beiden Seiten meiner Familie, die
in der kommunistischen Partei waren. Doch ich war von Anfang an ein Rechtsorientierter
und scharf antisozialistisch."
"Bei einem Familienzusammensein, auf dem, wie ich mich besonders erinnere,
endlose Zusicherungen bedingungsloser Unterstützung des 'Loyalistischen'
Spaniens während des Zivilkrieges gegeben wurden, "machte ich
als 11 oder 12jähriger den Mund auf und fragte: 'Was ist denn überhaupt
falsch mit Franco?...Meine Frage stoppte die Unterhaltung ganz schön,
aber ich erhielt nie eine Antwort."
Als Jungakademiker an der Columbia Universität meldete er sich 1948
bei den "Studenten für Thurmond," einer pro-Trennung rechts-Gruppe,
die (wie er sich später erinnerte) "einen New Yorker Juden einschloß,
mich."
Während 22 Jahren unterrichtete Dr. Rothbard Wirtschaftswissenschaften
am Politechnischen Institut von Brooklyn, und ab Mitte der 80er war er
S. J. Hall...distinguished...Professor/Dozent.. für Wirtschaftswissenschaften
an der Universität von Nevada, Las Vegas.
Die Schriften Murray Rothbards waren durch innovatorische Einsicht und
Skeptizismus hinsichtlich jeder Orthodoxy charakterisiert. Sein außerordentliches
Schaffen - das volkswirtschaftliche Theorie, Politik, politische Theorie,
Philosophie, Soziologie und Geschichte umfaßt - besteht aus ca. 25
Büchern und Tausenden von Artikeln, Essays, Reden und Reviews, sowohl
populärwissenschaftlicher als auch wissenschaftlicher Art, die in
einer großen Anzahl von Journalen, Mitteilungsblättern und Zeitungen
erschienen.
Im Laufe der Jahre war Rothbard auch Editor oder co-Editor von Left and
Right (Links und Rechts), Libertarian Forum und, in der Zeit bis zu seinem
Tode, der Review of Austrian Economics, dem Journal of Libertarian Studies
und dem Rothbard-Rockwell Report.
Sein einflußreichstes Werk ist wahrscheinlich Man, Economy and State
(Mensch, Wirtschaft und Staat (1962). Dieses Buch, das vielleicht der beste
Text über Wirtschaftstheorie ist, der jemals geschrieben wurde, bietet
eine wissenschaftliche Darlegung der Methodologie in Wirtschaftswissenschaft
der "Österreichischen Schule", mit grundlegenden Einsichten
in Monopol-Theorie und andere Gebiete.
Seine Arbeit aus dem Jahre 1963, America's Great Depression ( Amerikas
Große Depression) ist der erste größere Text, der eine
revisionistische Beschuldigung über Herbert Hoover als einen pre-New
Deal Interventionisten bringt. Peinlich genau und brilliant schreibt sie
die Schuld an der großen sozialwirtschaftlichen Katastrophe der Handlung
der Regierung, insbesondere in Form von inflationärer Kredit-Erweiterung
der Federal Reserve Bank, zu.
Rothbards letztes Werk, eine zweibändige Geschichte über das
wirtschaftswissenschaftliche Denken, brachte viele bis dahin weitgehend
ignorierte Beiträge zur wirtschaftlichen und politischen Theorie aus
Quellen, die so verschieden sind, wie von dem uralten chinesischen, individualistischen,
anarchistischen Chuang Tzu bis zu den wirtschaftlichen Beiträgen der
spätmittelalterlichen spanischen Studien. Das Werk dämpft auch
überzeugend das überbewertete Ansehen von Adam Scmith.
In einer gerechten Welt würde Murray Rothbard den Nobel-Preis erhalten
haben.
Durch sein ganzes Erwachsenenleben war Rothbard ein überzeugter Verfechter
von individueller Freiheit und ein scharfer Gegner des "welfare-warfare
("Wohlfahrts-Kriegskunst") Staates. Schon früh schloß
er sich den "Old Right" Gegnern von Franklin Roosevelts New Deal
und den "America First" Gegnern der ausländischen militärischen
Interventionen an.
Unerbittlich feindlich gegenüber Krieg und Kriegspropaganda war er
einer der wenigen, die sogar während der bedrückenden Ära
des Kalten Krieges seiner Überzeugung treu blieb. Zusammen mit Garet
Garrett, John T. Flynn und Harry Elmer Barnes fuhr er standfest fort, sich
dem militärisch-industriellen Komplex und der militärischen Abenteuerlust,
die ein integraler Teil der "fortwährender Krieg für fortwährenden
Frieden" - Politik ist, entgegenzustellen.
Bis zum Schluß blieb Rothbard ein wortgewandter Feind des Establishments,
und bekämpfte sowohl seinen liberalen als auch seinen neo-konservativen
Flügel. (Eine seiner letzten Veröffentlichungen war ein Essay
in der Washington Post, in dem er den "Contract With America"
von Newt Gingrichs und der republikanischen Partei verdammte. Er äußerte
sich durchweg verächtlich über das konservative intellektuelle
Establishment und beschuldigte den Chef der National Review, William Buckley,
"die konservative Bewegung der wahren Rechten gesäubert zu haben."
Ironischerweise brachten ihn seine anti-Regierungs, anti-Kriegs Ansichten
während des Vietnam Krieges in taktische Verbindung mit der Linken.
Rothbard machte die Sache des historischen Revisionismus mit all ihren
Aspekten zu seiner eigenen, eingeschlossen Tabu-Themen über den Zweiten
Weltkrieg. Er war ein Kollege von Harry Elmer Barnes, dessen letztes veröffentlichtes
Werk Pearl Harbor After a Quarter Century" ("Pearl Harbour nach
einem Vierteljahrhundert") in einem Journal co-edited von Rothbard
erschien. Er steuerte auch ein Essay für die ausgezeichnete Anthologie,
Harry Elmer Barnes: Learned Crusader (Harry Elmer Barnes: Akademischer
Kreuzfahrer) bei. (Erhältlich vom IHR).
Obwohl nicht religiös, hatte Rothbard große Achtung für
den christlichen Glauben, insbesondere für den Römischen Katholizismus,
den er als zum größten Teil verantwortlich für die Schaffung
und Erhaltung der westlichen Kultur machte. Er lehnte die abweisende Haltung
gegenüber Religion, westliche Kultur und traditionelle Moral vieler
Mit-Libertarianer ab.
Verständlicherweise zeigen Rothbards wissenschaftliche Schriften nichts
von seinem ansteckend lebhaften Temperament oder seiner warmen Persönlichkeit.
Wie Joseph Sobran in einem Tribut zu seinem Gedächtnis feststellte:
Bis zum Ende behielt er seine immer-mit-dem-Kopf-voran Energie, seinen breitgefächerten Wissensdurst und diese wunderbare Kombination von Entschiedenheit und Aufgeschlossenheit: Er hatte Tausend feste Ansichten, doch er war immer bereit, seine Meinung zu ändern, wenn Gründe und Beweise das rechtfertigten. Er freute sich darüber, wenn er seine Meinung ändern konnte, weil er ein wirklich lebendiger Geist war, der sich ungeduldig mit der Wirklichkeit auseinandersetzen wollte und von ihr überrascht war. Ein neuer Gedanke war für ihn wie ein Geburtstagsgeschenk... In seinen tiefsten Überlegungen war etwas von einem Kind, das Spaß hatte.
Als Person war er erdgebunden, natürlich und wunderbar komisch..
Es war soviel Spaß, ihn um sich zu haben, daß man leicht vergessen
konnte, welch imponierender Denker er war; es kam ihm nie in den Sinn,
andere Menschen zu beeindrucken.
Nur zwei Wochen vor seinem Tode brach Rothbard in "Jubel" darüber
aus, daß eine sterile Ära im amerikanischen Leben, wie es schien,
zu Ende ging. Es war ein längeres Essay über die kürzliche
Veröffentlichung und den Eindruck von The Bell Curve, dem Bestseller
von Richard Herrnstein und Charles Murray.
Jahrzehnte hindurch, schrieb Rothbard,
war es eine Schande und Tabu für jedermann, über bittere Wahrheiten öffentlich zu sprechen oder zu schreiben, die jeder, und ich meine jeder, in seinem Herzen und im stillen kannte: Das sind die fast offensichtlichen Wahrheiten über Rasse, Intelligenz und Vererblichkeit.
Was weithin allgemein geteilte Kenntnis über Rasse und Ethnizität unter den Autoren, Publizisten und Wissenschaftlern war, wurde in den 1930ern plötzlich durch den kommunistischen Anthropologen Franz Boas und seinen Kollegen vom öffentlichen Marktplatz vertrieben und war seitdem tabu.
Ich meine, daß im Prinzip die offensichtlichen Tatsachen, daß Individuen, ethnische Gruppen und Rassen unter sich selbst in Intelligenz und vielen anderen Eigenschaften differieren und daß Intelligenz, ebenso wie weniger kontroverse Eigenschaften des Temperaments, zum großen Teil vererbt sind.
Indem er die Wirkung der The Bell Curve mit einem Dammbruch vergleicht,
schrieb Rothbard, daß das Buch und seine Aufnahme einen "wirklich
revolutionären Wandel" in der amerikanischen Gesellschaft und
ihrem Denken kennzeichnet. "Es sieht so aus, als sei den linken Verfechtern
des Egalitarianismus und der Nachrichtensperre-und-Verleumdungs-Gang ein
tödlicher Schlag versetzt worden," frohlockte er abschließend.
Es ist wahrscheinlich, daß eines Tages die fünf Jahrzehnte nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges als die intellektuell unfruchtbarsten
in der Geschichte Amerikas betrachtet werden. Falls unsere Nation und unsere
Lebensweise überleben, werden sich zukünftige Generationen mit
Dankbarkeit Murray Rothbards und daran erinnern, daß er während
dieser dunklen Periode ein kostbares Licht von gesundem Verstand und von
Vernunft lebendig erhielt und es wie ein führendes Leuchtfeuer in
die Zukunft richtete.